60 Jahre diplomatische Beziehungen

Schwerpunktthema: Bericht

12. Mai 2025

Am 12. Mai 1965 nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Sechzig Jahre später blicken beide Länder auf eine außergewöhnliche Entwicklung zurück, die von Versöhnung, wachsendem Vertrauen und gelebter Freundschaft geprägt ist.

Der Bundespräsident spricht mit einer Frau, er legt dabei die rechte Hand auf sein Herz

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Präsident Isaac Herzog begehen gemeinsam mit ihren Ehefrauen Elke Büdenbender und Michal Herzog einen historischen Doppelbesuch: Zum ersten Mal in der Geschichte besuchen beide Präsidentenpaare gemeinsam sowohl Deutschland als auch Israel. Das besondere Format steht für die Tiefe der Beziehungen und spiegelt die enge persönliche Verbindung beider Staatsoberhäupter wider.

Besuch des israelischen Staatspräsidenten Herzog in Deutschland am 12. Mai 2025 und Reise des Bundespräsidenten nach Israel vom 13. bis 14. Mai 2025 anlässlich 60 Jahre deutsch-israelischer Beziehungen

Für Deutschland bleibt die Versöhnung mit dem Staat Israel ein historisches Geschenk und Anlass zu tiefer Dankbarkeit. Dass trotz der Shoah eine enge Partnerschaft entstehen konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Zeichen der Aussöhnung und eines gemeinsamen Willens zur Zusammenarbeit.

Mit großem Respekt blickt Deutschland auf das, was der Staat Israel seit seiner Gründung erreicht hat – als lebendige Demokratie und als vielfältige Gesellschaft.

Das Programm des Doppelbesuchs würdigt die gemeinsame Geschichte ebenso wie die Beziehungen in Politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft.

In Berlin hat das Programm mit der Begrüßung des israelischen Präsidenten mit militärischen Ehren und der Begegnung der beiden Präsidentenpaare in Schloss Bellevue begonnen.

Im persönlichen Gespräch mit Präsident Herzog übermittelte der Bundespräsident seinen Dank für 60 Jahre Freundschaft zwischen Deutschland und Israel. Die Staatsoberhäupter sprachen außerdem über die aktuelle Lage in Gaza, die weiterhin verschleppten Geiseln, einen Waffenstillstand und die humanitäre Lage sowie über die Perspektive einer Zweistaatenlösung. Dieser Besuch ist ein ganz besonderer! Vor genau 60 Jahren haben Israel und Deutschland diplomatische Beziehungen aufgenommen. Für uns Deutsche war das ein Geschenk, dass wir nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs und des Zivilisationsbruchs der Shoah nicht erwarten durften, sagte Bundespräsident Steinmeier in einer anschließenden Pressekonferenz. Lieber Freund, es gehört zur Freundschaft Sorgen mitzuteilen, darüber zu reden, so haben wir es immer gehalten in der Vergangenheit. In all den Jahren, die wir uns kennen. Deshalb ganz besonderen Dank heute für einen sehr offenen Austausch in schwieriger Zeit, auch über die Frage, wie wir Wege aus der Krise herausfinden.

Gemeinsam besuchten Elke Büdenbender und Michal Herzog das Haus der Wannseekonferenz – den Ort, an dem hochrangige Vertreter des NS-Regimes 1942 den Mord an Millionen von Jüdinnen und Juden geplant haben.

Gemeinsam besuchen Elke Büdenbender und Michal Herzog das Haus der Wannseekonferenz

Bundespräsident Steinmeier und Präsident Herzog besuchten einen deutsch-israelischen Jugendkongress. Dies setzt ein starkes Zeichen für den generationenübergreifenden Dialog – gerade in diesem Jahr, in dem der deutsch-israelische Jugendaustausch sein 70-jähriges Bestehen begeht.

Die Jugendlichen aus beiden Staaten haben sich mit der Geschichte der Shoah auseinander gesetzt, aktuelle Herausforderungen disktutiert und sich über ihre Pläne für die Zukunft ausgetauscht.

