Bundespräsident Joachim Gauck hat am 4. Oktober anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 14 Frauen und 17 Männer aus allen Bundesländern mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die 31 Bürgerinnen und Bürger setzen sich unter anderem für die Integration ausländischer Mitbürger sowie die interkulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen ein oder haben sich in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft verdient gemacht. Zu den Geehrten gehören darüber hinaus Helfer der Flutkatastrophe im Frühsommer dieses Jahres.
Folgende Bürgerinnen und Bürger werden ausgezeichnet:
Baden-Württemberg
Nejdet Niflioğlu, Esslingen
Verdienstkreuz am Bande
Kontakte knüpfen, Vorurteile abbauen und die Vielfalt im Konzern leben – unter diesem Motto hat Nejdet Niflioğlu vor mehr als 20 Jahren mit fünf Kollegen den Daimler Türk Treff gegründet. Er ist seither dessen Vorsitzender und Organisator. Der Treff ist das erste und heute größte Mitarbeiternetzwerk in einem deutschen Konzern. Nejdet Niflioğlu hat damit einen Anlaufpunkt geschaffen, der jedem im Konzern unabhängig von seiner Herkunft offen steht, Kolleginnen und Kollegen jedweder Berufsrichtung zusammenbringt und ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter integriert. Seine Erfahrungen mit dem Netzwerk teilt er mit Kollegen in anderen Unternehmen und bringt sie in zahlreiche Projekte für Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen im Erwerbs- und Sozialleben ein. Darüber hinaus engagiert sich Nejdet Niflioğlu in Stuttgart im Kuratorium des Deutsch-Türkischen Forums und ist auch parteipolitisch aktiv.
Prof. Dr. Ulrich Raulff, Marbach am Neckar
Verdienstkreuz 1. Klasse
Der Kulturwissenschaftler, Historiker und Journalist gehört zu denen, die den kulturellen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland wesentlich mitprägen. Seit November 2004 ist Ulrich Raulff Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, eine der bedeutendsten Literatureinrichtungen weltweit, die sich der Pflege des literarischen Erbes widmet und ihre Bestände für die Öffentlichkeit und Forschung zugänglich macht. Mit großem persönlichen Einsatz hat er die Sammlungsgebiete spektakulär erweitert, die Ausstellungsarbeit mit spannenden und innovativen Themen gefördert und durch zahlreiche Veranstaltungen dem Deutschen Literaturarchiv im In- und Ausland besondere Aufmerksamkeit verschafft. Seine weltweiten Erfahrungen in Stiftungs-, Archiv- und Verlagsangelegenheiten bringt Ulrich Raulff auch im Stiftungsrat der Stefan George Stiftung ein. Darüber hinaus ist er Mitglied im Präsidium des Goethe-Instituts.
Ingrid Schlosser, Crailsheim
Verdienstkreuz am Bande
Ingrid Schlosser setzt sich seit über 20 Jahren für Sprachförderung und die Verbesserung der Lesekompetenz ein. Während ihrer Tätigkeit als Mitarbeiterin im Evangelischen Schuldekanat in Crailsheim baute sie eine Medienstelle auf, die seither als Dienstleistungscenter den Lehrkräften aller Schulen und Kindergärten offen steht. Seit vielen Jahren organisiert und leitet Ingrid Schlosser außerdem persönlich Lese- und Sprachförderprojekte. Darüber hinaus engagiert sie sich seit langem im Freundeskreis Asyl Crailsheim. Dabei hat sie sich u. a. einer einzelnen Familie besonders angenommen, die Integration von deren Kindern in das deutsche Schulwesen gefördert und viele Jahre im Asylbewerberheim mehrmals wöchentlich Sprachkurse für Deutsch gegeben.
Bayern
Mariss Jansons, München
Großes Verdienstkreuz mit Stern
Mariss Jansons ist einer der großen Musiker unserer Zeit. Sein Wirken als Dirigent der bedeutendsten Orchester der Welt ist herausragend. In beeindruckender Weise hat Mariss Jansons sich auch um die Kultur in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht. Seit dem Jahr 2003 ist er Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks. Zahlreiche Aufführungen wurden von Publikum und Presse einhellig als überragende Klangereignisse gefeiert. Außerdem gehören Jugendarbeit und gezielte Nachwuchsförderung zu seinen besonderen Anliegen. Mit großem Engagement unterstützt Mariss Jansons die Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und gibt regelmäßig Konzerte mit Jugend- und Studentenorchestern und -chören.
