Bürgerfest des Bundespräsidenten

"Pamoja – gemeinsam stärker" – unter diesem Motto laden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender in diesem Jahr zum Bürgerfest in den Park von Schloss Bellevue ein. Am Samstag, den 14. September 2024 ist Tag des offenen Schlosses.

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Mit seinem Bürgerfest würdigt der Bundespräsident das ehrenamtliche Engagement in Deutschland und wirbt zugleich für den freiwilligen zivilgesellschaftlichen Einsatz. In diesem Jahr liegt zudem ein besonderer Schwerpunkt auf unserem Nachbarkontinent Afrika.

Am Freitag, den 13. September sind Menschen aus ganz Deutschland zu Gast, die sich mit ihrem Ehrenamt in herausragender Art und Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.

Am Samstag, den 14. September ist Tag des offenen Schlosses, und der Bundespräsident heißt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger an seinem Amtssitz willkommen.

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"Pamoja – gemeinsam stärker" ist das Motto des Bürgerfestes des Bundespräsidenten 2024

An beiden Tagen bietet das Bürgerfest Gelegenheit, die große Vielfalt des Ehrenamtes kennenzulernen. Rund 50 Partner des Bürgerfestes – von kleinen Vereinen und Initiativen bis zu großen Organisationen und Unternehmen – präsentieren ihr gesellschaftliches Engagement.

Partnerbundesland des Bürgerfestes ist in diesem Jahr Niedersachsen. Internationales Partnerland des Festes ist zum ersten Mal ein außereuropäisches Land: die Republik Kenia, deren Präsident William Ruto am Bürgerfest teilnehmen wird. Das diesjährige Motto greift denn auch einen Begriff in Swahili auf: "Pamoja – gemeinsam stärker". Unter diesem Motto machen gemeinnützige Organisationen, Initiativen und Unternehmen das breite gesellschaftliche Engagement in all seinen Facetten sichtbar.

Alle Ausstellenden freuen sich auf Ihren Besuch. Im ganzen Schlosspark wartet ein umfangreiches Programm auf Sie. Und natürlich haben Sie auch die Möglichkeit, den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten zu besichtigen.

Lernen Sie einige der rund 4.000 eingeladenen ehrenamtlich Engagierten kennen:

  • Felicitas Bruder, Oberkirch-Nußbach

    Eine Ausbildung in der Pflege? "Ich hätte nie gedacht, dass mir das Spaß machen könnte", erzählt die 23-jährige Felicitas Bruder. "Aber inzwischen brenne ich dafür!" Seit Oktober 2021 ist sie deswegen ehrenamtlich als Ausbildungs-Botschafterin aktiv, um auch andere für die generalistische Pflegeausbildung zu begeistern. "Ich besuche zum Beispiel Schulklassen oder halte Vorträge auf Messen. Außerdem verwalte ich unseren Instagram-Kanal, auf dem ich selbst als 'Azubi-Influencerin' auftrete." Mit ihrem Engagement zeigt Felicitas Bruder, wie vielfältig und sinnstiftend ihr Beruf ist. Besonders viel Spaß bereiten ihr die vielen ergiebigen Gespräche mit Jugendlichen. "Ich empfinde es als großes Privileg, in der Pflege arbeiten zu dürfen. Und es macht mich stolz und glücklich, dass ich mit meiner Leidenschaft schon viele Menschen angesteckt habe!" Einmal kam sogar das Fernsehen in ihrem Krankenhaus vorbei, um über die Lehr-Lern-Station zu berichten – dank Felicitas und ihrem Social-Media-Team. "Das war ein großartiger Erfolg!"

    Dr. Gudrun Eisermann, Karlsruhe

    Kein Tag im Leben von Dr. med. Gudrun Eisermann vergeht ohne Kontakt nach Mali. "Es ist, als wäre ich halb hier, halb dort", sagt sie. Seit der Gründung von "Häuser der Hoffnung – Schulbildung für Afrika e.V." ist die Ärztin, Mutter und Großmutter aktiv dabei, seit 2017 als Vorsitzende. Der Karlsruher Verein fördert Mädchen und junge Frauen in Mali mit Bildungsstipendien für die Schule, für eine Ausbildung oder ein Studium. Aktuell bekommen mehr als 600 Mädchen ein solches Stipendium. Außerdem hat der Verein vor 20 Jahren in der Hauptstadt Bamako ein Zentrum für 80 Mädchen gebaut, das ständig wächst und gerade renoviert wird. Gudrun Eisermann kümmert sich darum, die Öffentlichkeit auf die Situation der Mädchen in Mali aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Sie tut es für die Kinder, die glücklich sind, endlich ein Schulkind zu sein – und für die jungen Frauen, die für ihr Leben lernen. Besonders beeindruckt hat sie der Besuch auf einem Fest in einem Dorf, in dem einige Mädchen mit Stipendien leben. Dort erlebte sie, wie alle gemeinsam der Beschneidung der Mädchen und der Kinderehe abgeschworen haben. Nicht, weil der Verein das angestoßen hätte – die Idee kam von den Malierinnen und Maliern selbst: durch den Zugang zu Bildung.

    Philipp Meder, Mannheim

    In seinem Geschichtsstudium wird Philipp Meder immer wieder mit den unfassbaren Verbrechen der Nationalsozialisten konfrontiert. "Es ist für mich unbegreiflich, dass diese oft von 'ganz gewöhnlichen' Menschen begangen wurden – unter den Augen der Bevölkerung", sagt er. "Ich möchte, dass jede Person, die an meinen Führungen teilnimmt, weiß, was 'nie wieder' heißt." Der 28-Jährige engagiert sich seit 2022 als ehrenamtlicher Guide in der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen. Als ausgebildeter Jugendguide führt er vor allem Schulklassen durch die Gedenkstätte. Dass sich jede Führung lohnt, merkt er an den Fragen, die ihm die Kinder und Jugendlichen dabei stellen: "Auch nach der zwanzigsten Führung sind immer wieder neue Fragen dabei. Und ich spüre sehr oft, dass das, was ich erzähle, reflektiert wird." Neben den Führungen unterstützt er außerdem den Arbeitskreis der Gedenkstätte bei der Neukonzeption der mittlerweile 30 Jahre alten Ausstellung.

    Cihan Sügür, Stuttgart

    Seit seiner Kindheit ist Cihan Sügür ehrenamtlich aktiv. Zuerst in einer evangelischen Kirche, später im Moscheeverein, den sein Großvater mitgegründet hat. Im Studium engagierte er sich als Vizepräsident der Türkisch-Deutschen Studierenden- und Akademiker-Plattform. Heute ist er am Verwaltungsgericht Stuttgart als Schöffe, also ehrenamtlicher Richter tätig. Seit er berufstätig ist, engagiert er sich zudem als Mentor in verschiedenen Stipendienprogrammen der Deutschlandstiftung Integration. Vor allem junge Menschen mit Migrationshintergrund möchte er auf ihrem Weg unterstützen. "Ich glaube an den 'German Dream' – also daran, dass es jede und jeder von uns zu einem guten Leben in Deutschland schaffen kann", sagt er. "Ich selbst bin – als Gastarbeiterkind, das erst in der Schule Deutsch gelernt hat – ein gutes Beispiel dafür. Diesen Glauben möchte ich weitergeben." Inzwischen haben viele seiner Mentees erfolgreich promoviert, sind Führungskräfte geworden oder haben Start-ups gegründet.

  • Barbara Batzer, Lamerdingen

    Bereits seit 40 Jahren engagiert sich die 55-jährige Barbara Batzer im Musikverein Lamerdingen in der Jugendarbeit – kein Wunder, dass die Musikerinnen und Musiker sie dort inzwischen als "Orchestermama" sehen. "Darauf bin ich sehr stolz", sagt sie. Seit 2010 ist sie unter anderem für die Vorbereitung und Abnahme der Bläserprüfungen zuständig. Zudem war sie Verbandsjugendsprecherin und ist Orchestermanagerin des Schwäbischen Jugendblasorchesters. "Ich möchte Kinder für Musik begeistern und begabte Musikerinnen und Musiker fördern", beschreibt sie ihre Motivation. "Musik ist so wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung – in jedem Alter!" Batzer genießt jedes Konzert des Schwäbischen Jugendblasorchesters und freut sich über die Entwicklung ihrer Schützlinge. In den musizierenden Kindern und Jugendlichen sieht sie die Zukunft des Verbandes. Sie selbst profitiert aber auch von der ehrenamtlichen Arbeit – diese sei ein perfekter Ausgleich zum Beruf und halte sie jung, sagt sie.

