Verehrter Bischof Luthe, meine Damen und Herren,
ich bin der Einladung gefolgt, heute hierher zu kommen, obwohl es eine Fülle von Einladungen gibt, gerade in diesen Wochen. Ich bin gekommen, weil ich glaube, wir können und müssen in dieser Adventszeit gemeinsam einer Irrlehre widersprechen, der Irrlehre vom kleinen Tropfen auf den heißen Stein. Wie oft hören wir das, dass man ja doch nichts machen kann, dass diese Welt ihren lauf nimmt, dass die Globalisierung und die Fusionen unveränderlich seien.
Adveniat ist älter als der Begriff "Globalisierung" in unseren Schlagzeilen. Gestern war ich bei "Brot für die Welt", heute bin ich bei Adveniat, weil ich glaube, evangelische und katholische Christen sollen in diesen Wochen helfen, dass die Welt menschlicher wird. Wenn man die Zahlen sich vergegenwärtigt, die Kardinal Lorscheider uns allein aus Brasilien in der Predigt gesagt hat, dann könnte man resignieren. Jeder der die Welt kennt, weiß, es gibt Bereiche in Lateinamerika, da hat das Wort "Adveniat" nicht nur einen guten Klang, sondern da hat sich die Welt verändert, weil es Adveniat gibt. Da sind Menschen nicht mehr hungrig. Da sind Kinder nicht mehr Analphabeten. Da sind Kranke nicht mehr unversorgt. Ich möchte, dass es sich herumspricht, dass das die Gabe vieler, vieler ungekannter Menschen ist - nicht nur die Leistung großer Männer und Frauen, wie Dom Helder Camara oder Mutter Theresa.
Es ist gut, dass es solche Gestalten gibt, aber wichtiger ist, dass es die Tausende und Abertausende gibt, die in diesen Wochen sammeln, zusammenbringen und die dafür sorgen, dass diese Welt wärmer wird. Wenn wir das in den jetzt kommenden Adventswochen nicht lernen, nicht weitergeben, dann wird Weihnachten das Fest der totalen Erschöpfung. Dann sind wir Menschen, die dem Markt ausgeliefert sind, als gäbe es nicht anderes als den Markt. Wer nur den Markt kennt, der darf sich nicht wundern, wenn eine junge Generation heranwächst, die kennt von allem den Preis und von nichts den Wert. Wir brauchen aber eine Gesellschaft der Werte. Auch in einer Zeit des Wertewandels brauchen wir Maßstäbe für menschliches und mitmenschliches Leben. Adveniat - wie Misereor, wie Brot für die Welt - hat das in den letzten Jahrzehnten deutlich gemacht und hat damit auch, das füge ich hinzu, dem deutschen Namen Lateinamerika Ehre gemacht. Das ist nicht wenig angesichts dessen, was viele über Deutschland gedacht und erfahren haben in anderen Zeiten und Jahrzehnten.
Darum bin ich gekommen, um herzlich zu denken, aber nicht nur zu danken, sondern auch zu ermuntern. Wir alle sind in der Gefahr, müde zu werden. Wir alle sind in der Gefahr, der Irrlehre vom Tropfen auf den heißen Stein zu glauben, dass man ja doch nichts machen könne. Die Bibel sieht das anders. Die Bibel spricht von denen, die durch das Jammertal gehen und bauen da selbst Brunnen. Ich finde, heute baut man Brunnen, indem man sammelt. Heute baut man Brunnen, indem man sammelt. Heute baut man Brunnen, indem man gegen die Globalisierung und neben die Globalisierung die Solidarität der Christen stellt, der evangelischen und den katholischen Christen, der deutschen Hilfe für andere, die wir viel Hilfe erfahren haben und die wir alle nicht so lebten, wie wir jetzt leben, hätte es nicht vor einem halben Jahrhundert für uns, die älteren, die Carepakete und die Quäkerspeisen gegeben.
Wir haben ein kurzes Gedächtnis, aber wer die Welt sieht, wer sie sieht mit den Augen der Liebe, der wird hellwach und der tut etwas im Advent, aber nicht nur im Advent. Der erste Bischof von Essen, Franz Hengsbach, würde jetzt sagen: "Glück auf!". So sage ich auch "Glück auf! Gottes Segen."