Daniela Schadt hat am 17. Dezember die Kinderklassikgala im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin besucht. Der Förderverein Zukunft Konzerthaus e. V. lädt jedes Jahr Kinder zu einer Kinderklassikgala ein, um ihnen klassische Musik und das Konzerthaus näherzubringen. In diesem Jahr wurde das eigens für das Konzerthaus konzipierte Musikstück Kranichflug
aufgeführt. Gemeinsam mit den Sängern und Musikern begleitete das Publikum einen Zug Grauer Kraniche aus der schwedischen Heimat über Polen, Deutschland und Frankreich bis nach Südspanien. Die verschiedenen musikalischen Traditionen der überflogenen Länder prägten dabei den Flug.
Ansprache von Daniela Schadt:
Wie schon Goethe, ein bedeutender deutscher Dichter, sagte: Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen
. Na, dann machen wir uns doch heute mal auf – aber nicht alleine:
Heute begleiten wir die Kraniche auf ihrem Flug von Schweden über Polen, Deutschland und Frankreich bis nach Spanien. Das ist eine sehr weite Reise, auf der es musikalisch viel zu entdecken gibt.
Wir beginnen unsere Reise in Schweden. Ihr kennt das Land ganz gewiss aus den Büchern und Filmen über Pipi Langstrumpf und die Kinder aus Bullerbü. Vielleicht habt Ihr auch schon von Nils Holgerssons wunderbarer Reise mit den Graugänsen gehört. Das Land im Norden mit den großen Wäldern, zahlreichen Seen und den vielen roten Holzhäuschen ist aber nicht nur für seine großartigen Kinderbücher bekannt, sondern auch für seine Volkslieder, die wir heute auf der Durchreise ein wenig kennen lernen.
Auf unserem Weg fliegen wir mit den Zugvögeln weiter über Polen. Das ist unser Nachbar im Osten, gar nicht weit von hier. Hier lebte einst Frédéric Chopin, der wohl bekannteste polnische Komponist. Wir werden gleich eine seiner wunderbaren Mazurken hören. Die Mazurka ist ein slawischer und recht ausgelassener Gesellschaftstanz.
Wenn wir unser östliches Nachbarland hinter uns gelassen haben, sind wir schon an der Ostsee in Deutschland. Vielleicht rasten wir auf der Insel Kirr im Bodden nahe Fischland/Darß/Zingst. Kennt Ihr diese Halbinsel, die ganz in der Nähe von Rügen liegt? Kirr und die Werderinseln östlich von Zingst gehören zu den beliebtesten Rastplätzen für Kraniche in ganz Deutschland. Ich habe dort schon oft beobachtet, wie ganze Schwärme in großen keilförmigen Formationen am Himmel aufsteigen – ein phantastisches Naturschauspiel. Aus Deutschland, das wir von Nordosten nach Südwesten überqueren, stammen viele und sehr bekannte Komponisten. Vielleicht habt Ihr schon mal die Namen Bach, Beethoven oder Wagner gehört. Kennen lernen werdet Ihr heute den Komponisten Engelbert Humperdinck. Die Geschichte von Hänsel und Gretel – das Märchen über die Geschwister, die sich um Wald verirren und dort auf eine böse Hexe im Knusperhäuschen stoßen – hat Engelbert Humperdinck für seine Oper Hänsel und Gretel verwendet. Ihr werdet gleich ein wunderschönes Duett über 14 Englein hören, die den Schlaf der zwei Geschwister im Wald bewachen.
Nicht nur aus Deutschland sondern auch aus Italien, Österreich und Frankreich stammen viele berühmte Komponisten klassischer Musik. Womit wir schon auf der nächsten Station unserer Reise sind: Wir erkunden mit den Kranichen Frankreich, unser westliches Nachbarland. Frankreich ist das Land des Chansons, des Cancans und der Marseillaise. Es ist auch das Land, das viele von Euch aus der Schule durch Der kleine Nick
kennen. Begegnet sind Euch vielleicht auch schon Der kleine Prinz
oder Babar der Elefant
. Bekannt ist Frankreich aber auch für seine brillanten Komponisten wie Georges Bizet, Maurice Ravel oder eben Gabriel Fauré, der uns heute musikalisch begegnen wird.
Vom Süden Frankreichs ist es nicht mehr weit bis zur letzten Station unserer Reise – nach Spanien. Dort werden wir mit den für Spanien typischen Klängen eines Flamencos empfangen. Diese Musik, zu der Gitarren und Kastagnetten gehören, stammt aus der südspanischen Region Andalusien, wo Kraniche nach ihrer langen Reise überwintern, weil es dort auch im Winter so angenehm warm ist. Das wird sicherlich ein großer Spaß, mit dem wir am Ziel unserer Reise ankommen!
Danken möchte ich dem Förderverein Zukunft Konzerthaus e. V. und – stellvertretend für alle Mitarbeiter des Konzerthauses – dem Intendanten Professor Sebastian Nordmann, dass uns auch in diesem Jahr wieder ermöglicht wird, spielerisch in die Welt der klassischen Musik einzutauchen und, um es mit Goethe zu sagen, so unseren Horizont zu erweitern.
Ich bin mir sicher, wir werden heute Wunderbares erleben und vor allem werden wir Wunderbares hören. Ich wünsche Euch und uns allen eine unvergessliche musikalische Reise auf der Route des Kranichs.
Herzlichen Dank!