Ordensverleihung "Chancen geben durch Bildung"

Schwerpunktthema: Bericht

6. Mai 2013

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 6. Mai zwölf Frauen und Männer für ihren vorbildlichen Einsatz im Bildungsbereich mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Bürgerinnen und Bürger setzen sich unter anderem als Lesepaten und Ausbildungscoaches für mehr Chancengerechtigkeit ein.

Bundespräsident Joachim Gauck verleiht dem Bäckermeister Hermann-Josef Imping den Verdienstorden

Bundespräsident Joachim Gauck hat am Montag, den 6. Mai 2013, sieben Frauen und fünf Männer für ihren vorbildlichen Einsatz im Bildungsbereich mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland in Schloss Bellevue ausgezeichnet. Die Bürgerinnen und Bürger setzen sich unter anderem als Lesepaten und Ausbildungscoaches für mehr Chancengerechtigkeit ein.

Neben der Ordensverleihung durch den Bundespräsidenten wurden die individuellen Verdienste der Ordensträger in Interviews vorgestellt und einzelne Projekte präsentiert. Eine Lehrer-Schüler-Bigband sowie eine Tanzgruppe, die Jugendliche unterschiedlicher Herkunft integriert, begleiteten das Programm. Der Thementag in Schloss Bellevue stand unter dem Motto "Chancen geben durch Bildung".

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Baden-Württemberg

Brigitte Kobiela (Beilstein)

Verdienstkreuz am Bande

Als Lehrerin am Herzog-Christoph-Gymnasium Beilstein setzt sie sich weit über ihre beruflichen Verpflichtungen hinaus für die Förderung von Jugendlichen, besonders für Mädchen, im Bereich der Naturwissenschaft und Technik ein. Als initiierende und treibende Kraft ermöglicht sie in Kooperation mit dem Bildungswerk von Südwestmetall, regionalen Firmen und der Hochschule Heilbronn Jugendlichen, anhand des eigenständigen Baus einer Aktivlautsprecherbox oder im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie technische Erfahrungen in Theorie und Praxis zu erlangen. Brigitte Kobiela wirkte an der Entwicklung der Girls-Day-Akademie zur Förderung von Schülerinnen im MINT-Bereich mit, die auch über Baden-Württemberg hinaus Interesse findet. Durch beispielhafte und überzeugende Ideen gelang es ihr, ein aktives Netzwerk von Unterstützern gerade auch außerhalb des schulischen Umfeldes aufzubauen.

Bayern

Rainer Wirthmann (Augsburg)

Verdienstkreuz am Bande

Rainer Wirthmann setzt sich seit fast dreißig Jahren unermüdlich und mit aufopferungsvollem Engagement für die Verbesserung der Berufschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein. Der ehemalige Lehrer der Löweneck-Mittelschule in Augsburg unterrichtete lange Jahre zweisprachige türkische Klassen. Er war zusätzlich für die Regierung von Schwaben am Schulamt in Augsburg über Jahrzehnte als Fachbetreuer in interkulturellen Angelegenheiten aktiv. Seine Freizeit nutzt er weiterhin, um Jugendlichen mit Migrationshintergrund Sprachunterricht zu erteilen und diese individuell – bis hin zum Übertritt aufs Gymnasium - zu fördern. In seinen schulischen Berufswahlveranstaltungen konnten ehemalige Absolventen aus dem Berufsalltag berichten. Rainer Wirthmann hilft ausländischen Familien bei der Eingliederung und stellt sich bei Sprachproblemen der Eltern gegenüber der Schulleitung als Mediator zur Verfügung

Berlin

Dr. Heike Kahl

Verdienstkreuz am Bande

Die Germanistin setzt sich seit Jahrzehnten u. a. als Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) für die Chancengerechtigkeit von Kindern und Jugendlichen ein. Sie zählt beim Schlüsselthema "Bildungspolitik" zu den Impulsgeberinnen. Heike Kahl versteht es, Netzwerke aus Politik und Wirtschaft für innovative und experimentelle Bildungsprojekte zusammenzubringen. Durch ihre Mitarbeit im Investitionsprogramm der Bundesregierung "Zukunft, Bildung und Betreuung" hat sie wesentlichen Anteil an dem Aufbau der Service-Agenturen "Ganztägig Lernen". Es ist der Vermittlungsarbeit von Heike Kahl zu verdanken, dass diese Agenturen mittlerweile in allen 16 Bundesländern vertreten sind. Hervorzuheben ist auch das von ihr initiierte Landesprogramm jugendnetz-berlin, das der außerschulischen Medienkompetenzförderung dient.