Prof. Martin Maria Krüger, Warngau
Verdienstkreuz 1. Klasse
Den renommierten Gitarristen haben Tourneen als Solist und Kammermusiker bereits in zahlreiche Länder geführt. An der Hochschule für Musik und Theater München unterrichtet Martin Maria Krüger Gitarre und leitet gemeinsam mit einem Kollegen das neu begründete Institut für Kulturmanagement. Darüber hinaus engagiert er sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Bereich der Kultur- und Musikpolitik. Martin Maria Krüger ist Präsident des Deutschen Musikrats, dem weltweit größten Dachverband der Musik, in dem weit mehr als 100 Organisationen des Musiklebens in Deutschland zusammengeschlossen sind. In diesem Amt vertritt er alle Musikbereiche, professionelles Musizieren ebenso wie Laienmusizieren, Musikpädagogik wie Musikwissenschaft und zudem auch die Musikwirtschaft. Außerdem wirkte er im Vorstand des Internationalen Musikrats, einer NGO der UNESCO, und gehört bis heute dem Beirat der Kulturstiftung des Bundes an.
Dr. Andreas Müller-Cyran, München
Verdienstkreuz am Bande
Der Diakon und Rettungsassistent hat sich um die psychosoziale Notfallversorgung verdient gemacht: Andreas Müller-Cyran kümmert sich um Menschen, die abrupt mit dem Tod konfrontiert worden sind – Überlebende von Unglücksfällen, Angehörige und Rettungskräfte. Er ist Gründer und Leiter des ersten deutschen Krisen-Interventions-Teams, mit dem er im In- und Ausland tätig ist. Gleichzeitig hat er ein hoch effizientes Netz der Notfallseelsorge, Krisenintervention und psychosozialen Notfallversorgung aufgebaut. Seine praktische Erfahrung bringt er außerdem beständig in Forschung und Wissenschaft ein, wo er ein gefragter Experte ist. Andreas Müller-Cyran hat wesentlich dazu beigetragen, dass bei Katastrophen – gleich ob ein Einzelner oder ob viele betroffen sind – heute zur Prävention von Traumata kompetente Hilfe bereitsteht.
Philipp Schildbach, Rosenheim
Verdienstkreuz am Bande
Philipp Schildbach war im Frühsommer dieses Jahres von den ersten Stunden des Hochwasser-Katastrophenfalls in Rosenheim an im Einsatz. Dabei hat er mit hohem persönlichen Aufwand ein Großgerät für den Katastrophenschutz aus den Niederlanden beschafft, das in Deggendorf, einem der am stärksten betroffenen Katastrophengebiete, umgehend und unter seiner Leitung eingesetzt wurde. Philipp Schildbach gehört seit seinem 15. Lebensjahr der Freiwilligen Feuerwehr an. Aufgrund seiner besonderen Qualifikationen ist er seit dem Jahr 2001 Maschinist und seit dem Jahr 2003 auch Bootsführer in Rosenheim. Darüber hinaus zeichnet ihn herausragendes Wirken für den Katastrophenschutz aus. Mit seinem langjährigen und in besonderem Maße selbstlosen Engagement hat sich Philipp Schildbach um das Gemeinwohl verdient gemacht.
Rosemarie Tietze, München
Verdienstkreuz 1. Klasse
Ihre Übersetzungen haben Maßstäbe gesetzt. Rosemarie Tietze zählt zu den profiliertesten Übersetzerinnen russischer Literatur in Deutschland. Ihr übersetzerisches Werk reicht von Fjodor Dostojewski und Leo Tolstoi bis zu Andrej Bitow, dem bedeutenden russischen Schriftsteller der Postmoderne. Darüber hinaus hat sich Rosemarie Tietze mit Durchsetzungsvermögen und großer Überzeugungskraft dafür eingesetzt, dass sich die Übersetzungskultur in der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig verbessert. Sie war Initiatorin, Mitgründerin und langjährige Präsidentin des Deutschen Übersetzerfonds, der ersten bundesweiten Förderinstitution speziell für Übersetzer. Rosemarie Tietze hat sich um den Berufsstand verdient gemacht, der uns erst den umfassenden Zugang zu den Werken der Weltliteratur verschafft.
