UNICEF-Schirmherrin Bettina Wulff hat am 20. Dezember 2011 in Berlin den deutschen Nachwuchsfotografen Kai Löffelbein als Sieger des internationalen Wettbewerbs "Foto des Jahres 2011" ausgezeichnet. Das Bild des 30-Jährigen zeigt einen Jungen auf der Giftmüllhalde Agbogbloshie in der Nähe von Ghanas Hauptstadt Accra. Umgeben von hochgiftigen Dämpfen und Elektroschrott aus dem Westen hält der Junge das Skelett eines Bildschirms in die Höhe. Allein aus Deutschland werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich etwa 100.000 Tonnen Elektromüll nach Afrika verschifft.
"Das UNICEF-'Foto des Jahres 2011' öffnet uns die Augen, wie stark Kinder sein müssen. Sie meistern Ihr Leben unter unerträglichen, für uns unvorstellbaren Bedingungen. Damit appelliert es an unser Verantwortungsbewusstsein – für alle Kinder dieser Welt", sagte Bettina Wulff bei der Preisverleihung in Berlin.
Den zweiten Preis erhielt der Spanier JM Lopez. Sein Foto zeigt die Auswirkungen der Unterernährung im Osten Guatemalas für die Zukunft
dieser und der nächsten Generation. Die amerikanische Fotografin Mary F. Calvert wurde für ihre Bilder aus Nigera, die Kinder zeigen, die gegen Kinderlähmung geimpft werden, mit dem dritten Platz geehrt.
Der Preis für das UNICEF-"Foto des Jahres" wird seit 2000 international ausgeschrieben. Neben den ersten drei Preisträgern bestimmte die Jury sechs weitere Ehrungen. In diesem Jahr hatten 119 von internationalen Experten nominierte Fotografen aus 32 Ländern insgesamt 1.228 Bilder eingereicht. Mit dem Preis werden Fotografen geehrt, die Kinder und deren Lebensumstände auf herausragende Weise dokumentieren.
Die gesamte Ansprache von Bettina Wulff:
"Ich freue mich, dass Sie alle heute zur Auszeichnung für das „UNICEF-Foto des Jahres“ gekommen sind.
Als ich die prämierten Fotos zum ersten Mal gesehen habe, fehlten mir die Worte. Verzweiflung, Wut, Unverständnis über die Lebensbedingungen, in denen viele Kinder heutzutage immer noch aufwachsen müssen – all diese Emotionen riefen die Fotografien auch bei mir hervor. Die Bilder machen betroffen und traurig, aber sie rütteln auch auf. Sie decken Missstände auf, indem sie uns Kinderschicksale überall Welt unmittelbar nahe bringen. Und sie zeigen uns konkret, was die Missachtung der Kinderrechte für diese betroffenen Kinder tatsächlich bedeutet.
Genau dies beabsichtigt der UNICEF- Foto-Wettbewerb: Wir alle müssen hinschauen und dürfen auch vor kritischen und unbequemen Themen nicht zurückschrecken. Wir müssen Lebenswelten von Kindern kennenlernen und Zusammenhänge verstehen.
Der Wettbewerb UNICEF-Foto des Jahres ist den Kindern der Welt gewidmet. Er steht für höchste Qualitätsansprüche im Fotojournalismus und ermutigt insbesondere junge Fotografen, die Lebensverhältnisse von Kindern zu dokumentieren und ihre Situation in den Vordergrund zu rücken. Dazu passt sehr gut, dass in diesem Jahr ein erst 30-Jähriger mit dem Preis ausgezeichnet wird.
Wir leben in einer Welt der Bilder. Und manche vergessen wir nicht. Sie machen Notlagen sichtbar, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit sind. So auch das diesjährige Siegerfoto.
Die Aufnahme zeigt einen Jungen, in der Nähe von Accra, der Hauptstadt von Ghana, von Elektroschrott umgeben auf einer Müllhalde stehend. Er hält einen alten Bildschirm in die Höhe.
Das Foto zeigt die Schattenseite des technologischen Fortschritts und es zeigt ein Thema, das uns alle angeht: Wie Elektroabfall eine Bedrohung für das Leben von Kindern auf anderen Kontinenten wird. Glücklicherweise gibt es internationale Abkommen, die den Umgang mit Elektroschrott regeln, doch es wird wohl noch sehr lange dauern, bis Kinder nicht mehr auf Müllhalden in Ghana oder irgendwo anders arbeiten müssen.
Das UNICEF-Foto des Jahres 2011 öffnet uns aber auch die Augen, wie stark Kinder sein müssen. Sie meistern Ihr Leben unter unerträglichen, für uns unvorstellbaren Bedingungen. Damit appelliert es an unser Verantwortungsbewusstsein – für alle Kinder dieser Welt.
Ich freue mich sehr, Kai Löffelbein die Urkunde für den ersten Preis im UNICEF-Fotowettbewerb 2011 überreichen zu dürfen.
Herzlichen Glückwunsch!"