Sandra Maischberger

Verdienstkreuz am Bande

Seit 2002 beteiligt sich die Journalistin am bundesweiten Schülerwettbewerb "Jugend debattiert". Als langjähriges Kuratoriumsmitglied setzt sie sich u. a. für eine Ausweitung des Wettbewerbs an Real- und Hauptschulen ein. Mit ihren Themenvorschlägen trägt sie kontinuierlich zur gehaltvollen Demokratie-Bildung bei. Der auf ihre Initiative hin gegründete Verein Vicentino e.V. ergänzt das Programm an Schulen, die nur begrenzte Möglichkeiten zur individuellen Förderung haben. Mit Projekten zu Musik, Lyrik, Tanz und zur Medienarbeit, aber auch mit ihrem finanziellen Beitrag sorgt Sandra Maischberger für kulturelle Bildung und verhilft ganzen Schulklassen zu oftmals ungekannter Anerkennung. Auch ist sie Mitbegründerin des Lokalen Bündnis für Familien in Pankow, für das sie Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und des Fundraisings mit übernimmt.

Brandenburg

Hansjörg Behrendt (Birkenwerder)

Verdienstkreuz am Bande

Der ehemalige Gesamtschulrektor der Regine-Hildebrandt-Schule in Birkenwerder engagierte sich - weit über sein berufliches Engagement hinaus - ganz herausragend für die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Schon vor der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hat er sich maßgeblich für die Einzelintegration und den Praxistest integrativer Konzepte eingesetzt. Hansjörg Behrendt vernetzte Schulen und Organisationen auf dem Gebiet der Inklusion und unterstützte als Berater und Coach andere Schulen. Er lud Interessierte zu Hospitationen in seinem Schulalltag ein und erwarb neben seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz Zusatzqualifikationen in Schulmanagement und Prozessbegleitung. Auch im Ruhestand wirkt er weiterhin im Beratungs- und Unterstützungssystem der Schulämter für die Schulen im Land Brandenburg mit.

Niedersachsen

Brigitte Kumkar (Hannover)

Verdienstkreuz am Bande

Im Mittelpunkt der Arbeit der Schulleiterin der Maximilian-Kolbe-Schule in Hannover, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, stehen Kinder und Jugendliche, die in belasteten familiären Umständen aufwachsen und sozial-emotional auffällig sind. Sie gibt ihnen Orientierung und Förderung, setzt ihnen klare Grenzen. Partizipation, soziales Miteinander und Füreinander sind ihr besonders wichtig. Durch ihr außerordentliches Engagement lernen die Kinder und Jugendlichen Museen, Theater, Sport- und Musikvereine, Tanzschulen, Zoo und Zirkus kennen. Sie bindet Eltern, häufig mit Migrationshintergrund, ein und sorgt für Weiterbildungsmaßnahmen. Ein Maximum von sozialer Teilhabe ist ihre Devise. Seit 1994 ist Brigitte Kumkar zudem für den Kinderzirkus Giovanni tätig. Dabei handelt es sich um ein renommiertes Projekt der Kirchengemeinde Wettbergen (Hannover), das u. a. 2008 mit dem deutschen Kinderpreis ausgezeichnet wurde.

Prof. Dr. Eva-Maria Neher (Bovenden)

Verdienstkreuz 1. Klasse

Die Mikrobiologin gründete im Jahr 2000 das XLAB – Göttinger Experimentallabor für junge Leute e.V. und hat als dessen Leiterin seither mehr als 100.000 Schülerinnen und Schülern vertiefende Einblicke in naturwissenschaftliche Problemstellungen und Praxisanwendungen geboten. Mit Experimentalkursen zu über 80 verschiedenen Themen in den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Informatik wirkt Eva-Maria Neher mit ihrem Team erfahrener Dozenten bekannten Ausbildungsdefiziten entgegen. In zwei jährlich stattfindenden "International Science Camps" gibt sie fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern und Studienanfängern aus dem In- und Ausland einen Eindruck von der Internationalität der Wissenschaften. Auch Lehrkräfte aus ganz Deutschland kommen zur Fortbildung, und Lehramtsstudierende der Universität Göttingen lernen, was es bedeutet, Schülerinnen und Schüler beim Experimentieren anzuleiten.

Nordrhein-Westfalen

Hermann-Josef Imping (Dorsten)

Verdienstkreuz am Bande

Der Bäckermeister zeichnet sich durch ein vorbildliches Berufsausbildungsangebot aus. Intensiv hat er sich viele Jahre als Obermeister der Bäckerinnung Dorsten für eine integrative Unterstützung von Jugendlichen mit Leistungseinschränkungen eingesetzt. In seinem mittelständischen Unternehmen bietet er – zusätzlich zu den derzeit 13 Auszubildenden - weiteren Jugendlichen sogenannte Werkstattjahre vor der Ausbildung an, damit diese die Ausbildungsreife erlangen. Auf diese Weise ist es Hermann-Josef Imping gelungen, auch Jugendliche mit Behinderungen oder Lernschwächen in seinem Betrieb zu einem Ausbildungsabschluss zu führen. Daneben hat Hermann-Josef Imping über Jahrzehnte zahlreiche ehrenamtliche Funktionen in der freiwilligen Feuerwehr, der katholischen Kirchengemeinde St. Marien und in Sportvereinen übernommen.