Berlin
Prof. Jutta Allmendinger
Verdienstkreuz 1. Klasse
Die renommierte Soziologin hat mit ihren Studien auf dem Gebiet der Bildung, des Arbeitsmarktes und der Gleichstellung von Frauen und Männern Pionierarbeit geleistet. Einer der Themenschwerpunkte von Jutta Allmendinger ist die Untersuchung von Bildungs- und Berufsverläufen und des Sozialgefälles im Bildungssystem. Dabei prägte sie den Begriff der Bildungsarmut. Seit dem Jahr 2007 ist Jutta Allmendinger Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, des größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts Europas. Zudem ist sie Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und Honorarprofessorin an der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus engagiert sich Jutta Allmendinger seit langem in zahlreichen Organisationen.
Suzanne von Borsody
Verdienstkreuz am Bande
Die Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin gehört zu den bekanntesten und vielseitigsten Schauspielerinnen in Deutschland. Suzanne von Borsody spielte u. a. in der Verfilmung des Romans "Jahrestage" von Uwe Johnson unter der Regie von Margarethe von Trotta die Rolle der Gesine Cresspahl. Ihre vielseitige und einfühlsame Spielkunst wird allseits gerühmt. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist Suzanne von Borsody intensiv ehrenamtlich engagiert: So ist sie u. a. seit 1999 als UNICEF-Patin aktiv. Dabei setzt sie sich besonders für das Projekt Schulen für Afrika ein. Darüber hinaus ist Suzanne von Borsody Botschafterin des Vereins N.I.N.A., der Kindern und Jugendlichen bei sexuellem Missbrauch Hilfe bietet, sowie von Hand in Hand for Children, einem Verein, der kranken oder armen Kindern weltweit schnelle und unkonventionelle Hilfe gibt.
Klaus Kordon
Großes Verdienstkreuz
Klaus Kordon ist einer der bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautoren unserer Zeit. In seinem Werk setzt er sich vor allem mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinander. Dabei bringt er auch seine persönliche Erfahrung mit der DDR ein. Im Jahr 1972 wurde er in der DDR wegen versuchter Republikflucht verurteilt, 1973 übersiedelte er nach einjähriger Haft in die Bundesrepublik. Insbesondere mit seiner Autobiographie "Krokodil im Nacken", die als der große Roman über eine Jugend in der DDR gilt, vermittelt er einen lebendigen Einblick in den Alltag der DDR. Klaus Kordon engagiert sich in seinem Werk stets für ein humanes Miteinander und hat damit schon Millionen – nicht nur jugendlicher – Leser erreicht. Zahlreiche Werke von ihm wurden in viele Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
Tom Sello
Verdienstkreuz am Bande
Tom Sello hat entscheidenden Anteil daran, dass wichtige zeithistorische Dokumente der DDR-Bürgerrechtsbewegung erhalten blieben und im Archiv der DDR-Opposition, das zur Robert-Havemann-Gesellschaft gehört, für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Damit können die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Forschung und politische Bildung nicht nur auf die Stasi-Akten, sondern auch auf originäre Dokumente der SED-Gegner gestützt werden. Seit dem Jahr 1998 ist Tom Sello außerdem Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er ist auch ein wichtiger Zeitzeuge und zwar als Beispiel eines DDR-Bürgers, der der SED-Diktatur die Stirn bot. Für die Robert-Havemann-Gesellschaft kuratierte er die Open-Air-Ausstellung "Die Friedliche Revolution 1989/90" auf dem Berliner Alexanderplatz, die 2009 und 2010 große, alle Erwartungen übertreffende Resonanz gefunden hat und von Millionen Menschen gesehen wurde.
Christa Stolle
Verdienstkreuz am Bande
Mit dem Mut, auch Tabuthemen aufzugreifen, setzt sich Christa Stolle seit vielen Jahren für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein. Sie ist Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. Anfang der 80er Jahre baute sie in Tübingen eine der ersten Regionalgruppen in Deutschland auf, aus der dank ihres tatkräftigen Engagements die Bundesgeschäftsstelle hervorging. Außerdem hat sie eine Förderstiftung für Terre des Femmes gegründet, um den Verein finanziell abzusichern und seine Unabhängigkeit zu wahren. Christa Stolle ist darüber hinaus Ideengeberin zahlreicher Aktionen für Frauenrechte, die in Politik und Öffentlichkeit großen Zuspruch finden. Ihrer Arbeit ist es in hohem Maße zu verdanken, dass Terre des Femmes heute eine der bedeutendsten Frauenrechtsorganisationen ist.