    Dr. Franziska Enzmann, Ingolstadt

    Wenn der erste Eimer Wasser aus der Leitung kommt. Oder wenn dank Solarstrom das erste Mal das Licht in einem Klassenzimmer angeschaltet werden kann. In Momenten wie diesen weiß Franziska Enzmann, dass sich ihre Arbeit gelohnt hat. Die 32-Jährige engagiert sich seit zwölf Jahren beim Verein "Technik ohne Grenzen". In den letzten Jahren reiste sie für Entwicklungsprojekte unter anderem nach Tansania, Kenia und Kamerun, um die Lebensbedingungen der Menschen dort zu verbessern. Zum Beispiel durch eine neue Wasser- oder Energieversorgung, Abfallentsorgung oder IT-Ausbildung. Zuletzt hat sie eine Regenwassersammlung und Wasserversorgung für einen Kindergarten in Tansania aufgebaut. Als nächstes kümmert sie sich um die Installation einer Biogasanlage für eine Schulküche. "Ich habe in Afrika fantastische Menschen kennengelernt, unglaubliche Landschaften und eine wundervolle Artenvielfalt gesehen", sagt sie. "Aber in den ärmeren ländlichen Gebieten auch Lebensbedingungen erlebt, die für die meisten von uns unvorstellbar sind. Es ist unsere Verantwortung, zu helfen – Wegschauen ist keine Option!" Neben ihren eigenen Projekten leitet Franziska Enzmann die Regionalgruppe Rhein-Main des Vereins und unterstützt dessen Vorstand bei der Öffentlichkeitsarbeit.

    Rebecca Haas, Bamberg

    Statt sich nur darüber aufzuregen, dass die Politik nicht mehr für Nachhaltigkeit und Umweltschutz tut, entschied sich Rebecca Haas, selbst mitzumischen: Seit 2020 ist sie im Vorstand von "Grünes Bamberg", einem Kreisverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Dort gehört sie zur Redaktion der vom Kreisverband herausgegebenen Zeitung, ist seit diesem Jahr Sprecherin der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung und engagiert sich in verschiedenen Projekten. "Es ist mir wichtig, meine Partei mit meinem persönlichen Einsatz zu unterstützen und nicht nur sichtbar für ‚grüne‘ Themen, sondern auch für unsere Demokratie einzustehen", sagt sie. Es freut sie, wenn auch andere durch die Zusammenarbeit an Bürgerbeteiligungs-Projekten, die sie teilweise beruflich betreut, erfahren, dass sie wirklich etwas verändern können. "Diese Selbstwirksamkeit zu spüren, motiviert und stärkt", sagt sie. Neben der Politik ist die 31-Jährige seit 17 Jahren Mitglied eines evangelischen Posaunenchors. Nicht nur, weil sie überzeugt ist, dass Religion als verbindendes Element und gemeinsamer Wertekanon wichtig ist. Sondern auch, weil es in Sport- oder Musikvereinen eben besonders gut klappt, im Austausch mit Menschen verschiedenster Herkünfte und Hintergründe zu bleiben.

  • Stefan Friedrichowicz

    Was erwartet Menschen nach einer langen Gefängnisstrafe? Oft ist die Antwort darauf leider: Niemand. In seinen elf Jahren als Gefängnisseelsorger spürte der katholische Priester Stefan Friedrichowicz jeden Tag die Einsamkeit der Inhaftierten. Also machte er sich Gedanken darüber, was man für sie nach der Haftentlassung tun könne – und ließ den Gedanken Taten folgen: Nach sechs Jahren halbierte er 2016 seine Arbeitszeit, um einen Treffpunkt für Inhaftierte, Haftentlassene und Interessierte ins Leben zu rufen. "Mit dem Café Rückenwind haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, ehemaligen Straftätern zuzuhören, mit ihnen eine kleine 'Ersatzfamilie' zu bilden und ihnen, wenn nötig, auch praktisch zu helfen", erklärt er. Bei seiner Arbeit schafft Stefan Friedrichowicz es, Vertrauen zu vielen der Männer aufzubauen. Er wünscht sich, dass niemand aus seiner "Ersatzfamilie" wieder straffällig werden muss und niemand mehr Alkohol trinken oder Drogen nehmen muss, um sich zu betäuben. So hat Stefan Friedrichowicz mit seinem Café Rückenwind schon einigen der Männer das Leben gerettet, wie diese selbst sagen.

    Sarah Hoffmann

    Als Sarah Hoffmann 2018 in Berlin eine Tagespflege für Menschen mit Demenz gründete, hatte sie große Schwierigkeiten, eine Immobilie zu finden: "Viele Menschen haben meine Tagespflege in ihrem Eigentum abgelehnt. Alte, kranke, demenziell veränderte oder pflegebedürftige Menschen waren nicht willkommen." 13 Monate musste sie damals nach einer Immobilie suchen – und entschloss sich, etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen. Ihre Idee: eine Initiative, die Menschen mit Demenz zurück in die Mitte unserer Gesellschaft bringt. Tatsächlich ins Leben rief sie "mittendrin statt nicht dabei" dann im Sommer 2023 mit ihrer Kollegin Christine Schön. Mit ihrem Projekt möchten die beiden Frauen das Thema Demenz enttabuisieren und die Gesellschaft für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sensibilisieren. Und dafür sorgen, dass mehr Kultureinrichtungen, gastronomische Angebote und Veranstaltungshäuser ihre Türen auch gerne für Menschen mit Demenz öffnen.

    Jane Keller

    Mit der Hundenase Menschenleben retten – wenn das gelingt, weiß die 43-jährige Jane Keller genau, warum sie ihr Ehrenamt so sehr liebt: "Das erzeugt bei mir eine große Dankbarkeit und Motivation für die nächsten Einsätze", sagt die Berlinerin. Seit mehr als 24 Jahren engagiert sie sich als ehrenamtliche Rettungshundeführerin in der 1. Rettungshundestaffel Berlin beim Arbeiter-Samariter-Bund. Zu ihrer Arbeit gehört die Suche nach vermissten Personen – an Land, im Wasser oder auch unter Trümmern. Sie ist im Katastrophenschutz im Einsatz, etwa wenn die Elbe oder die Oder mal wieder über die Ufer treten. Außerdem stellt sie die Arbeit der Rettungshundestaffel in Schulen, Kindertagesstätten oder auch bei Ausbildungsveranstaltungen vor. Besonders stolz ist sie auf ihre Auslandseinsätze, bei denen sie zusammen mit ihrem Hund nicht nur selbst geholfen hat, sondern auch den Teams vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe gegeben hat – und natürlich auf Hund Louis. Schließlich hat sie mit ihm und ihrem Team bei Rettungshunde-Weltmeisterschaften schon zweimal den dritten Platz erreicht in der Königsdisziplin, der Trümmersuche. Wau!

    Dagmar Poetzsch

    "Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, ich kann Geschehenes nicht ungeschehen machen", sagt Dagmar Poetzsch. "Aber ich kann dafür sorgen, dass die Opfer ihren Namen wieder erhalten und ihre Schicksale nicht vergessen werden." Seit 2005 engagiert sich die 72-Jährige beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) als Vorsitzende des Kreisverbandes Ost, und seit 2012 koordiniert sie die Stolpersteinarbeit für den Bezirk Lichtenberg. Mit ihrem Ehrenamt hält sie die Erinnerung an die unzähligen Opfer des Holocausts wach. Sie recherchiert die Namen der Opfer, organisiert das Verlegen neuer Gedenksteine und veranstaltet Kiezrundgänge. Dabei werden die Stolpersteine geputzt, und die Teilnehmenden erfahren etwas über die Menschen und Geschichten hinter den Namen darauf. Am glücklichsten ist Dagmar Poetzsch, wenn sie Nachkommen der Opfer helfen kann, deren Familiengeschichte zu recherchieren und einen Stolperstein zu verlegen – und wenn Familien, die weit verstreut in der Welt leben, sich durch die Stolpersteine wiederfinden.

