Neujahrsempfang für die Angehörigen des Diplomatischen Korps

Schwerpunktthema: Bericht

12. Januar 2018

Elke Büdenbender hat am 12. Januar die Angehörigen des Diplomatischen Korps und die Vertreterinnen und Vertreter der von ihr unterstützten Organisationen und Initiativen zum traditionellen Neujahrsempfang in Schloss Bellevue eingeladen.


Elke Büdenbender hat am 12. Januar die Angehörigen des Diplomatischen Korps und die Vertreterinnen und Vertreter der von ihr unterstützten Organisationen und Initiativen zum traditionellen Neujahrsempfang in Schloss Bellevue eingeladen.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Sie alle hier heute in Bellevue begrüßen zu dürfen – zu meinem ersten Neujahrsempfang – darüber freue ich mich sehr! Von Herzen wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesundes und erfüllendes neues Jahr – möge es ein für uns alle friedliches sein.

Traditionell diente der Neujahrsempfang dazu, die Partnerinnen und Partner der Mitglieder des Diplomatischen Korps in Schloss Bellevue zu empfangen. Deshalb möchte ich damit beginnen, Ihnen für Ihre Unterstützung zu danken, die Sie dem Bundespräsidenten und mir bei den Auslandsreisen, aber auch bei Besuchen von Staatsoberhäuptern hier in Bellevue, im vergangenen Jahr haben zuteilwerden lassen.

Ich bin aber auch sehr froh, dass es mittlerweile zur Tradition geworden ist, dass auch Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen, Vereinen und Organisationen, mit denen die Ehefrau oder Partnerin des Bundespräsidenten im Vorjahr zusammengearbeitet hat, dabei sind.

Für mich stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen des Neuanfangs. Über 20 Jahre lang habe ich als Verwaltungsrichterin gearbeitet, und das auch sehr gerne. Trotzdem fand ich, dass der Zeitpunkt ein guter war, etwas ganz anderes zu machen. Und diese Entscheidung war richtig. Für meine jetzige Funktion und für die nächsten noch rund vier Jahre habe ich mir viel vorgenommen: wichtige Themen wie Bildungsgerechtigkeit und die berufliche Aus- und Weiterbildung gesetzt und kompetente Partner zur Zusammenarbeit gefunden.

Und ich habe in den fast zehn Monaten, in denen mein Mann nun im Amt des Bundespräsidenten ist, schon viele beeindruckende Menschen kennengelernt. Im In- wie auch im Ausland. Menschen, die neben dem Beruf und der Familie so viel Gutes tun. Die sich für andere Menschen einsetzen und ihnen helfen, wo und wie sie nur können. Die Ideen haben, Projekte auf die Beine stellen.

Viele von diesen wunderbaren Menschen sind heute hier, und darüber bin ich sehr froh. Sie alle tragen dazu bei, das Leben anderer ein Stück lebenswerter zu machen. Mit vielen von Ihnen durfte ich bereits zusammenarbeiten, Einblick in ihre beeindruckende Arbeit nehmen und sie sogar, so gut es mir eben möglich ist, unterstützen. Andere unter Ihnen, wie die Partnerinnen und Partner der Mitglieder des Diplomatischen Korps, tragen maßgeblich zum besseren Verständnis anderer Kulturen und somit zum friedlichen Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen bei. Und in einer Zeit, in der Nationalismus und Ressentiments politisch immer mehr Unterstützung finden, ist das von wachsender Bedeutung. Wir alle müssen uns gegen Intoleranz, Rassismus und Bösartigkeit wehren, egal, wo sie sichtbar werden.

2017 war auch ein Jahr, das uns weltweit alle ziemlich in Atem gehalten, ja erschüttert hat, und das uns in Deutschland vor allem Ende September – bei der Bundestagswahl – gezeigt hat: auch in unserem Land muss sich etwas ändern. Dass es vielen von uns zwar – vor allem im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt – ziemlich gut geht, aber eben nicht allen von uns. Wir dürfen den Blick für die anderen, die nicht in unserem direkten Umfeld leben, nicht verlieren. Wir müssen über den berühmten Tellerrand hinausblicken und hinsehen, wie es in anderen Teilen der Republik aussieht, gerade wenn wir aus Berlin oder einer der anderen Großstädte kommen.

Auf unseren Reisen durch die Bundesländer haben wir Gegenden gesehen, in denen es kaum mehr Infrastruktur gibt, die uns in Berlin das Leben so angenehm machen. Und trotzdem gibt es Menschen, die dort bleiben, und es gibt Menschen, die sich einsetzen dafür, dass ihre Gemeinde wieder lebens- und liebenswert wird.

