Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Schwerpunktthema: Bericht

4. Oktober 2017

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete am 4. Oktober im Schloss Bellevue 30 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Die 16 Frauen und 14 Männer haben sich unter anderem im sozialen Bereich sowie in Wissenschaft und Kultur verdient gemacht, sich bei gesellschaftspolitischen Themen und im Umweltschutz in herausragender Weise engagiert.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet zeichnet Christiane Paul mit dem Verdienstkreuz am Bande für ihr Engagement als Botschafterin für Kampagnen zum Welt-AIDS-Tag bei der Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit in Schloss Bellevue aus

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete am 4. Oktober im Schloss Bellevue 30 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Die 16 Frauen und 14 Männer haben sich unter anderem im sozialen Bereich sowie in Wissenschaft und Kultur verdient gemacht, sich bei gesellschaftspolitischen Themen und im Umweltschutz in herausragender Weise engagiert.

Folgende Bürgerinnen und Bürger werden ausgezeichnet:

Baden-Württemberg

Dr. Gabriele Michel, Merzhausen
Verdienstkreuz am Bande

Bereits seit ihrer Jugend setzt sich die Journalistin und Autorin für Menschenrechte ein: Von den 1970er- bis Ende der 1980er-Jahre engagierte sich Gabriele Michel bei Amnesty International. Seit dem Jahr 2005 ist sie bei der Hilfsorganisation AMICA aktiv, einem Verein, der Frauen und Mädchen in Krisenregionen unterstützt und Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Besondere Schwerpunkte waren in den letzten Jahren Projekte in Libyen, im Libanon und auf dem Balkan, wo AMICA mit einem Netzwerk aus lokalen Frauenorganisationen zusammenarbeitet. Gabriele Michel ist ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende des Vereins. Seit dem Frühjahr 2016 ist sie auch im Vorstand des deutschen Komitees der Organisation der Vereinten Nationen UN WOMEN tätig. Bei ihrem Engagement macht sie die UN-Resolution, nach der Frauen an Friedensprozessen zu beteiligen sind, zur Richtschnur ihres Handelns. Außerdem ist sie an ihrem Wohnort Merzhausen ehrenamtlich aktiv, indem sie bei der Betreuung von Flüchtlingen hilft.

Romani Rose, Heidelberg
Großes Verdienstkreuz

Romani Rose kämpft seit Jahrzehnten gegen Verfolgung, Diskriminierung und Ausgrenzung von Minderheiten. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag für das demokratische Selbstverständnis in der Bundesrepublik. Als Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma hat er wesentlich dazu beigetragen, dass der nationalsozialistische Völkermord an Sinti und Roma aufgearbeitet und die Erinnerung daran wach gehalten wird. Sein Ziel ist dabei, wie er immer wieder betont, dass aus der Geschichte Konsequenzen gezogen und die Werte der Demokratie geschützt werden. Sein herausragendes Engagement für ein friedliches und tolerantes Zusammenleben findet auch international große Anerkennung. Stets hat sich Romani Rose auch für die Erhaltung und Förderung der Kunst und Kultur der Sinti und Roma eingesetzt. Die Gründung des European Roma Institute for Arts and Culture in Berlin ist ihm mit zu verdanken.

Bayern

Prof. Dr. Dr. h. c. Heiner Bielefeldt, Spardorf
Verdienstkreuz 1. Klasse

Heiner Bielefeldt gehört zu den führenden Menschenrechtsexperten der Bundesrepublik. Er hat seit dem Jahr 2009 den Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg inne, zuvor war er Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Von 2010 bis 2016 war Heiner Bielefeldt zusätzlich Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zu Fragen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Mit seinem großen persönlichen Engagement und überragender Kompetenz hat er in hohem Maße zum internationalen Ansehen der Bundesrepublik Deutschland beigetragen. Ihm sind wertvolle Impulse für den interreligiösen Dialog, bei der Vertrauensbildung zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften und bei der Stärkung der Zivilgesellschaft zu verdanken. Außerdem beteiligt sich Heiner Bielefeldt intensiv an Debatten der OSZE, des Europäischen Parlaments und des Europarats.