  • Felix Balling, Potsdam

    Seit vier Jahren engagiert sich Felix Balling im Jugendnetzwerk Ejo Connect der Länderpartnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda. Das Jugendnetzwerk bringt junge Erwachsene aus Deutschland mit jungen Menschen aus Ruanda zusammen. "Gemeinsam setzen wir Projekte im Sinne der Nachhaltigen Entwicklungsziele um und stärken den interkulturellen Austausch der beiden Länder", erklärt der 22-Jährige. Die Partnerschaft wird durch ehrenamtliches Engagement auf allen Ebenen der Gesellschaft getragen: über Schulen, Ausbildung, Kommunen, Vereine bis hin zu Sport und Kultur. Ballin versteht sein Engagement als einen Beitrag zu einer lebendigen Zivilgesellschaft, die sich für eine bessere Zukunft einsetzt: "Die Zusammenarbeit mit anderen Ländern spielt für mich vor dem Hintergrund der vielen globalen Herausforderungen, die nur gemeinsam gelöst werden können, eine besondere Rolle." Durch den Perspektivwechsel, den ihm die gemeinsame Arbeit mit anderen jungen Menschen beider Länder ermöglicht, bekomme er nicht nur ein tieferes Verständnis für globale Zusammenhänge, sondern lerne auch grundsätzlich, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. "Die Erkenntnis, dass man durch den Austausch von Perspektiven aktiv zur Verbesserung der Lebensbedingungen anderer beiträgt, ist sehr erfüllend", findet er.

    Jacqueline Eckardt, Frankfurt (Oder)

    Als Kinderbeauftragte vertritt Jacqueline Eckardt die Interessen der Kinder und Jugendlichen ihrer Stadt Frankfurt (Oder). Sie setzt sich bei Verwaltung und Politik dafür ein, dass auch die Stimmen der jüngeren Frankfurterinnen und Frankfurter gehört und ihre Rechte gewahrt werden. Besonders wichtig ist ihr der Kampf gegen Kinderarmut. "Ich möchte den Kindern vermitteln, dass sie ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind", sagt sie. "Sie müssen Selbstwirksamkeit spüren und merken, dass wir sie ernst nehmen. So können wir es schaffen, ihnen das verloren geglaubte Demokratieverständnis wiederzugeben – dann ist mir um die Zukunft nicht bange." Ein hörbares Resultat ihres Engagements ist der "Oderkükensong", an dem unter ihrer Leitung 650 Kinder und Jugendliche mitgewirkt haben. "Da waren Kinder mit und ohne Behinderung, kleine und größere, mit und ohne Migrationshintergrund dabei", erinnert sie sich. In diesem und anderen Projekten hätten ihr die Kinder gezeigt, "dass es doch so einfach sein kann", wie Jacqueline Eckardt sagt.

    Ferdinand Goral, Briesen

    Vom Sturm abgetriebene Surfer aus ihrer Notlage retten, Boote oder Schiffe mit Motorschaden sicher in den nächsten Hafen geleiten oder Verletzte auf hoher See erstversorgen und bergen: Die Aufgaben bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sind vielfältig – und oft durch äußere Einflüsse wie Wind oder Seegang erschwert. Ferdinand Goral ist seit einem Jahr als Ehrenamtlicher dabei. "Ich sehe es als meinen Gesellschaftsbeitrag", sagt er. "Ein Ehrenamt bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Ohne uns würde es hohe Kosten verursachen, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.“ Zu seinem Engagement gehören auch regelmäßige Trainings – und natürlich zahlreiche Einsätze während der Saison. "Die sind für uns meistens Routine", sagt er. "Aber für die Betroffenen sind sie immer eine Ausnahmesituation." Ihre große Dankbarkeit erfüllt ihn sehr. Genau wie die Gemeinschaft im Team, wie er erzählt: "Es ist großartig zu wissen, dass man sich auf die Besatzung verlassen kann – egal, in welcher Situation."

    Stefan Tarnow, Lübben

    Mit nur 18 Jahren vertritt Stefan Tarnow die Interessen von rund 300.000 Schülerinnen und Schülern. Seit neun Jahren engagiert er sich als Schülervertreter, seit 2023 außerdem als Sprecher des Landesrates der Schülerinnen und Schüler Brandenburgs. In dieser Rolle organisiert er Sitzungen, koordiniert den Landesrat und kommuniziert mit Politik und Bildungseinrichtungen. Stets sein klares Ziel dabei: die Bildungs- und Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler besser zu machen. "Ich möchte, dass ihre Meinungen und Bedürfnisse ernst genommen werden – und will zeigen, dass sie Veränderungen herbeiführen können", sagt er. Der schönste Lohn für seine Arbeit? Die vielen positiven Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler. Und natürlich die sichtbaren Veränderungen, die er zusammen mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern bewirkt.

  • Mario Roggow, Bremen

    In Bremen findet alljährlich an einem Nachmittag vor Weihnachten ein ganz besonderes Event statt – wenn der von Mario Roggow gegründete Verein "Dein Festmahl" mehrere hundert Bedürftige zum weihnachtlichen Zusammensein einlädt. Das primäre Ziel des Vereins ist es, die Menschen zum gemeinsamen Essen an einen Tisch zu bekommen und sie damit – zumindest für ein paar Stunden – aus der Einsamkeit zurück in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Am meisten erfüllt den 48-Jährigen an seinem Engagement daher, wenn er erlebt, wie die Frauen und Männer nach Jahren der gefühlten Unsichtbarkeit wieder sichtbar werden. "Nach der ersten Veranstaltung bedankte sich eine ältere Dame bei mir", erzählt Roggow. "Für den schönen Tag, das leckere Essen, die Geschenke und die Möglichkeit, sich etwa kostenfrei die Haare schneiden zu lassen. Aber vor allem dafür, dass sie sich seit Jahren das erste Mal wieder wertgeschätzt gefühlt habe. Da habe ich verstanden, dass es noch viel mehr darum geht, die Menschen aus der sozialen als aus der physischen Kälte zu holen." Egal, woher sie kommen, woran sie glauben, wie alt sie sind oder welchem Geschlecht sie angehören: Mario Roggow hat eine Möglichkeit geschaffen, bei der sich die Menschen auf Augenhöhe begegnen und nachhaltige Kontakte knüpfen können.

    Nancy Janz, Bremen

    "Ich hätte selbst Menschen gebraucht, die sich an meine Seite stellen und mich stützen, bis ich wieder stark genug bin, aufrecht und würdevoll zu stehen", sagt Nancy Janz. "Deswegen möchte ich heute dieser Mensch für andere sein." Seit 2019 arbeitet sie mit Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, und setzt sich auf struktureller Ebene dafür ein, dass zum Beispiel Gesetze oder Anerkennungszahlungen angepasst werden. "Für ein Stückchen mehr Gerechtigkeit", wie es die 44-Jährige formuliert. Janz möchte erreichen, dass sexualisierte Gewalt weiter enttabuisiert wird – damit Tatpersonen es schwerer haben und Betroffene leichter Hilfe finden. Seit drei Jahren arbeitet Nancy Janz mit ihrem Team an der Vernetzungsplattform BeNe, auf der sich Betroffene in einer sicheren Umgebung miteinander austauschen können. "Die Plattform geht in diesen Tagen live, und ich bin sehr stolz darauf, was wir gemeinsam geschaffen haben."

    Vanessa Giesenberg, Bremen 

    Manchmal braucht es nicht mehr als ein Dankeschön: "Ich habe beim Bremen- Marathon an einem Verpflegungsstand beim Wasser austeilen geholfen", erinnert sich Vanessa Giesenberg. "Ein Sportler hielt an und bedankte sich für unsere Mithilfe. Das war so erwärmend!" Sie engagiert sich bei den Special Olympics, einer Inklusionsbewegung, die Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen möchte. Neun Jahre lang hat sie sich als Athletensprecherin für die Belange der Sportlerinnen und Sportler eingesetzt. Und heute sorgt sie als Teilhabeberaterin dafür, Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Sportvereine zu bringen. Der Lohn für ihre Arbeit? "Die glücklichen Gesichter, die Wärme und die viele Dankbarkeit."

     

  • Dalia Majert, Hamburg

    Seit 2022 engagiert sich die Ärztin ehrenamtlich beim Arztmobil Hamburg, einer mobilen Praxis für Menschen, die auf der Straße leben. Seit sie im April 2022 am Hamburger Hauptbahnhof beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mitgeholfen hat, Geflüchtete aus der Ukraine willkommen zu heißen, ist sie außerdem Mitglied im Team des Wünschewagens. Mit dem speziell umgebauten Krankentransporter erfüllt der ASB unheilbar kranken Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, einen letzten Wunsch. Dalia Majert begleitet sie dann zum Beispiel noch einmal an die Ostsee zum Krabbenbrötchen essen oder zum Konzert der Lieblingsband. "Ich arbeite seit zwölf Jahren im Krankenhaus, und im Klinikalltag bleibt leider oft viel zu wenig Zeit für solche sehr kranken Patientinnen und Patienten", erzählt sie. "Mein Ehrenamt gibt mir die Möglichkeit dazu. Und wir bekommen unendlich viel Dankbarkeit zurück." Als jüngste und bisher einzige Frau ist sie inzwischen auch als Vorständin des Hamburger Landesverbandes des ASB tätig. Sie freut sich, nun mit größerer Reichweite Dinge zu bewegen, und bringt mit Themen wie Vielfalt oder wie den Kampf des ASB Hamburg gegen Rechtsextremismus frischen Wind in den Vorstand.