Im vergangenen Jahr wurde viel von Politikverdrossenheit gesprochen. Menschen verlören ihren Glauben an die Politik und das Vertrauen in Politiker, hieß es. Die Unzufriedenheit – ja, auch Wut und Enttäuschung – vieler Menschen führe zur Abkehr von politischen und gesellschaftlichen Belangen. Ich möchte hier den Bundespräsidenten – meinen Mann – zitieren: Nicht alle, die sich abwenden, sind deshalb gleich Feinde der Demokratie. Aber sie alle fehlen der Demokratie. Deshalb gilt es auch im neuen Jahr Wege zu finden, die Demokratie zu stärken, und zwar bei Alt und Jung, in der Stadt und auf dem Land.

Schon in der Schule und dort besonders muss das Interesse an der Politik, aber auch an anderen Dingen, die eine Gesellschaft ausmachen – die Menschen, aber auch Kunst, Kultur, Religion – erzeugt werden. Schulen sind für die meisten Kinder und Jugendlichen herausragend wichtige Lern- und Lebensorte. Dort verbringen die jungen Menschen den größten Teil des Tages. Und dort lernen sie, wie wir in einer vielfältigen, bunten Gesellschaft rücksichtsvoll miteinander umgehen sollten, aber auch sich zu beteiligen und eigene Interessen zu vertreten.

Mein altes Berufskolleg in Siegen, dessen Patin ich im September geworden bin, setzt sich beispielsweise als Schule ohne Rassismus gegen jede Form der Diskriminierung im Schulleben ein und tut sehr viel für die Integration von geflüchteten jungen Menschen. Ich könnte viele weitere Beispiele anführen.

Aber auch außerschulische Projekte dienen dem Verständnis von Demokratie. In Niedersachsen beispielsweise schauten wir Schülerinnen und Schülern bei einem politischen Planspiel namens Pimp Your Town zu, in dem sie über Themen, die sie und ihre Heimatstadt betrafen – den Bau von Einkaufszentren, Schwimmbädern etc. – diskutierten. Die Begeisterung zu spüren, mit der sie das taten, war eine Wohltat!

Darüber hinaus ist aber auch die kulturelle Teilhabe von herausragender Bedeutung. Ich möchte hier nur eine Initiative als Beispiel nennen: Der Verein "Zukunft Konzerthaus e. V." lädt jedes Jahr Kinder im Alter von sechs bis zwölf aus sozial schwachen Familien ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu einem Nachmittag mit klassischer Musik ein. Das ermöglicht es diesen jungen Menschen, in eine andere Welt, in die der Musik, einzutauchen.

Aber natürlich dürfen wir die Verantwortung für das alles nicht nur auf die Schulen und andere Institutionen übertragen. Auch Eltern müssen sich bewusst machen, dass ihre Kinder sie zum Vorbild nehmen. Unbedachte, womöglich abfällige Äußerungen – z. B. über die Politiker – haben Einfluss auf das eigene Empfinden und Denken der Kinder und Jugendlichen. Eltern sollten sich die Zeit nehmen, den Kindern zu erklären, was in der Gesellschaft passiert und warum sie gerade mit manchem unzufrieden sind. Nur so können Kinder zu Menschen werden, die kritisch, aber ohne Vorbehalte denken, die sich interessieren und die Dinge verstehen wollen, die in Austausch mit anderen treten, um deren Meinung zu hören und sie mit der eigenen in Einklang zu bringen.

Solche Menschen braucht eine Demokratie.

Ich weiß, dass Sie alle hier im Saal in dieser Hinsicht viel tun und auch viel bewegen. Auch ich möchte mich während der Amtszeit meines Mannes dafür einsetzen, vor allem jungen Menschen eine Perspektive zu geben – unter anderem im Rahmen meiner Schirmherrschaften für das Müttergenesungswerk, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, UNICEF, Teach First und die Initiative Klischeefrei. Ich möchte mich engagieren für Projekte, Initiativen und einzelne Menschen, die sich einsetzen für andere, für unser Land, für die Demokratie.

Mein persönlicher Schwerpunkt soll dabei auf der Beruflichen Bildung liegen. Ich möchte Jugendliche darin bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen – unabhängig von Erwartungen der Eltern oder tradierten Geschlechterbildern. Und ich möchte helfen aufzuzeigen, wie vielfältig die Bildungswege in Deutschland sind.

Nur wer seinen eigenen Weg geht und für sich selbst Perspektiven sieht, wird ein zufriedenes und erfülltes Leben führen. Er wird sich als Teil der Gesellschaft sehen, sich im Umkehrschluss in diese einbringen und sich nicht enttäuscht und wütend von ihr abwenden. Deshalb: Lassen Sie uns gemeinsam Perspektiven schaffen und allen Menschen ein selbstbestimmtes, erfüllendes Leben ermöglichen. Lassen Sie uns nun ins Gespräch kommen und das neue Jahr anpacken. Ich freue mich darauf!

Vielen Dank und seien Sie nochmals herzlich willkommen!