Einen Moment des Innehaltens gab es beim Gedenken an die Opfer der Shoah am historischen Gleis 17. Das Mahnmal der Deutschen Bahn erinnert an die Deportation zehntausender Juden in die osteuropäischen Ghettos und Vernichtungslager.

Höhepunkt des Programms in Deutschland war ein festliches Abendessen im Schloss Bellevue.

Festliches Abendessen zur Würdigung des 60-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel am 12. Mai 1965 mit dem Präsidenten des Staates Israel, Isaac Herzog, und Michal Herzog

Bundespräsident Steinmeier hat bei dem festlichen Abendessen zur Würdigung des 60-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel unterstrichen: Demut und Dankbarkeit bleiben maßgebend für unsere Beziehung, für alles, was wir einander sagen, wie wir miteinander umgehen, auch in schwerer Zeit wie heute.

Am Dienstagmorgen flogen beide Staatsoberhäupter von Berlin aus nach Israel. Präsident Herzog begrüßte den Bundespräsidenten dort mit militäischen Ehren am Flughafen.

In Israel begann das Programm am Dienstag in der Nationalbibliothek in Jerusalem, wo beide Präsidenten nach einer Führung die Skulptur „Letters of Light“ besichtigten. Die neue israelische Nationalbibliothek ist ein zentraler Ort des kulturellen Gedächtnisses. Sie bewahrt die weltweit größte Judaica-Sammlung, historische Schriften und Zeugnisse jüdischer wie islamischer Geschichte. Kurz nach dem 7. Oktober 2023 eröffnet, dokumentiert sie auch die Folgen des Terrorangriffs der Hamas.

Ein Austausch des Bundespräsidenten mit Intellektuellen thematisierte die aktuelle gesellschaftliche und politische Lage im Land.

Gespräch mit Intellektuellen zur Lage in Israel

Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir dieses offene Gespräch heute haben führen können. Es zeigt, dass die Fragen, die wir uns stellen, auch Fragen sind, die innerhalb der israelischen Gesellschaft gestellt werden, sagte Bundespräsident Steinmeier im Anschluss an das Gespräch. Der Bundespräsident hat erneut die Bedeutung des Austauschs zwischen Deutschland und Israel hervorgehoben: Gerade jetzt, in Zeiten, die schwierig sind für Israel, aber auch für die Freunde von Israel Fragen aufwerfen, gerade in solchen Zeiten muss man miteinander reden.

Auszeichnung von Bundespräsident Steinmeier mit der Ehrenmedaille beim Abendessen, gegeben vom Präsidenten des Staates Israel in der Residenz des Staatspräsidenten

Auch in Jerusalem fand ein festliches Abendessen auf Einladung von Präsident Herzog statt. Der Bundespräsident wurde mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet, der höchsten zivilen Auszeichnung, die der israelische Präsident verleiht.

Ein Lichtblick in dunkler Zeit, sagte Bundespräsident Steinmeier am nächsten Tag bei seinem Besuch in Be’eri und betonte seine Zuversicht, dass aus Trümmern Neues erwachsen kann. Getragen von israelisch-schweizerischer Zusammenarbeit und deutscher Unterstützung soll eine zerstörte Kunstgalerie wiederaufgebaut werden. Bundespräsident Steinmeier schaute sich Entwürfe an und pflanzte gemeinsam mit Präsident Herzog als Zeichen des Neubeginns einen Olivenbaum.

Die Zerstörung durch die Hamas war ein Angriff auf all das, für was dieses Kibbuz steht: Auf Offenheit, auf Kultur, auf Menschlichkeit, sagte der Bundespräsident. Das Kibbuz in der Negev-Wüste wurde beim Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 fast vollständig zerstört. Die Terroristen töteten mehr als 130 Bewohner und verschleppten mehr als 50 nach Gaza.

Am Morgen hat der Bundespräsident mit dem ehemaligen Verteidigungsminister und heutigem Knesset-Abgeordneten Benjamin Gantz über die Lage im Land gesprochen. Auch mit Yair Golan, ehemaliger Premierminister und heutigem Knesset-Abgeordneten, führte der Bundespräsident ein vertrauliches Gespräch.

