"Jugend forscht" wird vierzig: Dazu gratuliere ich ganz herzlich. Die Initiative ist längst erwachsen und zum Markenzeichen geworden für jugendlichen Forschergeist.
"Jugend forscht" ist eine echte Erfolgsgeschichte. Viele Jungforscher, die hier ihre Fähigkeiten erprobten und wichtige Erfahrungen sammelten, sind heute engagierte und erfolgreiche Forscher, Entwickler, Hochschullehrer, da haben wir einige hier auch unter uns. Die Leistungen bei "Jugend forscht" standen am Anfang ihrer Erfolge. Und wer sich von den Teilnehmern dieses Finales die Wettbewerbsbeiträge zeigen lässt, dem geht es wie mir, vermute ich: Er staunt über Originalität und Qualität der Projekte, und er merkt rasch: "Jugend forscht" versammelt helle Köpfe. Und ich sage das wirklich mit Überzeugung, mit Staunen und Bewunderung, denn ich habe in der Schule mit der Physik oder der Chemie meistens arg gekämpft. Ich will Ihnen auch sagen: Es war für mich ganz wunderbar, durch die Halle zu gehen, wo die verschiedenen Forschungsprojekte vorgestellt werden. Ich konnte mir leider nur einige der Projekte selber vorstellen lassen - ich bitte also um Nachsicht bei allen Forschern, bei denen wir nicht vorbeikommen konnten. Ich hoffe, wir werden noch mehr Zeit haben, auch die anderen Projekte, die heute sozusagen nicht die Sieger werden, zu würdigen und zu bestaunen.
Der Erfolg der Initiative lässt sich messen: an der Qualität der Beiträge, an den Biographien ehemaliger Preisträger oder auch am Anstieg der Teilnehmerzahlen. Dieser Erfolg ist vielen zu verdanken, und Professor Bieneck hat auch schon darauf hingewiesen: den Betreuern, den Juroren, den Patenunternehmen, den Förderern. Ihr gemeinsames Engagement war und ist beispielhaft. Und dafür möchte ich ausdrücklich meinen ganz herzlichen Dank aussprechen.
Besonders danken möchte ich den Lehrerinnen und Lehrern, die unter den Schülern für den Wettbewerb werben und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie sind oft Talentscouts, Motivationstrainer und Forschungspartner in einem. Ihr Einsatz für die Exzellenz ihrer Schülerinnen und Schüler ist beispielhaft.
"Jugend forscht" ist wichtiger denn je: Wir sind tatsächlich im Übergang in die Wissensgesellschaft, und die weltweite technologische Konkurrenz fordert uns mehr und mehr heraus. Das müssen wir erkennen und deswegen müssen wir uns einig sein: Bildung und Forschung sind die Felder, auf denen wir besonders gründlich ackern und die wir besonders gut bestellen müssen. Ich bin dankbar, dass die Forschungsministerin heute hier ist, und sie weiß: Ich gehe landauf, landab durch Deutschland und sage: Bildung, Forschung und Entwicklung haben Priorität. Da dürfen wir nicht sparen, da müssen wir eher mehr ausgeben. Wir müssen diese Priorität erkennen. Ich bin auf der Seite derjenigen, die Bildung und Forschung zur Priorität in unserem Land machen wollen. "Jugend forscht" bereitet hier guten Boden.
Bezogen auf die Anforderungen an Schule und Studium zeigt "Jugend forscht" uns, worauf es besonders ankommt: auf individuelle Förderung, auf aktives und selbständiges Lernen und auf forschungsnahe Studienangebote, die nicht nur Lehrbuchwissen wiederholen. Letztlich kommt es auf eine Atmosphäre an, die persönliche Selbstständigkeit fördert und die Spitzenleistungen anerkennt.
"Jugend forscht" schafft eine solche unverwechselbare Atmosphäre. Der Wettbewerb ist damit gleichzeitig ein wichtiges Forum der Talentsuche in unserem Land. Er bietet begabten Schülern und Auszubildenden viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln, den gesellschaftlichen Wert von Forschung kennen zu lernen.