    Bernd Steinheimer, Hamburg

    Die erste Bewerbung – und dann gleich ein Erfolg: Als einer seiner Mentees den großen Wunsch hatte, S-Bahn-Fahrer zu werden, hat Bernd Steinheimer intensiv mit ihm geübt. Und der Mentee bekam die Zusage. "Das war auch für mich ein sehr schönes Erlebnis", erinnert sich Bernd Steinheimer, der als Jobpate bei der Buhck-Stiftung Schülerinnen und Schüler bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützt. "Die Startchancen junger Menschen in unserem Land sind leider sehr unterschiedlich", sagt der 59-Jährige. "Unser Schul- und Ausbildungssystem ist komplex, und viele Eltern haben Schwierigkeiten, ihre Kinder zu unterstützen." Durch sein Ehrenamt, in dem er seit 2011 aktiv ist, kann er Defizite ausgleichen, seine Netzwerke nutzen und so einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Neben den Fortschritten seiner Mentees zieht er seine Motivation dabei vor allem aus dem regelmäßigen Austausch mit den anderen Ehrenamtlichen der Stiftung.

  • Sylvia Gräfin von Kalckreuth, Hofheim

    Jedes Jahr am 5. Dezember, dem Internationalen Tag des Ehrenamtes, lädt die Aktion "Für Menschen, die helfen" Ehrenamtliche in Massagepraxen in Deutschland, der Schweiz und Österreich ein. "Mit unserem Massage-Geschenk wollen wir danke sagen", so Sylvia Gräfin von Kalckreuth. "Unsere Erfahrung ist: Ehrenamtliche sind häufig bescheiden und denken vor allem daran, für andere da zu sein. Oft erhalten sie bei uns zum ersten Mal in ihrem Leben eine Massage. Sie sind dann sehr gerührt, dass auch sie einmal im Mittelpunkt stehen und einfach nur empfangen dürfen." Mit den kostenfreien Massagen stärkt die Aktion die Ehrenamtlichen und hilft dabei, dass diese sich wieder wohl, gestärkt und resilient fühlen. "So tragen wir etwas zum Wohl der Gemeinschaft bei. Mit dem, was wir können und gerne machen: Menschen mit Achtsamkeit massieren", sagt von Kalckreuth.

    Silvia Rosa Krämer, Bad Orb

    Im Sozialverband VdK kämpft Silvia Rosa Krämer seit 2018 für soziale Gerechtigkeit. Als Landesjuniorenvertreterin im Landesverband Hessen-Thüringen vertritt sie die Anliegen jüngerer Menschen und deren Familien. Die 28-Jährige organisiert Aktionstage oder inklusive Spiel- und Sportveranstaltungen und vertritt die Forderungen junger Menschen sozialpolitisch auf verschiedenen Ebenen. "Wir kämpfen zum Beispiel für eine gute Kindergrundsicherung, für gleiche Chancen und Teilhabe für alle", sagt sie. Der Verband schreibe zwar keine Gesetze, aber wirke mit seinen mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern maßgeblich an der Gesetzgebung mit – etwa für mehr Inklusion. In ihrem Ehrenamt erfüllen sie die vielfältigen persönlichen Begegnungen: "Die starke Gemeinschaft im Verband und die vielen unterschiedlichen Menschen und ihr Engagement für unsere gemeinsamen Ziele inspirieren und motivieren mich. Jeder kleine Schritt, der zur uneingeschränkten Teilhabe aller Menschen und zu Chancengleichheit führt, ist Beweis dafür, dass sich unser Engagement nachhaltig lohnt."

    Dr. Mariel Reiss, Frankfurt am Main

    Seit 2008 engagiert sich Mariel Reiss bei Amnesty International Deutschland. Im Sommer 2010 hat die 37-Jährige eine Länderkoordinationsgruppe neu aufgebaut, die heute Kenia, Tansania und Somalia umfasst. Als Sprecherin der Gruppe mit sechs Mitgliedern koordiniert sie Aktionen und macht sich für die Einhaltung der Menschenrechte in diesen Ländern stark. "Ich arbeite mit fantastischen Menschen zusammen", sagt Mariel Reiss. "Das erfüllt mich am meisten an meinem Ehrenamt." Besonders stolz ist sie auf die gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in Nairobi. "Wir haben über die Jahre einen guten und engen Kontakt aufgebaut und schon viele Aktionen gemeinsam durchgeführt, zum Beispiel zu LSBTIQ+ Geflüchteten."

  • Johannes Mai, Bergen auf Rügen

    Es ist der Moment, wenn aus Ideen Unternehmen werden, der Johannes Mai am glücklichsten macht. Um Innovationen schneller voranzutreiben, hat er gemeinsam mit anderen das Start-up-Netzwerk "Gründungswerft" ins Leben gerufen. Dieses steht Gründenden mit Rat und Tat zur Seite. Auch der 26-Jährige selbst hat es mit Hilfe der Gründungswerft geschafft, ein Unternehmen zu gründen: Er hat ein smartes Türschloss entwickelt, mit dem Rettungskräfte im Notfall direkten Zutritt zu den Hilfesuchenden haben. "Ohne die Gründungswerft hätte ich heute nicht diesen Job, mit Technik Leben zu retten und Pflegende zu unterstützen", ist sich Johannes Mai sicher. "Neben Gründungen ist aber auch die Unternehmensnachfolge ein wichtiges Thema für die Gründungswerft", sagt er. "Nur durch eine lebendige Unternehmenskultur können Arbeitsplätze geschaffen werden." Besonders stolz macht ihn, dass Mecklenburg-Vorpommern heute eines der wenigen Bundesländer mit einer positiven und stetig wachsenden Gründungsrate ist.

    Sandra Stoll, Blesewitz

    Dazu beitragen, dass aus kleinen Kindern vielleicht später einmal Feuerwehrfrauen und -männer werden – das ist ein Teil von Sandra Stolls Ehrenamt. Sie engagiert sich seit sechs Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Anklam. Im Rahmen der Kinderfeuerwehr vermittelt sie den Kleinen spielerisch, welche Aufgaben die Feuerwehr hat, und bereitet sie auf die Jugendfeuerwehr vor. Die Zusammenarbeit mit den Kindern macht ihr viel Freude: "Sie freuen sich immer so sehr auf den nächsten Dienst! Und es ist schön, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Sie lernen so viel – vor allem, dass wir ein Team sind." Wie gut das funktioniert, hat sich zum Beispiel auf dem Kinder-Event-Tag im vergangenen Jahr gezeigt: "Einer unserer großen Jungs hat den neuen Kindern ganz selbstverständlich bei Aufgaben geholfen, die sie noch nicht alleine konnten – mit großer Begeisterung und Stolz", erinnert sie sich.

  • Martina Borrass, Helmstedt

    Als eine Hälfte einer Zwei-Personen-Initiative kümmert sich Martina Borrass um den Erhalt und die Pflege der Helmstedter Stolpersteine. Um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten, arbeitet sie eng mit Schulen zusammen: Die Schülerinnen und Schüler recherchieren zum Beispiel Familiengeschichten oder übernehmen Patenschaften für die Stolpersteine. "Es motiviert und freut mich sehr, dass sie sich so engagieren! Gerade angesichts des zunehmenden Antisemitismus ist es wichtig, dass junge Menschen sich mit dem Thema beschäftigen", findet Martina Borrass. Außerdem ist sie seit 15 Jahren im Vorstand des Inner Wheel Club Helmstedt aktiv. Sie organisiert dort zum Beispiel den Verkauf eines Adventskalenders, nimmt an Weihnachtsbasaren teil oder packt Weihnachtspäckchen für Seniorenheime, Menschen ohne Wohnsitz, geflüchtete Kinder oder das Frauenhaus. "In unserer Region gibt es sehr viele Benachteiligte, die wir unterstützen“, sagt sie. „Ich bin sehr froh und dankbar, in einem Land zu leben, das mich immer unterstützt hat, und gebe gerne etwas davon zurück."