Ivanka-Zlata Perisic, Ansbach
Verdienstkreuz am Bande

Die Therapeutin setzt sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für an Demenz erkrankte Menschen ein. Ivanka-Zlata Perisic ist Mitgründerin mehrerer Vereine und Selbsthilfegruppen in Bayern und hat eine Vielzahl zukunftsweisender Initiativen angestoßen. Dank ihres Einsatzes sind die Gedächtnissprechstunden, das Alzheimer-Telefon für Betroffene und das Alzheimer-Fachtelefon für Pflegekräfte entstanden, die zu den ersten Initiativen dieser Art in der Bundesrepublik gehörten. Außerdem hat sie eine Helfervermittlungsbörse in Ansbach gegründet. Um auch auf dem Lande für Betroffene und ihre Angehörigen die Information über Demenz zu erleichtern, hat sie sich am Aufbau von Informations-Netzsystemen im Internet beteiligt, die auch die Muttersprache von Migranten berücksichtigen. Daneben unterstützt sie seit langem den Seniorenbeirat der Stadt Ansbach.

Berlin

Dr. Friedrich Christian Delius
Verdienstkreuz 1. Klasse

Friedrich Christian Delius gehört seit Jahrzehnten zu den herausragenden Schriftstellern in der Bundesrepublik. In seinem umfangreichen Werk reflektiert er so eindringlich wie anschaulich das Zeitgeschehen. Sein Einfühlungsvermögen dabei wird von vielen gerühmt – von Leserinnen und Lesern ebenso wie von der Kritik. Auch in öffentlichen Debatten hat sich Friedrich Christian Delius immer wieder mit zahlreichen Artikeln und Essays zu Wort gemeldet. Als Mitglied des PEN setzt er sich außerdem für verfolgte Autorinnen und Autoren ein. Friedrich Christian Delius ist mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt worden, darunter im Jahr 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis. Literatur lehrt Verständnis, sagt er. Friedrich Christian Delius hat sich um dieses Verständnis, das den Zusammenhalt in einer freien, demokratischen und weltoffenen Gesellschaft erst schafft, in besonderer Weise verdient gemacht.

Dr. Carolin Emcke
Verdienstkreuz am Bande

Die Publizistin hat es sich zur Aufgabe gemacht, dort, wo Missstände herrschen, hinzuschauen, diese mit größtmöglicher Präzision zu benennen und Zeugnis davon abzulegen. Carolin Emcke berichtet aus Kriegs- und Krisengebieten, analysiert das Zeitgeschehen und bringt sich immer wieder mit wichtigen Denkanstößen in die gesellschaftspolitischen Debatten ein. Dabei greift sie auch Themen auf, zu denen sie einen ganz persönlichen Bezug hat, und vermittelt eindringlich ihre Sichtweise als direkt Betroffene. Sie ist Gastdozentin an mehreren der renommiertesten Universitäten im In- und Ausland und eine stets gefragte Rednerin. Als engagierte Intellektuelle tritt sie dabei auch immer mit besonderem Nachdruck für die Wahrung der Menschenrechte und den Rechtsstaat ein. Carolin Emcke ist für ihre Arbeit bereits vielfach geehrt worden. So erhielt sie im Oktober 2016 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Jenny Erpenbeck
Verdienstkreuz am Bande

Jenny Erpenbeck zählt zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der jüngeren Gegenwartsliteratur in der Bundesrepublik. Ihr Werk zeichnet sich durch hohe Sprach- und Formkunst und eine engagierte Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitisch aktuellen Themen aus. Besondere Aufmerksamkeit hat sie dabei dem Schicksal von Flüchtlingen gewidmet, deren Situation in Deutschland sie eindringlich schildert. So hat sie einer großen Leserschaft bereits zu Beginn der Flüchtlingsaufnahme im Sommer 2015 die Beweggründe und Empfindungen von Menschen nahegebracht, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Ihr Engagement für Flüchtlinge dauert bis heute an. Jenny Erpenbeck ist bereits vielfach ausgezeichnet worden, u. a. im Jahr 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis, einem der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Markschies
Verdienstkreuz 1. Klasse

Der Lehrstuhlinhaber für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Präsident er von 2006 bis 2010 war, gilt als einer der profiliertesten Theologen in der Bundesrepublik. Über sein akademisches Wirken hinaus engagiert sich Christoph Markschies in herausragender Weise im ökumenischen und im jüdisch-christlichen Dialog. Seit dem Jahr 2015 leitet er zusätzlich das bei der theologischen Fakultät der Universität angesiedelte Institut Kirche und Judentum, das im Jahr 1960 von der Berliner Evangelischen Kirche gegründet wurde. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit verfasst Christoph Markschies regelmäßig auch Kolumnen, Zeitungsartikel und populärwissenschaftliche Bücher, um Themen der Theologie und Kirchengeschichte in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Er ist Vorsitzender der Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland und gehört seit langem dem Johanniterorden an.