Bundespräsident Steinmeier und Benjamin Gantz sitzen sich an einem Tisch gegenüber

Am letzten Tag seiner Israel-Reise besucht der Bundespräsident auch den Kibbuz Be'eri, der beim Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 fast vollständig zerstört wurde. Über 130 Bewohnerinnen und Bewohner wurden bei dem Angriff getötet, 50 weitere wurden nach Gaza verschleppt. Gemeinsam mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog stellt der Bundespräsident einen Entwurf für den Wiederaufbau der zerstörten Galerie vor – getragen von israelisch-schweizerischer Zusammenarbeit und deutscher Unterstützung. Zum Zeichen des Neubeginns pflanzen die Präsidenten gemeinsam einen Olivenbaum.

Zum Abschluss seiner Israel-Reise besuchte der Bundespräsident das Weizmann-Institut: Hier begann die wissenschaftliche Annäherung zwischen Deutschland und Israel – auf Initiative der Max-Planck-Gesellschaft.

Besuch des israelischen Staatspräsidenten Herzog in Deutschland am 12. Mai 2025 und Reise des Bundespräsidenten nach Israel vom 13. bis 14. Mai 2025 anlässlich 60 Jahre deutsch-israelischer Beziehungen

Der Doppelbesuch fällt in eine Zeit großer Herausforderungen: Der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 hat tiefe Spuren hinterlassen. Deutschland steht fest an der Seite Israels. Es bekräftigt das Recht Israels auf Selbstverteidigung bei gleichzeitiger Forderung nach Wahrung des Völkerrechts. Der Bundespräsident dringt auf die Freilassung aller Geiseln, zu denen auch deutsche Staatsbürger zählen. Er spricht sich zudem für den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und Zugang zu humanitärer Hilfe aus. Zugleich wirbt er für eine Zweistaatenlösung in enger Zusammenarbeit mit den arabischen Nachbarn und Golfstaaten.

Kurzprogramm

Montag, 12. Mai 2025

  • Morgens, Schloss Bellevue
    Begrüßung des Präsidenten des Staates Israel, Isaac Herzog, und von Michal Herzog mit militärischen Ehren durch den Bundespräsidenten und Elke Büdenbender
  • Anschließend
    Gespräch
  • Anschließend
    Gemeinsame Begegnung beider Präsidenten mit der Presse
  • Anschließend, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Teilnahme an einem Treffen von Jugendlichen aus Israel und Deutschland anlässlich 70 Jahre deutsch-israelischer Jugendaustausch gemeinsam mit Präsident Herzog
  • Nachmittags, Bahnhof Berlin-Grunewald
    Holocaust-Gedenken am Mahnmal Gleis 17 gemeinsam mit Präsident Herzog
  • Abends, Schloss Bellevue
    Festliches Abendessen zur Würdigung des 60-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Präsident Herzog und Michal Herzog, gegeben vom Bundespräsidenten und Elke Büdenbender

Dienstag, 13. Mai 2025

  • Morgens
    Gemeinsamer Flug der Präsidentenpaare nach Tel Aviv/Israel 
  • Mittags
    Ankunft auf dem Flughafen Ben Gurion und Begrüßung mit militärischen Ehren
  • Anschließend, Nationalbibliothek des Staates Israel
    Besuch der Nationalbibliothek und Besichtigung der Skulptur "Letters of Light" gemeinsam mit Präsident Herzog
  • Anschließend
    Gespräch mit Intellektuellen zur Lage in Israel
  • Nachmittags, Amtssitz des Ministerpräsidenten des Staates Israel
    Gespräch mit dem Ministerpräsidenten des Staates Israel, Benjamin Netanjahu
  • Abends, Residenz des Staatspräsidenten
    Abendessen, gegeben von Präsident Herzog

Mittwoch, 14. Mai 2025

  • Morgens
    Gespräche mit Abgeordneten der Knesset
  • Vormittags
    Besuch in einem Kibbuz
  • Nachmittags, Rechovot
    Besuch des Weizmann-Hauses
  • Abends
    Flug nach Berlin