    Gunda Evers, Dötlingen

    Die plattdeutsche Sprache zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben – das ist das Anliegen von Gunda Evers. Deshalb spricht die 81-Jährige nicht nur mit ihren Enkelkindern Plattdeutsch, sondern engagiert sich auch seit 1986 bei der plattdeutschen Theatergruppe "Speelkoppel" des Bürger- und Heimatvereins Dötlingen. "Im Winterhalbjahr finden rund zehn Aufführungen statt", erzählt sie. "Dass diese gut gelingen und erfolgreich sind, spornt mich immer wieder an!" Aber das ist nicht ihr einziges Ehrenamt: 25 Jahre lang hat sie ein Blumenbeet im Dorf gepflegt, seit 15 Jahren hilft sie bei der Wildeshauser Tafel mit. "Mir ist es wichtig, dass so wenig Lebensmittel wie möglich verschwendet werden", sagt sie. "Und dass wir bedürftigen Menschen damit helfen können." Außerdem hat Gunda Evers seit 2015 einen Seniorenbegleiter-Schein. Seitdem nimmt sie sich jede Woche zwei bis drei Stunden Zeit für andere ältere Menschen – zum Spaziergang, für Ausfahrten, den Einkauf, zum Vorlesen oder einfach nur zum Klönen. "Seit mein Mann vor 18 Jahren gestorben ist, geben die Ehrenämter meinem Leben Erfüllung", sagt sie. "Und die Kontakte, die ich dadurch habe, tun mir gut."

    Dr. Christian Huesmann, Osnabrück

    Christian Huesmann boxt seit 15 Jahren – und seit sechs Jahren trainiert er junge Menschen aus sozioökonomisch herausfordernden Lebenssituationen. Im Gemeinschaftszentrum Lerchenstraße in Osnabrück können sie dabei die Schwierigkeiten des Alltags vergessen und lernen, wie sich Konflikte gewaltfrei lösen lassen. "Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie integrativ und persönlichkeitsfördernd mein Sport sein kann", sagt Christian Huesmann. "Jetzt freue ich mich, diese Erfahrung an Jugendliche weitergeben zu können, die weniger Glück in ihrem Leben hatten als ich." Bei seinem ehrenamtlichen Boxsportangebot verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz: "Unser Training unterstützt die Teilnehmenden nicht nur in ihrer körperlichen, sondern auch in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung."

    Thomas Müller, Barsinghausen

    Seit 2005 engagiert sich Thomas Müller im Lehr- und Besucherbergwerk Feggendorfer Stolln. "Wir versuchen, die Erinnerung an die schwere Arbeit unserer Vorfahren wachzuhalten", erzählt der 54-Jährige. Deswegen kann man im "Stolln" auch heute noch Bergleuten beim Kohlemachen zusehen. Thomas Müller ist inzwischen im Vorstand des Betreibervereins aktiv und kümmert sich vor allem um die Gruppen- und Sonderführungen. Angefangen hat er aber ganz klassisch "mit Hacke und Schaufel vor Kohle, wie schon mein Großvater". Seine größte Motivation zieht er aus der Begeisterung der Besucherinnen und Besucher, wenn er ihnen die Geheimnisse der Welt unter ihren Füßen zeigt. "Einmal habe ich mit einer Familie das Besucherbergwerk befahren", erinnert er sich. "Sie waren so begeistert, dass sie den restlichen Tag bei uns mitgearbeitet haben und erst spätnachmittags schmutzig, erschöpft und sehr zufrieden wieder gefahren sind."

    Lukas Zärtner, Langelsheim

    "Wir möchten das Bewusstsein für fairen Handel stärken", sagt Lukas Zärtner. Mit dem Team des Austauschprojekts FairChanger bietet er jungen Menschen aus Europa die Chance, authentische Einblicke in das Leben und die Arbeit in den Anbauländern des globalen Südens zu gewinnen. Gleichzeitig ermöglicht es den jungen Menschen aus den Ländern dort, den deutschen Markt kennenzulernen. Und um ihrer Stimme mehr Gewicht zu verleihen, unterstützen die Ehrenamtlichen sie beim Austausch mit Akteurinnen und Akteuren aus der hiesigen Politik und Zivilgesellschaft. Lukas Zärtner ist überzeugt, dass der Schlüssel zu einer gerechteren Welt im gegenseitigen Verständnis und in der Zusammenarbeit liegt: "Fairer Handel ist eine der effektivsten Maßnahmen, um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität in den Anbauländern des globalen Südens zu fördern." Nachdem er gemeinsam mit seinem Team bereits am ersten Austausch teilnehmen und nach Kenia reisen durfte, steht aktuell der nächste Meilenstein an: Im Rahmen des sogenannten Rückaustausches kommen jetzt Besucherinnen und Besucher aus Kenia nach Deutschland.

  • Anke Appelbaum, Lünen

    Seit 13 Jahren gibt es die "Ladybugs": Eine Gruppe für Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren – und die gemeinsam Drachenboot fahren. Das sogenannte Pink Paddling gilt als idealer Rehabilitationssport, weil die regelmäßigen Paddelaktivitäten die Muskulatur und das Immunsystem stärken. Gegründet wurden die "Marienkäfer" im April 2011 auf Initiative des St. Marien-Hospitals Lünen. "Wir bieten den Frauen damit aber nicht nur einen Sport, der ihnen körperlich gut tut, sondern auch eine Gemeinschaft, in der sie sich austauschen können", sagt Anke Appelbaum. "Für mich hat der Spruch 'Wir sitzen alle in einem Boot' damit noch mal eine ganz neue Bedeutung bekommen." Besonders stolz ist die 60-Jährige auf die Teilnahme der Ladybugs an der International Breast Cancer Paddlers Commission (IBCPC) in Florenz 2018.

    Heike Gerhards, Rommerskirchen

    Andere Kinder werden tausende Male fotografiert – nicht aber jene, die Heike Gerhards ablichtet: Von diesen wird nur ein einziges Bild gemacht. Denn Gerhards ist Sternenkind-Fotografin. "Ich fotografiere Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind", erklärt sie. "Die Bilder sind ein Beweis dafür, dass das Kind existiert hat und die Eltern zu Eltern geworden sind. Sie zeigen, dass das Kind geliebt wird und zur Familie gehört. Erinnerungen verblassen, aber die Fotos halten Momente für die Ewigkeit fest." Das helfe den Angehörigen auch bei der Trauerbewältigung, sagt sie. Leider handele es sich bei Sternenkindern immer noch um ein Tabuthema. Auch deswegen sei es ihr wichtig, dass diese Kinder "ein Gesicht bekommen und Teil unserer Gesellschaft werden". Als Koordinatorin kümmert sich Heike Gerhards auch darum, dass für jedes Kind eine Fotografin oder ein Fotograf gefunden wird. Besonders erfüllt sie in ihrem Ehrenamt das Vertrauen, das ihr von den betroffenen Eltern entgegengebracht wird: "Ich darf sie ein kleines Stück ihres schweren Weges begleiten. Dass sie mich in dieser intimen Situation in ihrer Nähe zulassen, empfinde ich als große Ehre."

    Nicole Kappelhoff, Hattingen

    "Vieles, was die Wissenschaft über die Meere weiß, erreicht die Menschen nicht", sagt Nicole Kappelhoff. "Hier setzen wir an: Wir übersetzen die schwer verständliche Sprache der Forschenden." Der Verein ElasmOcean, den die 55-Jährige 2019 mitgegründet hat, arbeitet unter anderem mit Schulen zusammen, um Kindern und Jugendlichen die wichtige Rolle eines funktionierenden Ökosystems im Meer näherzubringen. "Die Kids wissen oft schon selbst viel und nehmen das, was sie bei uns dazulernen, mit nach Hause", sagt sie. "Wir hoffen, auf diese Weise dazu beizutragen, dass die Menschen anfangen, nachhaltiger zu handeln und den Planeten zu retten. Gesunde Meere gehören dazu – hier wird über die Hälfte des Sauerstoffs produziert, den wir atmen!" Besonders stolz ist Nicole Kappelhoff auf die Beteiligung ihres Vereins am Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative "Stop Finning EU", die ein Verbot des Handels mit Haiflossen in Europa fordert. Dank über zwei Millionen Unterschriften konnte die Initiative vor der EU-Kommission präsentiert werden und wird nun geprüft.

