Kids Takeover "Mitmischen: Kinderrechte – Demokratie – Zukunft" am Internationalen Tag der Kinderrechte

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 20. November 2019

Der Bundespräsident hat am 20. November zum Internationalen Tag der Kinderrechte 13 Kinder beim Kids Takeover unter dem Motto "Mitmischen: Kinderrechte – Demokratie – Zukunft" in Schloss Bellevue mit einer Ansprache begrüßt: "Nur wer die Kinderrechte kennt, kann sich darum kümmern, dass sie tatsächlich auch beachtet und berücksichtigt werden. Und deshalb freue ich mich insbesondere darüber, dass Sie sich alle bemühen, für einen größeren Bekanntheitsgrad dieser Kinderrechtskonvention zu sorgen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht am Internationalen Tag der Kinderrechte in Schloss Bellevue mit 13 Kindern und Jugendlichen.

Außergewöhnliches ist passiert, nichts weniger als einen Staatsstreich haben wir Ihnen heute öffentlich zu verkünden. Aber ich darf versichern, unter Verzicht auf jegliche Gewalt und nur unter Anwendung friedlicher Mittel hat die Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die hier rund um den Tisch versammelt ist, das Zepter heute Morgen übernommen.

Hier in diesem Raum, an diesem Ort werden vor allen Dingen auch ausländische Staatsgäste empfangen, wie vorgestern Abend eine große Gruppe afrikanischer Staatsoberhäupter. Aber wir empfangen hier auch immer wieder engagierte Bürgerinnen und Bürger, die mehr tun, als sich nur um ihre eigenen Interessen zu kümmern, die ein bisschen nach den Nachbarn schauen, die etwas tun für die Allgemeinheit.

Wir haben Ordensveranstaltungen hier, in denen wir verdiente Bürgerinnen und Bürger, Sportlerinnen und Sportler auszeichnen; beim letzten Mal war das zum Beispiel, das haben Sie wahrscheinlich in der Zeitung gelesen, Udo Lindenberg, beim nächsten Mal, am 4. Dezember, wird in der Gruppe der Ordensempfänger jemand dabei sein, den Sie auch alle kennen: Dirk Nowitzki.

Und deshalb freuen wir uns, dass Sie heute hier sind, im Schloss Bellevue, und versprochen haben – nicht vergessen! –, uns bei der Arbeit zu unterstützen. Wir freuen uns darüber, dass Sie hier sind, ein herzliches Willkommen Ihnen allen.

Natürlich reden wir an diesem besonderen Tag über die Konvention der Vereinten Nationen über Kinderrechte, die in diesem Jahr auch ein Jubiläum hat, ein 30-jähriges Jubiläum. Und wer 30 Jahre zurückdenkt, insbesondere hier in Deutschland, der weiß: Das war damals eine Zeit des Aufbruchs in Osteuropa, in der damaligen DDR und weltweit. Hier in Deutschland ist, nach der Friedlichen Revolution in der damaligen DDR, im November 1989 die Mauer beseitigt worden, sind die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, dass wir die Deutsche Einheit geschafft haben, später die Europäische Einheit. Aber im Zuge dieser weltweiten Aufbruchbewegung konnte dann auch 1989 etwas geschehen, was bis dahin verhindert worden war, nämlich bei den Vereinten Nationen eine Kinderrechtskonvention zu verabschieden.

Und ich bin mir sicher, das Gespräch, das wir gleich haben werden, wird zeigen: Die Kinderrechtskonvention gibt es, aber wir dürfen ein bisschen Zweifel haben, ob sie eigentlich jeder kennt. Und nur wer die Kinderrechte kennt, kann sich darum kümmern, dass sie tatsächlich auch beachtet und berücksichtigt werden. Und deshalb freue ich mich insbesondere darüber, dass Sie sich alle bemühen, für einen größeren Bekanntheitsgrad dieser Kinderrechtskonvention zu sorgen – und natürlich, das verstehe ich, einzuklagen, dass die Rechte der Kinder und Jugendlichen auch beachtet werden.

Vor 30 Jahren also ein großer Aufbruch in großen Teilen der Welt. Wenn wir heute, 30 Jahre später, ins Heute schauen, dann sehen wir Unterschiedliches. Wir haben auf der einen Seite viel Frust – gerade ist eine neue Jugendstudie erschienen, die uns sagt, dass das Zukunftsvertrauen, die Lust auf Zukunft eher nachgelassen hat. Aber das ist eben nur das eine. Auf der anderen Seite sind Tausende von jungen Menschen im Augenblick auf der Straße, kämpfen gegen den Klimawandel, gegen die Zerstörung der Umwelt, und das ist eine riesige Ermutigung.

Ich wünsche mir, dass Sie mit dem, was Sie an Leidenschaft mitbringen, an Zukunftsvertrauen, an Lust, sich auch einzumischen, dass Sie damit viele anstecken. Denn wir brauchen viele junge Menschen, die sich kümmern, auch um Politik kümmern. Wir brauchen viele aus Ihrer Generation, die Verantwortung auf sich nehmen, die auch bereit sind, Verantwortung zu lernen. Denn Verantwortung tragen, das kann man nicht ohne weiteres. Verantwortung gerade auch in der Politik zu tragen, dazu gehört, dass man lernt, in kleinen Schritten Verantwortung zu übernehmen, dass man Verantwortung nicht nur für sich selbst übernimmt, sondern auch für andere.

Und uns interessiert natürlich, wenn wir heute hier miteinander ins Gespräch kommen: Welche Erfahrungen haben Sie schon gemacht, in Ihrer Gemeinde, im Dorf, in der Stadt, in der Schule? Und was wünschen Sie sich vor allem, was mehr geschehen sollte?

Sie haben das vielleicht schon mal gehört: Wenn über den Bundespräsidenten und seine Möglichkeiten gesprochen wird, dann wird regelmäßig gesagt: Der Bundespräsident wirkt durch sein Wort. Heute wirken Sie durch Ihr Wort. Und vor allen Dingen haben Sie hier nicht nur mich und meine Frau, sondern viele andere, die zuhören, die Ihr Wort auch gerne hören wollen. Deshalb ergreifen Sie dieses Wort gleich mutig, und wenn ich sage: gleich, dann deshalb, weil hier zwei sitzen, die Ihnen gerne zuhören. Meine Frau ist hier, und meine Frau ist nicht nur in ihrer Eigenschaft als First Lady hier, sondern gleichzeitig als Schirmherrin der Unicef. Und in einer der beiden Eigenschaften wird sie Sie jetzt auch begrüßen.