In Wissenschaft und Forschung stehen wir immer neu vor der Aufgabe, Begabungen zu finden und sie zu fördern. Wir müssen unseren erfolgreichen Jungforschern beste Perspektiven an Universitäten und Forschungseinrichtungen oder bei der Gründung eigener Unternehmen bieten. Wir können dazu zum Beispiel den Übergang zwischen Schule und Hochschule für besonders Begabte noch besser als bisher gestalten. Es gibt auch hier schon gute Initiativen, z.B. die Schüler-Universitäten oder die Deutsche Schüler Akademie. Aber ganz gewiss können wir noch mehr tun, um talentierten Schülerinnen und Schülern eine frühzeitige Förderung zu ermöglichen. Dazu brauchen wir Lehrerinnen und Lehrer, die Talente entdecken und fördern und sich dabei auch wirklich persönlich engagieren. Dazu brauchen wir auch Partner für die Schule - in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft!
Es zählt zu den Qualitäten des Wettbewerbs, dass er jungen Menschen die Erfahrung vermittelt: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, aus eigenem Vermögen Neues zu schaffen, das Wissen und Können aller um nützliche Entdeckungen zu mehren. Und dazu muss man nicht unbedingt ein Genie sein. Erfolgreiche Praktiker haben bei "Jugend forscht" erfahren, dass Neugier und Leidenschaft, kritisches Denken und Ideen, Initiative und Durchsetzungsvermögen, Mut und Leistungsbereitschaft Voraussetzungen für den Erfolg sind. Und dass diese Eigenschaften trainierbar sind, zum Beispiel bei "Jugend forscht". Sie haben dabei auch gelernt, dass die Entstehung von Wissen häufig ein mühsames, ein anstrengendes Geschäft ist, weil Wissen eben nicht aus dem Internet kommt oder aus bloßem Pauken entsteht.
"Jugend forscht" ist auch deshalb so erfolgreich, weil es als Netzwerk funktioniert: als ein Netzwerk aus Wirtschaft, Forschung, Schule und auch Medien, aus erfahrenen Fachleuten und dem Nachwuchs, aus ehemaligen Teilnehmern und heutigen. Und "Jugend forscht" ist ein gutes Beispiel dafür, wie Staat und Bürgergesellschaft für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten.
Vor wenigen Tagen haben mir die letzten Preisträger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten ihre Erfindung vorgeführt. Das war in Itzehoe, im Fraunhofer-Institut für Siliziumforschung: ein fingernagelgroßes Chemielabor auf einem Chip, das anspruchsvolle ambulante Labor-Analysen ermöglicht. Morgen werde ich die Mitglieder des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste empfangen und ein Abendessen geben. In diesem Orden waren und sind auch bedeutende Naturwissenschaftler und Mathematiker aus dem In- und Ausland vertreten. Zwischen dem Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation und dem Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste bin ich heute zu Gast bei "Jugend forscht". Das alles passt gut zusammen. Und wie die Mitglieder des Ordens Pour le mérite für hervorragende geistige und künstlerische Leistungen stehen und die Träger des Deutschen Zukunftspreises Innovationskraft in Deutschland verkörpern, so sind auch Sie, liebe Jungforscherinnen und Jungforscher, Vorbilder und Botschafter für das "Land der Ideen", als das ich unser Land gerne sehen möchte. Gerade auch in Ihren Köpfen und Händen liegt unsere Zukunft. Wir zählen auf Sie, und ich habe da ein sehr gutes Gefühl! Deutschland hat Talente, vor allem auch in Naturwissenschaft, Technik und Mathematik. Wir brauchen sie und wir haben sie, wir müssen sie finden, öffentlich anerkennen und fördern. Das ist die Aufgabe!
Und deshalb danke ich wirklich von Herzen allen, die "Jugend forscht" möglich machen. Diese Schirmherrschaft für Jugend forscht ist eine meiner liebsten. Ich gratuliere allen, die sich für dieses 40. Bundesfinale qualifiziert haben. Das ist für sich ein großer Erfolg, für jeden von Ihnen! Die Preisverleihung wird nun einige besonders ehren, und Ihnen gilt natürlich dann auch unsere besondere Anerkennung und Gratulation.