Christiane Paul
Verdienstkreuz am Bande

Die promovierte Ärztin ist eine der herausragenden Schauspielerinnen der Bundesrepublik. Ihre Verwandlungskunst ist auch im Ausland hoch anerkannt. Für ihre schauspielerischen Leistungen wurde Christiane Paul bereits vielfach ausgezeichnet, so mit dem International Emmy Award im November 2016. Über ihre künstlerische Arbeit hinaus engagiert sie sich auch immer wieder für soziale Projekte: Christiane Paul war mehrmals Botschafterin für Kampagnen zum Welt-AIDS-Tag und hat die Aktion Deine Stimme gegen Armut unterstützt. Um auch als Künstlerin für die Einhaltung der Menschenrechte einzutreten, war sie bei der Berlinale 2007 Mitglied der Amnesty-International-Jury. Außerdem engagiert sie sich in Berlin für das Sozialprojekt Die Arche, ein Verein, der Freizeiteinrichtungen für benachteiligte Kinder betreibt. Seit dem Jahr 2009 ist sie zudem UNICEF-Patin.

Andres Veiel
Verdienstkreuz 1. Klasse

Der Regisseur und Autor leistet mit seinem künstlerischen Schaffen seit über 25 Jahren wichtige Beiträge zu gesellschaftspolitischen Debatten in der Bundesrepublik. Andres Veiel gilt als einer der profiliertesten Vertreter einer politisch engagierten Kunst. Seine Dokumentarfilme, Theaterstücke und Spielfilme haben zeitgeschichtliche Ereignisse, soziale Fragen und Missstände in der Gesellschaft zum Thema. Ein Schwerpunkt bildet dabei immer wieder die Geschichte der RAF. Für Andres Veiel heißt Kunst, Dinge neu zu betrachten. Dabei scheut er weder Tabus noch Kontroversen. Er schafft mit seinen Filmen und Stücken Collagen, die nicht immer unumstritten sind, aber stets zum Nachdenken anregen, und er erreicht damit ein großes Publikum. Um junge Filmschaffende an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, lehrt er auch an Hochschulen, so u. a. an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.

Brandenburg

Simone Meuche, Neuenhagen bei Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Simone Meuche hat im Jahr 1989 das Kinder- und Jugendtanzensemble Neuenhagen gegründet. Was zunächst als Schularbeitsgemeinschaft begann, ist heute ein sehr gefragter Verein in der Region, der herausragende Kinder- und Jugendarbeit leistet und in dem über 500 Kinder, Jugendliche und mittlerweile auch Erwachsene voller Begeisterung mitwirken. Die Vereinsbeiträge sind niedrig, damit alle, die Freude am Tanzen haben, mitmachen können. Simone Meuche wirkt mit großer Leidenschaft als künstlerische Leiterin des Kinder- und Jugendtanzensembles Neuenhagen. Regelmäßig nimmt das Ensemble sehr erfolgreich an Tanzwettbewerben im In- und Ausland teil, bei denen auch immer wieder über Grenzen hinweg viele Freundschaften entstehen. Simone Meuche hat außerdem im Jahr 2014 den Tanzverband des Landes Brandenburg mitgegründet, dessen Vorsitzende sie auch ist. Darüber hinaus gehört sie dem Präsidium des Deutschen Bundesverbandes Tanz an.

Bremen

Beate Alefeld-Gerges
Verdienstkreuz am Bande

Die Sozialpädagogin hat im Jahr 1999 den Verein Trauerland gegründet, eine Anlaufstelle in Bremen und Oldenburg für Kinder und Jugendliche, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. Dort wird ihnen und ihren Familien Hilfe beim Trauerprozess angeboten. Beate Alefeld-Gerges ist pädagogische Leiterin des Vereins und gehört dem Vorstand an. Sie hat spezielle Konzepte für eine Trauerbegleitung entwickelt, die beispielgebend sind. Der Verein, der bei seiner Gründung vor 18 Jahren deutschlandweit der erste auf diesem Gebiet war, arbeitet eng mit öffentlichen Einrichtungen und verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe zusammen und bildet bundesweit Trauerbegleiterinnen und -begleiter aus. Beate Alefeld-Gerges ist Pionierin auf einem Gebiet, das viele Betroffene sprachlos werden lässt und in der Öffentlichkeit häufig tabuisiert wird.