Brandenburg
Dr. h. c. Andreas Hüneke, Potsdam
Verdienstkreuz am Bande
Der profilierte Kunsthistoriker ist einer der führenden Experten im Bereich der NS-Kunstpolitik. Andreas Hüneke erforscht seit mehr als 30 Jahren die Aktion "Entartete Kunst", mit der die Nationalsozialisten moderne Kunst systematisch verfemten und zerstörten. Darüber hinaus hat Andreas Hüneke wichtige Grundlagenarbeit zur Geschichte des modernen Museums in Deutschland geleistet. Mit seinem einzigartigen Wissen und Privatarchiv stand und steht er Generationen von Forscherinnen und Forschern in Ost und West zur Seite. In Lehrveranstaltungen an der Freien Universität Berlin begeistert er junge Menschen für die Forschung und leitet sie zu einem kritischen, differenzierten Urteil an. Seit langem wirkt er überdies ehrenamtlich: Andreas Hüneke ist Gründer und Vorsitzender des Potsdamer Kunstvereins und war von 1995 bis 2004 ehrenamtlich Vizepräsident des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA.
Bremen
Gisela Drygala
Verdienstkreuz am Bande
Gisela Drygala hat Bremen zu einer Hochburg der rhythmischen Sportgymnastik in der Bundesrepublik Deutschland gemacht. Seit 30 Jahren ist sie bei einem der größten Bremer Sportvereine, Bremen 1860, eine äußerst erfolgreiche Trainerin dieser Sportdisziplin, die Ästhetik und Akrobatik eindrucksvoll vereint. Mehrmals wurde Gisela Drygala als Bundestrainerin berufen. Mit ihr als Trainerin haben viele Sportlerinnen an Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und sogar an den Olympischen Spielen teilgenommen. Zusätzlich nimmt Gisela Drygala viele ehrenamtliche Funktionen wahr: in ihrem Verein, dessen Vizepräsidentin sie seit dem Jahr 1996 ist, im Landessportbund und im Deutschen Turner-Bund. Im Bremer Turnverband ist sie zudem seit dem Jahr 2001 Vizepräsidentin Leistungssport.
Hamburg
Christian Schirrmacher
Verdienstkreuz am Bande
Der Sonderschullehrer engagiert sich seit 26 Jahren im Bereich des Inklusionssports. Dabei ist ihm besonderes Anliegen, die Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung am Sport zu steigern. Zu diesem Zweck gründete Christian Schirrmacher im Jahr 1987 im Hoisbütteler Sportverein die Abteilung Sport für alle, die Menschen jeglichen Alters, jeglicher Herkunft – und gleich ob mit oder ohne Behinderung – Trainings- und Bewegungsmöglichkeiten bietet. Seit dem Jahr 2009 ist Christian Schirrmacher außerdem nationaler Koordinator für Floorball und Floorhockey von Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Mit der Floorhockey-Mannschaft seines Vereins hat er im Januar 2013 an den Special Olympics World Winter Games in Südkorea sehr erfolgreich teilgenommen.
Hessen
Cordula Freifrau von Brandis-Stiehl, Marburg
Verdienstkreuz am Bande
Die Ärztin und Psychotherapeutin engagiert sich seit 20 Jahren in der Selbsthilfegruppe Pro Retina Deutschland, die Menschen mit Netzhautdegenerationen Beratung und Unterstützung bietet und intensive Kontakte zur Forschung fördert. Cordula von Brandis-Stiehl – selbst erblindet – hat dabei eine Vielzahl von Arbeitskreisen initiiert, die sie neben einer Regionalgruppe von Pro Retina auch leitet. Außerdem hat sie ein Netzwerk für Aus- und Fortbildung blinder Menschen aufgebaut, berät Menschen mit fortschreitender Netzhauterkrankung in sozialen Fragen und hilft ihnen bei der psychischen Auseinandersetzung mit der Erblindung. Darüber hinaus hält Cordula von Brandis-Stiehl immer wieder Fachvorträge, ist gefragte Referentin bei Seminaren und hat einen stark nachgefragten Ratgeber für sehgeschädigte Menschen und ihre Angehörigen unter dem Titel "Wenn die Sehkraft schwindet" veröffentlicht.
