Ganz herzlich möchte ich Ihnen, Herr Präsident, für die freundliche Aufnahme und Ihre guten Worte danken.
Dieser Besuch steht in der Tradition der freundschaftlichen Beziehungen, die Deutschland und Mosambik seit 30 Jahren verbinden. Er ist eine Premiere: Zum ersten Mal besucht ein deutscher Bundespräsident Mosambik. Für mich persönlich wiederum ist der Besuch bei Ihnen auch ein Wiedersehen: Wie Sie vielleicht wissen, bin ich während meiner Arbeit für den Internationalen Währungsfonds in den Jahren 2000 und 2003 in Maputo gewesen, und ich möchte Ihnen sagen: Ich bin gerne hierher zurückgekommen, denn ich fühle mich sehr wohl bei Ihnen.
In den Jahren seit Ende des Bürgerkriegs hat Mosambik große Fortschritte auf dem Weg zu nationaler Versöhnung und Einheit, zu Frieden und Stabilität gemacht. Mosambik hatschreckliche Katastrophen wie die Überschwemmungen im Jahr 2000 überwunden und ist seinen guten Weg konsequent weiter gegangen.
Heute spielt Ihr Land eine aktive Rolle in der Afrikanischen Union und in der Neuen Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas, NEPAD. Die Demokratie hat in Mosambik kraftvoll Wurzeln geschlagen. Sie haben ein Mehrparteiensystem aufgebaut und den Umbau der Wirtschaft von einer staatlichen gelenkten Zentralverwaltungswirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung in Angriff genommen. Die eindrucksvollen Wachstumsraten der vergangenen Jahre bestätigen, dass Mosambik auf einem guten Weg ist. Ihr Land gilt zu Recht als Beispiel, an dem sich andere Länder Afrikas orientieren können. Wir in Deutschland sehen diese Entwicklung mit viel Respekt und freuen uns mit Ihnen über diese Erfolge.
Sie, Herr Präsident, haben bei unserem Gespräch heute Mittag aber auch von den großen Herausforderungen berichtet, vor denen Ihr Land weiter steht: Die Demokratie muss weiter gestärkt werden: Der Staat gehört nicht einer Partei allein, und die Demokratie lebt davon, dass sich alle politischen Parteien und Kräfte aktiv einbringen und konkurrierende Vorschläge zur Lösung der Probleme eines Landes unterbreiten. Ich freue mich darüber, dass Rechtsstaatlichkeit und der Kampf gegen die Korruption von Ihrer Regierung als wichtige Voraussetzungen dafür angesehen werden, die Armut weiter zu verringern.
Herr Präsident, Sie und Ihre Regierung wissen um die Herausforderungen, vor denen Ihr Land steht. Mosambik hat sein Schicksal in die eigenen Hände genommen, und deshalb sind wir gerne bereit, Sie zu unterstützen.
Deutschland hat seine direkten Beiträge zum mosambikanischen Staatshaushalt in diesem Jahr fast verdreifacht. Darin drückt sich unser Vertrauen in den Weg aus, den Präsident Chissano eingeschlagen hat und den Sie fortsetzen wollen. Ich werbe zu Hause bei meinen Landsleuten und den politischen Entscheidungsträgern dafür, dass wir unsere Zusagen für die Entwicklungszusammenarbeit schrittweise, aber verlässlich erfüllen. Das Beispiel Mosambiks macht mir diese Arbeit leicht, denn ich bin überzeugt: Die Menschen in Deutschland sind gerne solidarisch, wenn sie wissen, dass ihr Beitrag zur Armutsbekämpfung auch wirkungsvoll ist. Da habe ich in Mosambik ein gutes Gefühl: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die zur Schule gehen, ist gestiegen, der Anteil der Armen nimmt langsam ab, die Wirtschaft wächst.