Hamburg

Karin Beier
Verdienstkreuz 1. Klasse

Die Theaterregisseurin hat die von ihr geleiteten Bühnen jeweils in kurzer Zeit an die Spitze der deutschen Theaterlandschaft geführt. Seit dem Jahr 2013 ist Karin Beier Intendantin des größten Sprechtheaters in der Bundesrepublik, des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. Zuvor war sie Intendantin des Schauspiel Köln. Mehrere ihrer Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Mit ihren Arbeiten hat Karin Beier stets neue Wege beschritten und sich dabei nie gescheut, auch umstrittene Themen auf die Bühne zu bringen. Kunst bedeutet für sie immer auch gesellschaftspolitisches Engagement. Durch die ihr eigene Kreativität schafft sie Inszenierungen und Projekte, die die Neugier vieler Menschen wecken, sie berühren und für lebhafte Diskussionen sorgen. Darüber hinaus engagiert sich Karin Beier seit langem immer wieder auch ehrenamtlich.

Vera Falck, Buchholz in der Nordheide
Verdienstkreuz am Bande

Um Kindern zu helfen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, hat sich vor 20 Jahren Vera Falck dem Verein Dunkelziffer angeschlossen. Die Betriebswirtin hat den Verein mit aufgebaut und leitet ihn seit dem Jahr 2000 als Geschäftsführerin. Dunkelziffer bietet Erstberatung an, führt Therapien für Kinder und Jugendliche durch und vermittelt Rechtsbeistand. Auch für öffentliche Stellen ist der Verein eine unverzichtbare Einrichtung geworden, sei es bei der Präventionsarbeit in Kindergärten und Schulen, bei Fortbildungen für Richter, Staatsanwälte und Kriminalbeamte oder beim Kampf gegen die zunehmende Verbreitung von Kinderpornografie im Internet. Mit großem persönlichen und immer wieder an die Grenzen der Belastbarkeit gehenden Einsatz tritt Vera Falck gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie ein. Themen, die auch heute noch zu oft tabuisiert werden.

Stefan Romey
Verdienstkreuz am Bande

Stefan Romey macht sich seit langem für die Rechte von Verfolgten des NS-Regimes stark. Er gehörte 1988 zu den Initiatoren der Hamburger Stiftung Hilfe für NS-Verfolgte und ist seit acht Jahren deren Vorstandsvorsitzender. Dank seines persönlichen Einsatzes wurden die von der Stiftung geleisteten Entschädigungen um zusätzliche Leistungen für hilfsbedürftige NS-Verfolgte und deren Hinterbliebene erweitert. Darüber hinaus ist Stefan Romey in vielen weiteren Initiativen für NS-Opfer aktiv und arbeitet u. a. im Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit. Das Thema NS-Verfolgung hat er zudem in zahlreichen Fachaufsätzen und Artikeln behandelt. Auch beruflich hat sich Stefan Romey, der Schulleiter der Förderschule Pröbenweg in Hamburg ist, stets herausragend engagiert. Dies zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Auszeichnungen, zu denen er seine Schülerinnen und Schüler geführt hat. Über viele Jahre war er außerdem im Personalrat und in der Lehrerkammer Hamburg aktiv.

Andrea Vogt-Bolm, Panten
Verdienstkreuz am Bande

Andrea Vogt-Bolm setzt sich für Menschen ein, die von Amputation bedroht oder betroffen sind. Im Jahr 2005 gründete sie in Hamburg eine Selbsthilfegruppe, aus der der Verein Institut AMPU VITA hervorgegangen ist. Das Institut hat sich schnell zu einer viel gefragten Einrichtung entwickelt, deren Angebote dankbar angenommen werden. Betroffene, die nicht selbst in das Institut kommen können, besucht Andrea Vogt-Bolm – sei es in Kliniken, in Reha-Einrichtungen oder zu Hause. Dabei ist ihr auch ein großes Anliegen, zu verhindern, dass diese in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen in Isolation geraten. Außerdem hat Andrea Vogt-Bolm im Jahr 2006 das Projekt AMPU KIDS ins Leben gerufen. Sie hat damit für von Amputation betroffene Kinder und deren Eltern ein Forum geschaffen, auf dem sie sich untereinander austauschen und dabei helfen können, das eigene Schicksal anzunehmen und Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Hessen