    Contimi Kenfack Mouafo, Herzogenrath

    "Ich möchte ein neues Bild von Afrika verbreiten", erzählt Contimi Kenfack Mouafo. "Ein Bild, das Afrika nicht als Opfer darstellt, sondern als Pionier und Quelle innovativer Lösungen – insbesondere, was die Klimakrise angeht." Der gebürtige Kameruner kam mit 19 Jahren nach Deutschland und engagiert sich seitdem ehrenamtlich. Seit vier Jahren mit dem von ihm selbst gegründeten Verein "3 E’s 4 Africa". Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative Ideen von afrikanischen Studierenden sichtbar zu machen und zu fördern. "Damit sie aus eigener Kraft geeignete Lösungen zum Klimawandel entwickeln können", sagt Contimi Kenfack Mouafo. Mit ihrer Vereinsarbeit wollen sie eine Brücke zwischen Deutschland und den afrikanischen Ländern bauen – und echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Studierenden in Afrika ermöglichen. "Dass ich damit so etwas wie ein Sprungbrett für die Ideen der afrikanischen Jugend – und damit auch für Innovationen aus Afrika – bin, erfüllt mich persönlich sehr", sagt Mouafo.

  • Annika Berg, Mainz

    Seit 2022 verbringt Annika Berg als Kinder- und Jugendhospizbegleiterin etwa vier Stunden pro Woche bei einer Familie mit einem schwer erkrankten Kind. Die 27-Jährige beschäftigt sich mit ihm, schenkt ihm Momente der Freude und des Glücks – und die Eltern haben Raum zum Durchatmen. "Das Lachen der Kinder lässt mich all meinen Alltagsstress und meine eigenen Probleme völlig vergessen", erzählt Annika Berg. "Es ist Balsam für meine Seele und eine absolute persönliche Bereicherung." Für die Familien bedeutet ihr Ehrenamt nicht nur eine wertvolle Entlastung im Alltag. Annika Berg leistet vor allem den Eltern Beistand, hat immer ein offenes Ohr für sie und ist eine vertrauensvolle Gesprächspartnerin. Dabei ist selbst der Tod kein Tabuthema: "Das Sterben hängt unweigerlich mit dem Leben zusammen", sagt Berg. "Und auch der Tod muss miteinander gelebt werden." Ihre Arbeit erfüllt sie mit tiefem Respekt und Bewunderung für die Familien. "Meine Sichtweise auf das Leben hat sich dadurch erweitert", erzählt sie. "Und mein Glaube daran, dass es immer Raum für Liebe, Glücklichsein und Zwischenmenschlichkeit gibt – egal, welche Schicksalsschläge das Leben bereithalten mag – ist enorm gewachsen."

    Andres Seil, Lahnstein

    Weil er schon als Jugendlicher anderen Menschen helfen wollte, ging Andreas Seil 2005 als 11-Jähriger zur Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein. Dort bekam er im Laufe der Jahre immer mehr Verantwortung, heute ist er Brandmeister sowie Teileinheitsführer des Gefahrstoffzuges Lahnstein für den Rhein-Lahn-Kreis. Die Aufgaben des 30-Jährigen sind vielfältig: vom Führen des Gefahrstoffzuges Lahnstein über Einsätze als Rettungstaucher bis zur technischen Hilfe und – natürlich – Brandbekämpfung. "Mich begeistert, dass ich Menschen und Tieren in Notlagen helfen und mich gleichzeitig für meine Heimatstadt engagieren kann", erzählt er. "Außerdem genieße ich das Miteinander unter den Kolleginnen und Kollegen – wir können uns in Einsätzen immer aufeinander verlassen." Besonders wichtig war das in einer dramatischen Flutnacht im Ahrtal, in der Seil mit seiner Taucherstaffel Lahnstein eine fünfköpfige Familie von einem Dach retten konnte. Mittlerweile hat er sein Hobby sogar zum Beruf gemacht: Seit 2022 arbeitet er bei der Berufsfeuerwehr Koblenz.

    Franziska Valentin, Mainz

    Nach dem Abitur zog es Franziska Valentin nach Ruanda zum Freiwilligendienst. Dort lernte sie Menschen kennen, mit denen sie auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben schien. Ein Irrtum, wie sie schon nach ein paar Begegnungen, Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten herausfand: "Damals habe ich gelernt, dass es sich lohnt, offen aufeinander zuzugehen und andere Perspektiven einzunehmen", sagt sie. "Eine Erfahrung, die man am besten schon als junger Mensch machen sollte." Deswegen engagiert sie sich seit ihrer Rückkehr nach Deutschland im März 2021 im Jugendnetzwerk Ejo-connect des Partnerschaftsvereins von Ruanda und Rheinland-Pfalz. Das Netzwerk fördert den interkulturellen Austausch und Begegnungen auf Augenhöhe zwischen jungen Menschen aus den beiden Ländern. Als Jugendbeauftragte ist sie Teil des Vorstandes und organisiert zum Beispiel Workshops für Schülerinnen und Schüler oder das Jugendaustauschprojekt mit der Partnerschule in Ruanda. "Ich bin immer wieder begeistert davon, was Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zusammen schaffen können – und dankbar, Teil des Netzwerkes zu sein", sagt sie.

  • Herbert Rauber, Saarlouis

    Die Bahnhofsmission hilft bei allen kleinen und immer wieder auch größeren Problemen des Reise-Alltags: von der Unterstützung bei der Orientierung am Bahnhof über die Hilfe beim Um- und Einsteigen bis zu Gesprächen, einem geschmierten Brötchen oder Kaffee für Wohnungslose. Und mit dabei ist seit 2016 auch Herbert Rauber. Er engagiert sich bei der Bahnhofsmission Saarbrücken vor allem im Einkauf und im Vertrieb. "Aber natürlich sind es die Begegnungen mit den Menschen, die mir besonders in Erinnerung bleiben", sagt er. So erinnert er sich etwa an einen Zugreisenden aus Mexiko, der eigentlich nach Köln wollte, aber fälschlicherweise in Saarbrücken gelandet war. "Oder die junge Mutter, die uns aus dem Zug heraus angerufen hatte und der wir beim Halt in Saarbrücken heißes Wasser für die Zubereitung ihrer Babynahrung brachten", erzählt Herbert Rauber. "Ihre strahlenden Augen werde ich nie vergessen!"

    Guido Schaadt, Oberthal

    Im Oktober 2015 nahmen Guido Schaadt und seine Frau einen damals 17-jährigen Syrer bei sich in der Wohnung auf. Eigentlich war geplant, dass sie ihn nur begleiten, bis er einen Studienplatz findet – aber es kam anders. "Wir sind bis heute in Kontakt", sagt Guido Schaadt. "Und darüber sind wir sehr froh! Er hat eine tolle Entwicklung gemacht, wollte von Anfang an etwas erreichen und hat sehr zielstrebig sein Medizinstudium abgeschlossen." Mit Hilfe der Familie Schaadt konnte der Geflüchtete auch seine zwei Brüder nach Deutschland holen. Und weil auch sie einen medizinischen Abschluss haben, konnte er sogar ein bisschen was gegen den Fachkräftemangel unternehmen. "Unser nächstes Ziel ist es, die allein lebende Mutter der drei jungen Männer aus Syrien zu holen", berichtet Schaadt. "Damit die ganze Familie hier in Frieden zusammenleben kann." Besonders stolz war er, als sein Schützling das Studium beendete und seine Doktorarbeit verteidigte: "Mit summa cum laude! Das zeigt doch, dass Integration funktioniert, wenn beide Seiten es wollen." Der wertvollste Lohn für sein Engagement? "Die Erkenntnis: Vertrauen lohnt sich", sagt er selbst.

  • Gabriele Fänder, Meißen

    Seit ihrem zehnten Lebensjahr ist Gabriele Fänder ehrenamtlich aktiv: Zusammen mit ihrer musikalischen Familie, sie selbst spielt die Posaune, hat sie anderen Menschen oft mit Musik eine Freude gemacht. Später spielte sie bei Beerdigungen das Harmonium und gestaltete Gottesdienste musikalisch aus – oder brachte Jugendlichen in einer Gemeinschaftsunterkunft bei, auf der Gitarre zu spielen. Nach vielen Jahren der humanitären Hilfe im Ausland ist Gabriele Fänder seit 2018 im Vorstand des deutschen Zweiges der Schweizer Hilfsorganisation Medair. Sie ist auf Messen und Konferenzen unterwegs, berichtet von ihren Erfahrungen im Ausland und wirbt um Spendengelder. "In all meinen Ehrenämtern war und ist es mir wichtig, die Menschen zu berühren", sagt sie. "Ob ich mit Musik Freude in die Herzen bringe, gegen Hass und Hetze unterwegs bin, Vorurteile abbaue oder mich für Menschen in Kriegs- oder Krisengebieten einsetze: Ein Leben ohne Ehrenamt kann ich mir nicht vorstellen!" Als sie kürzlich in einer Grundschule von ihrer Arbeit berichtete, baten die Kinder sie danach, noch länger zu bleiben. "Sie hatten noch ganz viele Fragen", erzählt sie. "Solche Momente machen mir Mut."

