Bundespräsident a. D. Christian Wulff wurde am 8. März 2012 mit einem Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr im Park von Schloss Bellevue verabschiedet. Bundespräsident a. D. Wulff hatte das Angebot des Bundesministers der Verteidigung gerne angenommen, da ihm die Bundeswehr und die Soldatinnen und Soldaten während seiner Amtszeit ein besonderes Anliegen waren.
Bei über 20 Begegnungen mit Vertretern und Angehörigen der Bundeswehr hat Bundespräsident a. D. Wulff zahlreiche Gespräche geführt, unter anderem im Oktober 2011 in Afghanistan. Weitere Termine waren der Besuch der Infanterieschule in Hammelburg, des Einsatzführungskommandos in Potsdam und des Familienbetreuungszentrums der Bundeswehr in der Berliner Julius-Leber-Kaserne.
Vor dem Zapfenstreich hatte Bundesratspräsident Horst Seehofer in Wahrnehmung der Befugnisse des Bundespräsidenten zu einem Empfang in Schloss Bellevue eingeladen. Unter den rund 200 Gästen waren Repräsentanten der Verfassungsorgane, Familienangehörige und Wegbegleiter von Christian Wulff sowie Vertreter des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr. Für den Deutschen Bundestag waren alle Mitglieder des Präsidiums eingeladen und für die Bundesregierung die Mitglieder des Kabinetts einschließlich der Staatsminister. Darüber hinaus waren Gäste geladen, die für die Schwerpunkte von Christian Wulffs Präsidentschaft stehen, insbesondere Vertreter des Diplomatischen Korps und Vertreter der Staaten, die der Bundespräsident während seiner Amtszeit besucht oder zu denen er besonders enge Kontakte gepflegt hatte.
Ablauf des Großen Zapfenstreichs
Aufziehen der Fackelträger
Bundespräsident a. D. Christian Wulff begibt sich, begleitet vom Präsidenten des Bundesrates, Horst Seehofer, vom Bundesminister der Verteidigung, Dr. Thomas de Maizière, und vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, zum Podest im Park von Schloss Bellevue.
Anmarsch des Großen Zapfenstreichs, anschließend Meldung des Großen Zapfenstreichs
Serenade: „Alexandermarsch“ von Andreas Leonhardt (Divisionsmarsch der 1. Panzerdivision in Hannover), „Over the rainbow“ von Harold Arlen, „Da berühren sich Himmel und Erde” von Christoph Lehmann, Ode „An die Freude“ von Ludwig van Beethoven
Großer Zapfenstreich: Locken zum Zapfenstreich, Zapfenstreichmarsch, Retraite, Zeichen zum Gebet, Gebet „Ich bete an die Macht der Liebe“, Abschlagen nach dem Gebet, Ruf nach dem Gebet
Nationalhymne
Abmeldung des Großen Zapfenstreichs, anschließend Ausmarsch des Großen Zapfenstreichs
Historischer Hintergrund
Der Name Zapfenstreich stammt aus der Zeit der Landsknechte. Im Jahre 1596 wurde erstmals ein Abendsignal in Verbindung mit dem „Zapfenschlag“ erwähnt. Mit einem solchen Schlag bzw. Streich auf den Zapfen eines Fasses gab der Profos, Verwalter der Militärgerichtsbarkeit, das Signal zur Nachtruhe, die unbedingt einzuhalten war. Von diesem Zeitpunkt an durfte der Wirt keine Getränke mehr ausgeben, die Landsknechte hatten sich in ihre Zelte zu begeben und Ruhe zu halten.
Im Laufe der Zeit wurde es üblich, das Zeichen zur Nachtruhe auch in musikalischer Form zu geben. Bei der Kavallerie geschah dies durch Trompetensignale (die „Retraite“), bei der Infanterie durch besondere Spielstücke für Flöte und Trommel.
Das heute übliche Zeremoniell des Großen Zapfenstreichs geht auf die Befreiungskriege von 1813 bis 1815 zurück. Aus dieser Zeit stammt der Brauch, dem Zapfenstreich ein kurzes Abendlied folgen zu lassen. König Friedrich Wilhelm III befahl unter dem Eindruck eines Brauches in der Russischen Armee im August 1813 auch bei seinen Truppen nach dem Zapfenstreich ein Gebet. Auf dieser Grundlinie (Locken – Zapfenstreich – Gebet) stellte Friedrich Wilhelm Wieprecht die noch heute gültige Form des Großen Zapfenstreiches mit Aufmarsch und Musik zusammen. Sie wurde erstmals 1838 in Berlin aufgeführt.
Heute wird der Große Zapfenstreich als Ehrerweisung bei der Verabschiedung von Bundespräsidenten, Bundeskanzlern und Verteidigungsministern sowie hochrangigen Mitgliedern der Bundeswehr aufgeführt.