Christa Hofmann, Flörsheim am Main
Verdienstkreuz am Bande

Auch gegen zahlreiche Widerstände hat Christa Hofmann im Jahr 1998 den Hospizverein Lebensbrücke initiiert. Dank ihres großen persönlichen Einsatzes hat der Verein im Jahr 2011 ein Hospiz in Flörsheim am Main eröffnet, das zu einer der wichtigsten karitativen Einrichtungen der Region geworden ist. Christa Hofmann ist Vereinsvorsitzende und Geschäftsführerin des Hospizes. Darüber hinaus bildet sie die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus. Um auch Kindern das Thema Sterben näher zu bringen, hat sie zudem in einer Grundschule ein Unterrichtsprojekt veranstaltet und ein Kinderbuch über Abschied und Trauer verfasst. Mit ihrem Wirken ist sie ein herausragendes Beispiel für gelebte Mitmenschlichkeit in Lebenssituationen, in denen Hilfe gebraucht wird. Neben ihrem Einsatz für die Lebensbrücke engagiert sich Christa Hofmann seit Jahrzehnten auch in ihrer Kirchengemeinde.

Nia Künzer, Wetzlar
Verdienstkreuz am Bande

Die Fußball-Weltmeisterin und Pädagogin nutzt seit vielen Jahren ihre große Popularität für soziale Projekte. Seit dem Jahr 2003 arbeitet Nia Künzer bei NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit mit, einem Verein, mit dem sie sich in Bangladesch für die Schulbildung von Mädchen und beim Kampf gegen Kinderehen einsetzt. Seit 2009 unterstützt sie auch die Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Suchtprävention Kinder stark machen. Ein großes persönliches Anliegen ist Nia Künzer darüber hinaus die Nachwuchsförderung im Frauenfußball. Seit 2010 begleitet sie die Kampagne Integration gewinnt des 1. FFC Frankfurt, die für talentierte Mädchen im Grundschulalter Fußballkurse vermittelt. Außerdem ist Nia Künzer UNICEF-Botschafterin des Mädchenfußballprojektes Galz & Goals in Namibia.

Mecklenburg-Vorpommern

Joachim Brenncke, Schwerin
Verdienstkreuz am Bande

Nach der Wiedervereinigung übernahm der Architekt den Vorsitz des Gründungsausschusses der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern. 1991 wurde Joachim Brenncke zu deren erstem Präsidenten gewählt. Ein Amt, das er seitdem ununterbrochen ausübt. Seit 2001 ist er zusätzlich Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer. Bei seinem Engagement ist es ihm ein großes Anliegen, die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums zu stärken. Mit seinem umfangreichen Fachwissen und großem Elan setzt sich Joachim Brenncke dafür ein, die Identität einer Region zu erhalten, die Lebensqualität auf dem Land zu steigern und den negativen Auswirkungen des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Maßgeblich hat er seit dem Jahr 2007 die Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern mitgestaltet und ist seit 2016 deren Vorstandsvorsitzender. Von 2012 bis 2016 war er außerdem Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Baukultur.

Niedersachsen

Olukayode Arigbabu, Laatzen
Verdienstkreuz am Bande

Nach der Maxime Man muss sich engagieren und integrieren ist Olukayode Arigbabu, der vor über 50 Jahren nach Deutschland kam, selbst in herausragender Weise an seinem Wohnort Laatzen aktiv. Er hat im Jahr 1996 die Initiative für Arbeit ins Leben gerufen, deren Vorsitzender er auch ist. Der Verein bietet Beratung, Bewerbungstraining und Qualifizierungsprojekte an und arbeitet erfolgreich mit dem Jobcenter Hannover und anderen Beratungsstellen zusammen, um die Arbeitslosigkeit in der Region zu verringern. Darüber hinaus setzt sich Olukayode Arigbabu im Begleitausschuss der Stadt für das Programm Partnerschaft für Demokratie ein und ist dort eine wichtige Stimme bei Integrationsdialogen. Außerdem hat er die Laatzener Tafel mit etabliert und unterstützt die Initiative Soziale Stadt – Laatzen-Mitte wird top!. Im Jahr 2015 war Olukayode Arigbabu zudem Mitbegründer des Netzwerks für Flüchtlinge in Laatzen.

