Daniela Schadt hat am 10.Mai den Förderverein für das Büchereiwesen in Rhede e.V. in Rhede anlässlich des zehn-jährigen Jubiläums besucht. Vor der Festveranstaltung wurde sie im Rahmen einer Führung durch die Bücherei St. Gudula mit der Arbeit des Vereins und dem Bibliothekswesen in Rhede vertraut gemacht.
Der Förderverein für das Büchereiwesen in Rhede e.V. setzt sich seit zehn Jahren für die örtlichen öffentlichen Büchereien in Rhede ein und versucht mit vielen Aktionen und Gesprächen auf die Probleme des Bibliothekswesens in Deutschland hinzuweisen Der Förderverein engagiert sich in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland für die Schaffung guter Bibliotheksgesetze und bessere Rahmenbedingungen für das Bibliothekswesen.
Ansprache von Daniela Schadt:
Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort
Ich gratuliere zum zehn-jährigen Jahrestag des Fördervereins für das Büchereiwesen in Rhede e.V. und freue mich, dass ich die Festlichkeiten zum Jubiläum heute mit Ihnen hier im Rheder Ei begehen darf. An zwei Orten Ihres Wirkens – in der Bücherei St. Gudula und dem Bücherkeller – konnte ich mir gerade ein Bild davon machen, worin die Arbeit des Fördervereins besteht. Was Sie in den letzten zehn Jahren für die Bürger der Stadt Rhede geleistet haben, ist beachtlich! Insbesondere Ihre Idee des Bücherkellers als Finanzierungsgrundlage für das örtliche Büchereiwesen hat mich überzeugt.
Dass ich heute hier bin, ist vor allem der Beharrlichkeit Ihres ersten Vorsitzenden, Herrn Martin Wagener, zu verdanken. Ich habe Herrn Wagener ganz zu Anfang der Amtszeit von Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Bürgerfest im Jahr 2012 kennen gelernt. Er hatte mir von der Arbeit des Fördervereins mit einer solchen Begeisterung berichtet, dass ich schon damals gern direkt nach Rhede gefahren wäre. Ausschlaggebend für meinen heutigen Besuch war aber auch die Ausdauer, mit der Herr Wagener seine Einladung nach Rhede stetig wiederholte. Sein Enthusiasmus und seine Ausdauer sind zwei grundlegende Charaktereigenschaften, die für die Mühe und Rückschläge, die mit einem ehrenamtlichen Engagement häufig einhergehen, unerlässlich sind und sicherlich für den Erfolg des Fördervereins für das Büchereiwesen in Rhede e.V. mit ursächlich sind.
Auch der Inhalt Ihres Engagements, der Erhalt und die Förderung von Bibliotheken, ist mir selbst ein Herzensanliegen. Ich liebe es zu lesen – das gilt sowohl für das gedruckte Wort in Büchern als auch in anderen Printmedien wie beispielsweise der Tagespresse. Das Buch und die Zeitung dienen nicht nur zur Entspannung und als Informationsquelle, sondern gehörten für mich zu den wichtigsten kulturellen Errungenschaften unserer Gesellschaft. Aber unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft im Umbruch. Digitale Technologien durchdringen unseren Alltag und bieten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Sicherlich machen sich viele unter Ihnen Gedanken um die Bedeutung des gedruckten Wortes im Zeitalter digitaler Medien. Der Aufstieg der elektronischen Medien wird von einigen als das Ende der Buchkultur erlebt. Sieht man sich in Wartezimmern oder auf einer Zugfahrt um, so kann man tatsächlich diesen Eindruck gewinnen. Dem Eindruck möchte ich hier aber Zweierlei entgegenhalten:
1. Eine Studie aus dem letzten Jahr hat ergeben, dass die Jugendlichen in Deutschland wieder mehr lesen. Dabei greifen immerhin 40 Prozent der zwölf- bis 19-Jährigen vor allem zu gedruckten Büchern. Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ebenfalls im letzten Jahr mitteilte, nimmt der Anteil der Jugendlichen, die sich Bücher kaufen, zu: 14,3 Millionen Kunden kauften im Jahr 2012 Kinder- und Jugendbücher – im Jahr 2011 waren es 14,1 Millionen und 2010 13,4 Millionen Kunden.
2. In der heutigen Diskussion über den Einfluss der digitalen Medien auf die Printmedien wird gern vergessen, dass auch die Entwicklung des Buchdrucks nicht nur einen Fortschritt bedeutete, sondern mit einem kulturellen Verlust einher ging. Durch die schriftliche Fixierung der bisher mündlich tradierten Geschichten ging ein Stück zwischenmenschlicher Interaktion verloren. Das durch die mündliche Wiedergabe notwendige Beisammensein des Erzählers und der Zuhörer hatte eine identitätsstiftende Wirkung in Familien und Gemeinschaften. Eine Wirkung, die durch das sehr individuelle Lesen in den Hintergrund tritt und zur Individualisierung und im schlimmsten Fall zur Isolation und Vereinsamung beiträgt. Trotz dieses Verlusts an Gemeinschaftsgefühl stimmen Sie mir sicherlich zu, dass es in unserer heutigen, nahezu völlig literarisierten westlichen Welt unmöglich ist, sich eine Welt ohne gedruckte Medien vorzustellen. Unsere Traditionen und Erinnerungen sind in Geschichtsbüchern verzeichnet, unsere politische Identität ist in Gesetzestexten und Vorschriften verankert und unsere persönlichen Ansichten vielleicht in religiösen Werken dargestellt.
Ich denke, es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, dass das Buch und andere Printmedien unsere Gesellschaft auch weiterhin wesentlich prägen werden, auch wenn eventuelle Anpassungen – wie es die Umstrukturierungen in der Presselandschaft deutlich machen – an das digitale Medienzeitalter notwendig sind. Es bleibt also für den Förderverein für das Büchereiwesen in Rhede e.V weiterhin viel zu tun.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dem Förderverein – auch stellvertretend für die vielen anderen Fördervereine für Büchereien und Bibliotheken in Deutschland – und den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern für den Einsatz zugunsten der Bibliotheken danken. Der Förderverein führt für die Gesellschaft wichtige Aufgaben für den Erhalt, die Förderung und Weiterentwicklung von Büchereien durch. Ohne die zahllosen Fördervereine für Büchereien bei uns im Land würden sehr viele Büchereien von der Landkarte verschwinden. Büchereien sind nicht nur Kultur, sondern notwendige Bildungseinrichtungen. Sie informieren, inspirieren, öffnen Welten. Deshalb ist es gut, dass Büchereien so viele aktive Förderer haben wie Sie!
Ich freue mich nun auf das weitere Programm und auf die Gespräche mit Ihnen.