Mecklenburg-Vorpommern
Dr. Renate Hill, Rostock
Verdienstkreuz am Bande
Die ehemalige Geschäftsführerin des Landesfrauenrates Mecklenburg-Vorpommern engagiert sich seit über 20 Jahren für Gleichberechtigung und Toleranz. Renate Hill hat dabei Grundlagenarbeit geleistet. In diesem Zusammenhang hat sie auch die Rolle der Frauen in der rechtsextremen Szene untersucht. Darüber hinaus ist Renate Hill in zahlreichen Arbeitskreisen und Vereinen tätig. So gehört sie zu den Gründungsmitgliedern von Charisma, einem Verein in Rostock, der mit Familienzentren und generationsübergreifenden Freizeit- und Bildungsangeboten die Schwächeren in unserer Gesellschaft unterstützt. Des Weiteren war Renate Hill Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied des Frauenbildungsnetzwerks Mecklenburg-Vorpommern. Bis heute engagiert sie sich u. a. im Förderverein Gleichstellung bewegen.
Niedersachsen
Stefan Dehmel, Eldingen
Verdienstkreuz am Bande
Stefan Dehmel hat sich als Helfer bei der Hochwasser-Katastrophe im Frühsommer dieses Jahres verdient gemacht. Seit mehr als 25 Jahren ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimat aktiv. Darüber hinaus ist er stellvertretender Gemeindebrandmeister und unterstützt außerdem die Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Celle. Stefan Dehmel war bereits bei den Hochwasser-Katastrophen in den Jahren 2002 und 2006 an der Elbe im Einsatz. Auch beim Hochwasser 2013 stand er wieder rund um die Uhr in vorderster Reihe und hat dabei zahlreiche neue Helferinnen und Helfer mit Umsicht und großer Kompetenz angeleitet. Sein immenser persönlicher Einsatz während der Hochwasser-Katastrophen ist beispielhaft.
Ulrich Deissner und
Karin Heidemann-Thien, Braunschweig
Verdienstkreuz am Bande
Dank des immensen Einsatzes von Ulrich Deissner und Karin Heidemann-Thien gibt es in Braunschweig eine der größten Bürgerstiftungen Deutschlands. Ulrich Deissner ist Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig, Karin Heidemann-Thien stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Beide gehörten vor zehn Jahren zu den Gründungsstiftern. Die Bürgerstiftung initiiert und unterstützt gemeinnützige Projekte in Braunschweig, vor allem für Kinder und Jugendliche. Besonders bekannt wurde sie durch den Bürger-Brunch, eine spektakuläre Aktion, bei der alle zwei Jahre die ganze Braunschweiger Innenstadt zum Schauplatz eines Bürgerfestes wird, dessen Erlös sozialen Projekten zugute kommt. Die Bürgerstiftung Braunschweig ist heute Vorbild für zahlreiche Bürgerstiftungen in allen Bundesländern.
Nordrhein-Westfalen
Prof. Dr. Dieter Bingen, Köln
Großes Verdienstkreuz
Der Politologe und Historiker setzt sich seit Jahrzehnten für die Pflege der deutsch-polnischen Beziehungen ein. Dieter Bingen ist einer der profiliertesten Kulturvermittler und Politikexperten in beiden Ländern. Seit 1999 leitet er das Deutsche Polen-Institut Darmstadt, eine der bedeutendsten Einrichtungen für polnische Geschichte, Kultur und Politik. Im Jahr 2000 gründete er zusammen mit dem Deutschland- und Nordeuropainstitut Stettin den deutsch-polnischen Gesprächskreis Kopernikus-Gruppe, der sich auch mit Parlamentariern Deutschlands und Polens über die Perspektiven der deutsch-polnischen Beziehungen austauscht. Dieter Bingen lehrt zudem an der Hochschule Zittau/Görlitz und an der Technischen Universität Darmstadt, ist Kuratoriumsmitglied des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Breslau und wirkt in zahlreichen anderen Gremien zugunsten eines stabilen Netzwerks der deutsch-polnischen Verständigung.