    Christiane Lehmann, Dresden

    "Gefühlt bin ich in der Clubkultur schon mein halbes Leben lang ehrenamtlich tätig", erzählt Christiane Lehmann. Schon in früher Jugend kochte sie mit der Antifa in Cottbus in der sogenannten Vokü (Volksküche), später machte sie beim Posto Fassen Kunstverein in Dresden die Abrechnungen. "Als 2015 Pegida in Dresden aufmarschierte, war klar, dass wir uns in der Clubkultur zusammenschließen und dem etwas entgegensetzen müssen", erzählt die 41-Jährige. "So haben wir mit vielen anderen gemeinsam die erste Tolerade mit anschließender Party, dem Tolerave, ins Leben gerufen." Seit 2016 engagiert sie sich zudem beim Dave Festival, wo sie sich unter anderem um Programmentwicklung, Veranstaltungsplanung und Moderation kümmert. "Das Festival soll die Clubkultur überregional zum Leuchten bringen", sagt sie. "Im Austausch zwischen Clubkultur und sogenannter Hochkultur ist es immer spannend, neue Impulse zu setzen und Menschen in Gesprächsformaten, Partys oder Workshops zueinander zu bringen." Darüber hinaus gehört Christiane Lehmann zum Diskokollektiv Poco Paradiso, das in Dresden Diskopartys veranstaltet. "Für mich ist wichtig, genreübergreifende Veranstaltungen zu planen und Möglichkeiten für einen utopischen, gemeinschaftlichen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen jenseits von Konsum begegnen können", sagt Lehmann.

    Bernd Oehler, Meißen

    Seit zwanzig Jahren leitet Pfarrer Bernd Oehler die Bürgerinitiative Stolpersteine Meißen. "Wir haben bereits elf Stolpersteine verlegt, die an die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung jüdischer Mitmenschen erinnern sollen. Außerdem haben wir die hinterbliebenen Verwandten zu uns eingeladen, unter anderem aus New York, London und Haifa." Zusammen mit Schülerinnen und Schülern arbeitet der Pfarrer zu dem Thema, gemeinsam werden auch Führungen organisiert. Außerdem leitet Bernd Oehler seit elf Jahren die Bürgerinitiative Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage. Der Verein organisiert zum Beispiel Sprachkurse oder Patenschaften für Menschen mit Migrationshintergrund und ist Anlaufstelle zur Unterstützung im Alltag. Und es gibt einen großen Garten, in dem viele Veranstaltungen stattfinden. Den roten Faden all seiner ehrenamtlichen Aktivitäten bringt der 64-Jährige so auf den Punkt: "Wir setzen uns für Zivilcourage und Menschenfreundlichkeit ein."

    Sven Richter, Zwickau

    Die Debattenkultur stärken und Menschen in Zeiten von Hass und Hetze dazu bringen, miteinander zu sprechen: Das ist das Ziel des Vereins "Fortschritt – Vision – Diskurs", den Sven Richter im Jahr 2018 mitgegründet hat. Als Vorstandsvorsitzender organisiert er Veranstaltungen, macht Fundraising, hält den Kontakt mit den Mitgliedern und entwickelt neue Konzepte. "Mein Ehrenamt ist eine große Bereicherung für mich", sagt der 25-Jährige. "Ich lerne jeden Tag neue Menschen kennen. Und ich habe die Möglichkeit, die Veranstaltungen zu organisieren, die ich mir früher selbst gewünscht hätte, um Politik und Demokratie besser kennenzulernen." Besonders glücklich ist er, wenn Menschen seine Veranstaltungen dankbar und mit einem neuen Blick auf die Politik und ihre Akteure verlassen. "Es ist leider keine kleine Randgruppe an Unzufriedenen mehr, die sich Gruppierungen anschließen, die oft polarisierend und spaltend für die Gesellschaft wahrgenommen werden. Wir versuchen, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen." Besonders stolz war Richter, als der Verein vom Bundespräsidenten für die Idee der "24-Stunden-Diskussion" ausgezeichnet wurde. "Das war eine riesige Ehre!"

    Kerstin Seifert, Schkeuditz

    Seit 25 Jahren gibt es im Leipziger St.-Elisabeth-Krankenhaus eine Palliativstation – und schon genauso lange kümmert sich Kerstin Seifert dort darum, dass in allen 18 Zimmern und den vier Bodenvasen stets frische Blumen stehen. "Die Blumen trage ich jede Woche aus verschiedenen privaten Gärten und aus Feld und Flur zusammen", berichtet sie. "Nur manchmal kaufe ich von Spendengeldern etwas dazu." Die Freude und das Staunen über die Sträuße hätten schon oft für ein Lächeln bei den Patientinnen und Patienten gesorgt, auch in den schwierigsten Situationen. "Manches Mal konnte ich beobachten, wie die Blumen vorsichtig berührt wurden – und dann erstaunt und begeistert festgestellt wurde, dass die ja wirklich echt sind", erzählt Seifert. "Das hat mich immer besonders gefreut." Außerdem konnte sie schon viele Künstlerinnen und Künstler dafür gewinnen, ihre Werke im Flur der Station auszustellen. "Ab und zu gibt es sogar eine kleine Vernissage für alle auf der Station", sagt sie. "Das hat uns in der ersten Zeit enorm dabei geholfen, die Station bekannt zu machen und Ängste abzubauen." Die Bilder seien außerdem immer ein Grund, auf den Flur und miteinander ins Gespräch zu kommen.

    Silvana Sieborn, Dresden

    In ihrem Ehrenamt bringt Silvana Sieborn buchstäblich jede Menge ins Rollen: Seit 2012 engagiert sie sich beim SV Motor Mickten-Dresden in der Abteilung Roller Derby. Roller Derby ist ein aus den USA stammender Vollkontaktsport auf Rollschuhen, der mehrheitlich von Frauen betrieben wird. "Es geht beim Roller Derby nicht nur um Sport, sondern auch darum, einen geschützten Raum vor allem für weibliche Personen zu schaffen, in dem sie einen positiv aggressiven Vollkontaktsport ausüben können", berichtet Silvana Sieborn. In den letzten Jahren hätten sie beim SV Motor verstärkt daran gearbeitet, Diversität und Awareness aufzubauen und einen sicheren Ort für FLINTA* Personen zu schaffen. Im Einzelnen hat die 32-Jährige im Verein bereits diverse Funktionen ausgeübt – von Trainerin über Abteilungsleiterin bis zu diversen Verwaltungstätigkeiten. "Wir wollen einfach eine gute Zeit miteinander haben", sagt Sieborn. "Roller Derby ist wie ein gutes Lebensgefühl, bei dem man sich gegenseitig stärken und etwas zusammen aufbauen und erreichen kann – das finde ich sehr schön."

  • Dalia Ruth Coulibaly, Halle

    "Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie es ist, zwischen verschiedenen Kulturen zu leben", erzählt Dalia Ruth Coulibaly, die sich deswegen entschieden hat, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung zu unterstützen. Sie engagiert sich seit 2014 beim Verein Cagintua und unterstützt zum Beispiel bei der Wohnungssuche. Vor allem aber informiert sie Frauen über Themen wie Ausbildung und Gesundheit. "Damit kann ich echte Veränderungen bewirken, das macht mich stolz." Sie war außerdem eine der Initiatorinnen und Initiatoren des Refugee Radio: ein von Menschen mit Fluchterfahrung produziertes Radioprogramm. "Das Projekt schafft eine Plattform für Menschen mit Fluchterfahrung, auf der sie ihre Perspektiven und ihre Geschichten direkt teilen – etwas, das in der sonstigen Berichterstattung oft zu kurz kommt. Die Möglichkeit, diesen Menschen eine Stimme zu geben und ihre Sichtweisen zu präsentieren, war für mich von großer Bedeutung."

