Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.
Herzlichen Dank für diesen besonderen Augenblick des gemeinsamen Erinnerns hier in Prag.
Zwei Jahreszahlen stehen auf der Gedenktafel: Sie erinnern uns daran, wie kostbar in Zeiten von Diktatur der Mut und die Freiheitssehnsucht all der Menschen waren, die nicht mehr Untertan, sondern Bürger, also verantwortliche Gestalter ihres Landes sein wollten. Und das heutige Datum, ein 25. Jahrestag, bezeugt den Respekt und den Dank, den wir Präsidenten gegenüber den Akteuren von einst empfinden – verbunden mit der Zuversicht, dass uns Heutigen die Verantwortungsbereitschaft und der Einsatz für die Demokratie der Freiheitsbewegten von 1989 motivieren soll, nicht Zuschauer, sondern Beteiligter zu sein, wenn es heute um Sicherung und Ausgestaltung der Demokratie geht.
Für mich als deutschen Präsidenten steht noch ein anderes Datum, ein anderer 17. November, im großen historischen Erinnerungsraum von Prag: der 17. November 1939. Damals, im Herbst, wurden tschechische Studenten von den Nationalsozialisten verfolgt, verschleppt und ermordet. Dieser Teil der Erinnerung erfüllt mich – als deutschen Gast in dieser Runde – mit tiefer Traurigkeit.
Aber wir stehen hier wegen eines Datums der Hoffnung. Genau 50 Jahre später gingen mutige junge Menschen in Erinnerung an das Unrecht von 1939 auf die Straße. Auch sie erlebten die Gewalt von Diktatoren, aber sie wollten nicht länger in Ohnmacht verharren. Ihr Widerstand beflügelte Millionen. Aus den Protesten wuchs eine nationale Bewegung, mit der Ihr Land Geschichte schrieb: die Samtene Revolution.
Wir Deutsche fühlen uns den Mutigen des 17. November 1989 tief verbunden. Es waren furchtlose Tschechen und Slowaken, die schon im Sommer an der Seite der ostdeutschen Flüchtlinge standen, ideell oder ganz praktisch mit Äpfeln und Brot, die sie über den Zaun der bundesdeutschen Botschaft in Prag gereicht haben. Und so viele Ihrer Landsleute freuten sich mit uns, als am 9. November in Berlin die Mauer fiel.
Zum Abschluss noch ein Blick auf die Jahreszahl 2014. Sie symbolisiert für mich die neue Selbstverständlichkeit des Miteinanders in Europa. Wir wissen heute: Wer sich gemeinsam erinnert, der baut auch gemeinsam an der Zukunft.