Rheinland-Pfalz
Rita Endres-Grimm, Pirmasens
Verdienstkreuz am Bande
Die Geschäftsführerin eines familieneigenen Druck- und Verlagshauses, das sie in der 5. Generation führt, setzt sich seit langem ehrenamtlich für ihren Berufsstand ein: Rita Endres-Grimm ist Mitglied im Hauptvorstand des Bundesverbandes Druck- und Medien und Vorsitzende des Landesverbandes Druck Rheinland-Pfalz und Saarland. Zudem war sie viele Jahre Mitglied des Gehilfen- und des Meister-Prüfungsausschusses für das Druckerhandwerk der IHK Pfalz. Außerdem ist sie bei der AOK in vielen Funktionen tätig. Als Unternehmerin führt sie auch eine lange Familientradition fort, indem sie sich in besonderer Weise für die Belange von Schaustellern und Marktkaufleuten einsetzt, für die Pirmasens einst ein beliebtes Winterquartier war. Über den beruflichen Bereich hinaus engagiert sich Rita Endres-Grimm seit langem ehrenamtlich, u. a. als Vorsitzende der Sektion Pirmasens und als Mitglied im Verbandsrat des Deutschen Alpenvereins.
Saarland
Gabriele Koebnick, Saarbrücken
Verdienstkreuz am Bande
Wirksamer Verbraucherschutz ist das große Anliegen von Gabriele Koebnick. Die Rechtsanwältin hat viele Jahre als Beraterin in der Verbraucherzentrale Saarland ein faires Miteinander von Handel und Verbrauchern gefördert. Dabei hat sie sich besonders für Menschen aus bildungsfernen und unterprivilegierten Schichten eingesetzt. Darüber hinaus war Gabriele Koebnick Beisitzerin in vielen Schieds- und Schlichtungsstellen. Nach der Deutschen Einheit leistete sie außerdem wertvolle Hilfe bei der Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verbraucherzentralen der neuen Bundesländer. Zudem hat Gabriele Koebnick im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts auch französische Verbraucher beraten und diente damit zugleich dem europäischen Gedanken.
Sachsen
Uwe Kietzmann, Dresden
Verdienstkreuz am Bande
Uwe Kietzmann engagiert sich seit den 90er Jahren ehrenamtlich für das Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Sachsen, das Kindern ein Zuhause gibt, die nicht bei ihren Eltern leben können. Der Verein unterhält inzwischen sechs Kinderdorfhäuser, in denen Kinder mit Pflegeeltern und deren leiblichen Kindern als Kinderdorf-Familien zusammen leben. Darüber hinaus hat der Verein ein Gemeinschaftshaus mit zusätzlichen Plätzen für Jugendliche errichtet. Dem Engagement von Uwe Kietzmann ist in großem Maße zu verdanken, dass dieses Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Sachsen heute ein bedeutender Jugendhilfeträger ist, in dem Geist und Ethik des Arztes, Theologen und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer lebendig sind. Seit dem Jahr 1997 ist Uwe Kietzmann als Vorstandsvorsitzender eine tragende Säule des Vereins.
Sachsen-Anhalt
Swetlana Keller, Dessau-Roßlau
Verdienstkreuz am Bande
Für ein friedliches Zusammenleben – diese Maxime kennzeichnet das ehrenamtliche Engagement von Swetlana Keller. Die Ärztin und Sozialarbeiterin setzt sich seit ihrer Übersiedlung aus der Ukraine vor 20 Jahren für einen Dialog der Religionen, die Integration von Migranten und den Kampf gegen Rechtsextremismus ein. Seit dem Jahr 2001 ist sie Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde zu Dessau. Dabei ist es ihr ein besonderes Anliegen, die Traditionen der jüdischen Kultur und Religion auch denen zu vermitteln, die nicht zur Gemeinde gehören. Außerdem ist Swetlana Keller Mitglied des Runden Tischs der Religionen und im Migrantenrat von Dessau-Roßlau. Darüber hinaus engagiert sie sich gemeinsam mit dem Multikulturellen Zentrum Dessau und der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost bei mehreren Präventionsprojekten zur Förderung der interkulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen.