Herr Präsident, Sie selber wissen am besten, dass noch viel zu tun bleibt. Ich darf Ihnen und Ihrem Volk versichern, dass Deutschland weiterhin gern bereit ist, Mosambik bei seiner Entwicklungsarbeit zu unterstützen. Wir wollen uns dabei auf Schwerpunkte konzentrieren: Es gilt, Bildung und Ausbildung weiter zu verbessern und eine leistungsfähige Bildungsverwaltung aufzubauen. Wir wollen helfen, die ländliche Entwicklung voranzutreiben, weil Armut vor allem auf dem Land verbreitet ist und Frauen und Kinder trifft. Wir wollen helfen, den Zugang zu Krediten zu verbessern und gute Rahmenbedingungen für mehr Investitionen zu schaffen. Das sind wichtige Themen, und ich freue mich darauf, in den nächsten Tagen in der Provinz Sofala zu sehen, welche Fortschritte schon gemacht worden sind.
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Entwicklung Ihres Landes kann auf den guten Beziehungen zwischen Deutschland und Mosambik und vielen Kontakten zwischen den Menschen in unseren Ländern aufbauen. Tausende Mosambikaner haben in Deutschland, meist in der DDR, gelebt und dort eine Ausbildung erhalten. Viele von ihnen sprechen sehr gut deutsch und sorgen dafür, dass auch der kulturelle Austausch lebendig bleibt. "Freundschaftsbande und Beziehungskisten" - so heißt ein Buch zu den Beziehungen unserer Länder, und ich glaube, dieser Titel drückt ganz gut aus, dass unsere Beziehungen vor allem von den Menschen in Deutschland und Mosambik getragen werden: Das Mosambikanisch-deutsche Kulturzentrum ICMA hier in Maputo wäre nicht denkbar ohne die Mitarbeit eines mosambikanischen Rückkehrerverbandes, der das Goethe-Institut und den Deutschen Entwicklungsdienst unterstützt. In Deutschland haben sichüber 20 unterschiedliche Initiativen im "Koordinierungskreis Mosambik" zusammengefunden. Meine Frau wird morgen die Schule "Zimpeto Velho" in einem Stadtteil von Maputo besuchen, eine Schule, deren Bau die "Kooperative Gesamtschule Leeste" bei Bremen unterstützt hat. Das alles sind wunderbare Beispiele dafür, dass sich viele Menschen in unseren Ländern kennen und schätzen und von gleich zu gleich begegnen.
Im vergangenen Jahr hat das "Teatro Avenida", das Sie alle kennen, eine Inszenierung der "Räuber" bei den Mannheimer Schillertagen präsentiert. "Os Bandoleiros de Schiller" hieß das Stück, und schon diese für uns fremden Klänge machen deutlich, dass hier jemand seine eigene Perspektive auf Schiller selbstbewusst vorträgt. Üblicherweise dominiert in den Beziehungen zwischen Europa und Afrika die umgekehrte Logik: Der Blick der westlichen Kultur auf die Länder und Menschen Afrikas hat deren Wahrnehmung über Jahrhunderte bestimmt. Die Inszenierung des "Teatro Avenida" dreht diese Logik um und versucht eine afrikanische Perspektive auf die europäische Kultur. Ich finde das gut, denn darin drücken sich Selbstbewusstsein und Gleichrangigkeit aus. Afrika hat Grund, stolz zu sein auf die Leistungen seiner Kultur, auf die Schönheit seiner Natur und auf Kreativität seiner Menschen. Ich glaube, Europa und Amerika sind gut beraten, den afrikanischen Kontinent endlich als gleichberechtigten Partner in unserer einen Welt anzuerkennen.
In diesem Sinne möchte ich Sie alle bitten, meine Damen und Herren, mit mir das Glas zu erheben und einen Toast auszubringen auf die Gesundheit von Staatspräsident Guebuza und seiner Frau, auf das Wohl des mosambikanischen Volkes und auf die Freundschaft zwischen Mosambik und Deutschland.