Walter Stein (Bad Münstereifel)

Verdienstkreuz am Bande

Der Studiendirektor für Physik und Erdkunde am Städtischen Sankt Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel initiierte an seiner Schule zahlreiche Projekte. 1985 gründete er das Schülercafé "Café Böhnchen" und die Schüler-Lehrer-Bibliothek und rief die "Miniforschungs-AG" ins Leben. Bis heute führte er die Miniforscher in 152 Jugend-forscht-Projekten zu Erfolgen bis auf Bundesebene. Er hält Kontakte zur Wissenschaft und kümmert sich erfolgreich um Sponsoren für die Materialkosten. An seiner Schule war ihm die Verbesserung des Pausenhofs ebenso ein Anliegen wie der Einbau eines Schülerlabors im derzeitigen Schulneubau. Außerdem bewirkte Walter Stein durch seine Lehrerfortbildungen, dass die Deutschen Schulen der Iberischen Halbinsel seit 2001 einen eigenen Jugend-forscht-Wettbewerb durchführen, deren Sieger am Landeswettbewerb in Nordrhein-Westfalen teilnehmen.

Rheinland-Pfalz

Claudia Presser (Mainz)

Verdienstkreuz am Bande

Die frühere Kindergartenleiterin widmet sich schon seit Jahrzehnten der Lesekompetenz in Schulen und ihrer Vorbereitung in Kindergärten. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Katholischen Öffentlichen Bücherei am Dom in Mainz koordiniert sie den Einsatz der über 100 ehrenamtlichen Lese-Paten - die Stiftung Lesen kann schon seit vielen Jahren auf die Unterstützung von Claudia Presser zählen. Kontinuierlich gelingt es ihr immer wieder neue - mitunter auch öffentlich bekannte - Persönlichkeiten als Lese-Paten zu gewinnen. Als Referentin für Leseförderung organisiert sie regelmäßig Lesefeste und hält Vorbereitungsseminare für angehende Lese-Paten ab. Ohne den Einsatz von Claudia Presser wäre das Projekt "Vorlese-Paten" nicht das, was es heute ist - sie ist eine der zentralen Unterstützerinnen im Netzwerk der Leseförderungsinstitutionen, weit über Mainz hinaus.

Sachsen

Dr. Norman Bitterlich (Chemnitz)

Verdienstkreuz am Bande

Der Diplom-Mathematiker engagiert sich seit 1991 im Sächsischen Landeskomitee zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich begabter und interessierter Schülerinnen und Schüler. In diesem Rahmen entwickelte er Wettbewerbe, so den Korrespondenzzirkel Mathematik, die Sächsische Physik-Olympiade und den Adam-Ries-Wettbewerb. Letzterer erreicht als eine Landesolympiade für Mathematik für Fünftklässler jährlich ca. 1.500 Schülerinnen und Schüler und wirkt länderübergreifend in Thüringen, Bayern und auch der Tschechischen Republik. Als Nachfahre von Adam Ries in der 14. Generation vermittelt Norman Bitterlich anschaulich Mathematik und erreicht damit alle Altersklassen von Vorschulkindern bis Senioren. Er richtet mit dem Adam-Ries-Bund e.V. Veranstaltungen zur Mathematik aus, führt durch das gleichnamige Museum in Annaberg-Buchholz und gibt seine Erfahrung aus der Begabtenförderung über die sächsische Bildungsagentur an die Lehrerschaft weiter.

Schleswig-Holstein

Désirée Buxel-Krohn (Mölln)

Verdienstkreuz am Bande

Die Oberstudienrätin des Marion-Dönhoff-Gymnasiums (MDG) in Mölln leitet seit dem Jahr 2000 in Kooperation mit einer Kollegin und einem Kollegen der Schule Steinfeld sowie mit einem Förderzentrum für Schülerinnen und Schüler mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung das Theater Integrale. Dieses Projekt zielt darauf ab, Räume der Begegnung für Schülerinnen und Schüler beider Schulen in verschiedenen Kunstformen - Musik, Theater und Tanz - zu schaffen. Musikalisch werden die jährlichen Aufführungen von Désirée Buxel-Krohns Bigband, der BigBrassCompany des MDG, unterstützt. Deren Heterogenität und vielfältiges Engagement verdeutlichen das Bestreben nach Toleranz und sozialer Kompetenz. Darüber hinaus pflegt sie genauso intensiv die musikalische Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche, Terre des Hommes, dem Kinderschutzbund und der örtlichen türkischen Gemeinde.