Dr. Hannes König, Havelberg
Verdienstkreuz am Bande
Mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche frühzeitig für Technik zu begeistern, gründete der Gymnasiallehrer im Jahr 1999 den Verein Schüler-Institut für Technik und angewandte Informatik, den er seitdem auch selber leitet. Das Schüler-Institut ermöglicht es Jugendlichen, vor allem im Rahmen des Wettbewerbs Jugend forscht, Projekte in Kooperation mit Unternehmen sowie Fach- und Hochschulen durchzuführen. Hannes König weckt damit nicht nur die Neugier und Experimentierfreude der Jugendlichen, sondern zeigt ihnen auch, wie sie theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen können. Viele Jugendliche, die im Schüler-Institut mitgewirkt haben, hat die Leidenschaft zum Tüfteln und Programmieren so gepackt, dass sie einen technischen Beruf ergriffen.
Schleswig-Holstein
Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann, Elmshorn
Großes Verdienstkreuz
Seit Jahrzehnten vereint Hans Heinrich Driftmann sein Wirken als bedeutender Familienunternehmer mit zahlreichen Ehrenämtern in Wirtschaft, Wissenschaft und im sozialen Bereich. Nach langem Engagement für die IHK zu Kiel und die IHK Schleswig-Holstein war Hans Heinrich Driftmann von 2009 bis März 2013 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Bildung und Ausbildung für junge Menschen machte er zum Schwerpunkt seiner Präsidentschaft. Darüber hinaus hat er wichtige Impulse zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen mit der Türkei gesetzt. Bis heute engagiert sich Hans Heinrich Driftmann außerdem im Wirtschaftsbeirat des Instituts für Weltwirtschaft, dessen Vorsitzender er ist, im Präsidialrat der Johanniter Unfallhilfe und in vielen weiteren Ehrenämtern.
Prof. Sabine Meyer, Lübeck
Verdienstkreuz 1. Klasse
Die Klarinettistin Sabine Meyer wird auf den Konzertpodien in aller Welt gefeiert. Dabei hat sie sich um die Akzeptanz der Klarinette als Solo-Instrument überaus verdient gemacht. Als eine der ersten Frauen bei den Berliner Philharmonikern ist Sabine Meyer zudem zum Vorbild für viele nachfolgende Frauen in Spitzenorchestern geworden. Ihr Repertoire reicht von der Vorklassik bis zur Avantgarde und umfasst alle wichtigen Solokonzerte und Kammermusikwerke für Klarinette. Viele Komponisten haben ihr Werke gewidmet. Zudem lehrt Sabine Meyer mit Leidenschaft seit 20 Jahren an der Musikhochschule Lübeck und setzt sich dabei mit großem Verständnis auch für die sozialen Belange ihrer Studierenden ein. Außerdem macht sie sich für die musikalische Grundausbildung von Kindern und Jugendlichen stark.
Thüringen
Lars Oschmann, Plaue
Verdienstkreuz am Bande
Schon als Jugendlicher hat sich Lars Oschmann bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Im Alter von 28 Jahren wurde er Vorsitzender des Thüringer Feuerwehr-Verbandes. Inzwischen gehört er auch dem Präsidialrat des Deutschen Feuerwehrverbandes an. In diesen Positionen hat er wichtige Neuerungen umgesetzt und besonders mit ideenreichen Programmen für die Jugendfeuerwehr beispielgebende Modelle erarbeitet. Dabei ist Lars Oschmann auch persönlich bis heute im Einsatz vor Ort, so bei der Hochwasser-Katastrophe im Frühsommer dieses Jahres. Außerdem wirkt Lars Oschmann im Kuratorium der Thüringer Ehrenamtsstiftung seit ihrer Gründung im Jahr 2002 mit und ist seit dem Jahr 2009 Verordneter im Stadtrat von Plaue.
Gabriele Stötzer, Erfurt
Verdienstkreuz am Bande
Gabriele Stötzer macht als Schriftstellerin und Künstlerin mit ihrem Werk eindringlich erfahrbar, was staatliche Unterdrückung, Bespitzelung und Gewalt für den Einzelnen bedeuten. Wegen ihres Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann kam sie 1976 in die Haftanstalt Hoheneck. Trotz schwerer Repressalien beugte sie sich nicht dem SED-Regime. Am 4. Dezember 1989 gehörte sie zu den Ersten in der DDR, die die Besetzung einer Stasi-Verwaltung angestoßen und organisiert haben. Nach dem Fall der Mauer war sie Mitglied im Erfurter Bürgerkomitee zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und in der Erfurter Gruppe Frauen für Veränderung. Bis heute berichtet Gabriele Stötzer immer wieder als Zeitzeugin über das SED-Unrecht.