    Celine Jahns, Blankenburg (Harz)

    "Leuchtende Kinderaugen sind der Grund, warum ich mein Ehrenamt ausübe", sagt Celine Jahns. Sie ist seit einem Jahr in der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit ihrer Heimatstadt Blankenburg tätig. Mit dem Ziel einer größeren Chancengleichheit ermöglichen sie und ihr Team Kindern und Jugendlichen kostenlose gemeinsame Mahlzeiten, Feste oder sogar kleine Urlaube. "Viele von ihnen können aus finanziellen Gründen keine Ausflüge unternehmen", erzählt Celine Jahns. "Deswegen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, genau diese Erlebnisse für alle Kinder gleichermaßen zu ermöglichen." Besonders gefreut hat sie sich, als beim letzten Kinderfest das ganze Stadtviertel solidarisch zusammengerückt ist: "Ohne auf Geld angewiesen zu sein, konnten die Kids tolle Spielzeuge und Bücher bei einer Tombola gewinnen, kostenlos speisen, auf der Hüpfburg spielen oder eine Runde auf Ponys reiten", berichtet Jahns glücklich. 

    Melanie Winkler, Köthen

    Melanie Winkler engagiert sich seit 15 Jahren in der Frauen Union der CDU, seit fünf Jahren als Vorsitzende des Kreisverbandes Anhalt-Bitterfeld. Nun fand zum fünften Mal unter ihrer Leitung der Geschenketisch statt, ein ganz besonderes Projekt, das weit über die Grenzen von Köthen hinaus bekannt ist. "Letztes Jahr hat der Geschenketisch sein 25. Jubiläum gefeiert, in der großen Kirche hier auf dem Marktplatz", berichtet Melanie Winkler stolz. "Sogar Ministerpräsident Rainer Haseloff kam zum Gratulieren vorbei." Für den Geschenketisch nimmt eine Gruppe Ehrenamtlicher immer mittwochs gut erhaltene Sachspenden in Empfang. Diese werden gesammelt, sortiert und schließlich an einem Sonntag vor dem ersten Advent kostenfrei an Menschen weitergegeben, die sie gebrauchen können. "Viele Familien nutzen die Gelegenheit, um Dinge des täglichen Bedarfs zu erhalten", erzählt Winkler. "Und Kinder kommen zu uns, um Geschenke für ihre Großeltern zu finden. Wir spüren an diesem Tag große Dankbarkeit und bekommen viele positive Rückmeldungen." Neben ihrem politischen Engagement ist Melanie Winkler außerdem Gründungsmitglied des Vereins REGIA e.V., der Unternehmerinnen, Frauen in Führungspositionen und mithelfende Ehefrauen unterstützt.

  • Gitte Hougaard-Werner, Fleckeby

    "Das dänische Leben südlich der Grenze ist meine Identität", sagt Gitte Hougaard-Werner. "Deswegen sind Erhalt und Verbreitung der dänischen Sprache und Kultur eine Herzensangelegenheit für mich." Die 53-Jährige engagiert sich seit 27 Jahren ehrenamtlich in der kulturellen Hauptorganisation der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. "Als Minderheit sind wir mittlerweile ein integrierter und akzeptierter Teil der Bevölkerung. Dennoch müssen wir immer wieder über Minderheitenrechte, unsere Existenz und Berechtigung sprechen – damit diese nicht in Vergessenheit gerät oder als vermeintliche Selbstverständlichkeit betrachtet wird." Dazu gehört die lokale und landesweite Kulturarbeit. Diese ermöglicht Begegnungen mit dänischer Sprache, Kultur und Traditionen – oder auch Theateraufführungen und Konzerte auf Dänisch. "Besonders stolz war ich, als der Bundespräsident meinen Mann und mich anlässlich des Besuchs der damaligen dänischen Königin zum Staatsbankett ins Schloss Bellevue eingeladen hat", erinnert sich Gitte Hougaard-Werner. "Aber eigentlich machen mich alle Momente, in denen ich die dänische Minderheit offiziell vertreten darf, sehr demütig und glücklich."

    Ulrike Neidhöfer, Geesthacht

    Als Ulrike Neidhöfer 1996 nach Geesthacht zog, entdeckte sie auch die Geschichte der Stadt. "Eine beeindruckende Industriegeschichte, die mit Alfred Nobels Erfindung des Dynamits begann", erzählt die ehemalige Museumspädagogin. "Ich hatte Glück, noch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kennenzulernen, die den Zweiten Weltkrieg und die große Abhängigkeit von den Sprengstofffabriken miterlebt hatten. Aber ich bin auch auf viel Schweigen gestoßen." Damals entscheidet sie: Hier muss etwas passieren. "Also habe ich einen Förderkreis gegründet und viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden. Gemeinsam möchten wir ein Industriemuseum für die Stadt Geesthacht eröffnen." Weil die Geschichte Geesthachts so eng mit der von Alfred Nobel verbunden ist, hat die Spurensuche Ulrike Neidhöfer schon oft aus Deutschland herausgeführt. "Nach Schweden, Polen, in die Schweiz – ich war sogar einmal in Aserbaidschan", erzählt sie. "Und wir bekamen einmal Besuch aus St. Petersburg, wo Alfred Nobel seine Jugend verbrachte." Allerdings liegt noch viel Arbeit vor Neidhöfer und ihrem Team, denn ein Museum gibt es in Geesthacht noch nicht. Aber immerhin schon einmal ein Depot, aus dem zukünftig ein Schaudepot werden soll.

  • Alexander Ebert, Bad Liebenstein

    Seit seinem 18. Lebensjahr ist Alexander Ebert Vorsitzender des Schweinaer Karnevalvereins und seit letztem Jahr außerdem Vorsitzender der Jugendabteilung des Thüringer Landesverbandes. Seine Ziele: Den Karnevalsverein verjüngen, stetig Nachwuchs gewinnen und das Brauchtum erhalten. "Der Karneval ist genauso verrückt und weltoffen wie ich", sagt er. "Hier sitzen Jung und Alt noch zusammen an einem Tisch und haben gemeinsam Spaß!" Als bislang schönsten Moment in seiner Vereinszeit beschreibt er den 24. Februar dieses Jahres: "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. An diesem Tag fand nicht nur das Thüringer Landespräsidententreffen in Schweinau statt, sondern auch noch die Kreiskarnevalswerkstatt des Wartburgkreises – und so feierten bei uns insgesamt 2.000 Karnevalistinnen und Karnevalisten von frühmorgens bis spät in die Nacht!"

    Fabian Hagedorn, Erfurt

    Schon als Jugendlicher hat Fabian Hagedorn begonnen, sich ehrenamtlich im Kinder- und Jugendtheater Die Schotte in Erfurt zu engagieren. Aus der Begeisterung für das Theaterspielen erwuchs bei ihm das Interesse an der Regieführung. "Daraus entstanden mehrere Kultur- und Theaterprojekte, bei denen ich mit – damals noch – nahezu Gleichaltrigen unterschiedliche Inszenierungen erarbeiten durfte", berichtet der 32-Jährige. Inzwischen arbeite er auch hauptamtlich in der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen. "Ich habe selbst gemerkt, wie sehr mich das Theaterspielen auf meinem Lebensweg gestärkt hat und ich an den Aufgaben des Ehrenamts wachsen konnte“, erzählt Hagedorn. "Dieses Gefühl nun weiterzugeben an Kinder- und Jugendliche und ihnen – im besten Falle – dieselben Erfahrungen zu ermöglichen, ist ein besonderer Antrieb." Die Spielfreude der Jugendlichen bei der Erarbeitung von Inszenierungen zu erleben, sei immer wieder sehr erfüllend für ihn.

    Mahalia Singh, Suhl

    Mahalia Singh engagiert sich vielfältig, hat dabei aber immer die Jugend im Blick. Sie ist Vorstandsmitglied im Verein Provinzkultur und engagiert sich außerdem im Verein Jugendweihe und beim Jugendforum. "Bei Provinzkultur leite ich die Jugendabteilung und vertrete die Interessen der ganz Kleinen bis zu denen der 26-Jährigen", erzählt sie. "Vor allem geht es dabei um die Freizeitangebote in unserer Stadt." Auch bei der Jugendweihe und im Jugendforum kümmert sie sich um eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung für die jüngere Generation. Zudem fährt sie als Betreuerin bei Jugendreisen mit. "Mein Ehrenamt liegt mir am Herzen, weil ich hier dabei sein kann, wenn aus einem Wunsch oder einer Idee Wirklichkeit wird", sagt sie. "Durch die Events, die wir auf die Beine stellen, haben wir schon für das eine oder andere Lächeln gesorgt. In diesen Momenten weiß ich, dass ich das Richtige tue."