Nordrhein-Westfalen

Friedhelm Julius Beucher, Bergneustadt
Verdienstkreuz 1. Klasse

Seit Jahrzehnten setzt sich Friedhelm Julius Beucher in herausragender Weise dafür ein, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Bundesrepublik gefördert wird: als Schulleiter, Politiker und seit 2009 auch als Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Dabei engagiert er sich gleichermaßen dafür, dass die einzelnen Sportlerinnen und Sportler, sei es im Leistungssport oder im Breitensport, gefördert werden und dass die Gesellschaft die Belange der Menschen mit Behinderungen wahrnimmt. Seit 2013 ist Friedhelm Julius Beucher zudem Vorsitzender der Stiftung Behindertensport. Darüber hinaus ist er bei einer Vielzahl von Initiativen in seiner Heimat aktiv. Besonders am Herzen liegt ihm der Verein für soziale Dienste in Bergneustadt, den er 1983 mitbegründet hat und der in enger Zusammenarbeit mit den Sozial- und Arbeitsämtern bereits zahlreichen jungen Menschen und Langzeitarbeitslosen zu Ausbildung und Arbeit verholfen hat.

Monika Lang, Aachen
Verdienstkreuz am Bande

Mit dem Ziel, moderne Nachbarschaftshilfe zu leisten, gründete Monika Lang im Jahr 2004 den Aachener Nachbarschaftsring Öcher Frönnde. Sie hat damit ein soziales Netzwerk geschaffen, in dem sich Bürgerinnen und Bürger generationenübergreifend gegenseitig helfen, sei es, um einen Fahrdienst zum Arzt zu übernehmen, Haushaltshilfe im Krankheitsfall anzubieten oder Kinder zu betreuen. Die geleisteten Hilfen werden den ehrenamtlichen Mitgliedern auf einem Zeitkonto gutgeschrieben, das sie einlösen können, wenn sie selbst Hilfe brauchen. Monika Lang ist es bei dem gegenseitigen Austausch von Dienstleistungen ein wesentliches Anliegen, die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern und der Vereinsamung alter, kranker oder behinderter Menschen entgegenzuwirken. Von Beginn an hat sie den Vorsitz des Vereins inne. Sie investiert viel Zeit und Mühen, um nicht nur eine reibungslose Organisation der Dienstleistungen zu gewährleisten, sondern auch ein persönliches Miteinander quer durch alle Generationen zu pflegen.

Rheinland-Pfalz

Dr. Ralph Erbar, Mainz
Verdienstkreuz am Bande

Ralph Erbar hat sich als ein Geschichtslehrer verdient gemacht, der sich weit über seine Berufspflichten hinaus bei vielen Initiativen zur politischen Bildung und in der Gedenkarbeit engagiert. Ihm sind eine große Anzahl von neuen Lernmaterialien zur Geschichtsdidaktik und Demokratieerziehung zu verdanken, die auch außerhalb der Schule eingesetzt werden. Er ist Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Geschichtslehrerverbandes, Beisitzer des geschäftsführenden Bundesvorstandes dieser Vereinigung und Berichterstatter der Kultusministerkonferenz für das Fach Geschichte. Seit langem gehört Ralph Erbar zudem der Jury des Schüler- und Jugendwettbewerbs an, den die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz jährlich durchführt, und ist Mitglied im Netzwerk der Körber-Stiftung, die den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausrichtet. In seiner Heimatstadt Mainz ist er außerdem Vorstandsmitglied der Stiftung Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz, die er 2015 mitgegründet hat.

Saarland

Michael Schaefer, Lebach / Reifferscheid, Rheinland-Pfalz
Verdienstkreuz am Bande

Der ehemalige Seelsorger in Jugendstrafanstalten und Krankenhauspfarrer setzt sich seit vielen Jahren für junge Menschen ein, die außerhalb der Gesellschaft stehen. Vor mehr als 30 Jahren hat Michael Schaefer den Verein für die Förderung und Pflege des Sports im Jugendstrafvollzug Ottweiler mitgegründet und war bis zum Jahr 2012 dessen Vorsitzender. Dabei war ihm besonders wichtig, dass die inhaftierten Jugendlichen regelmäßig an Sportveranstaltungen auch außerhalb des Vollzugs teilnehmen konnten und damit über den Sport konkrete Hilfe bei der Resozialisierung fanden. Seit Mitte der 1990er-Jahre kümmert sich Michael Schaefer zudem um Straßenkinder in St. Petersburg. Für den Aufbau eines Wohnheims für diese Kinder hat er über eine Million Euro an Spenden gesammelt. Um das Projekt abzusichern, hat er den Förderverein für das Heim der Straßenkinder Bereg – das Ufer gegründet, den er auch leitet.

Sachsen

Gotthold Schwarz, Leipzig
Verdienstkreuz 1. Klasse

Dem international renommierten Sänger, Chorleiter und Dirigenten ist in besonderem Maße zu verdanken, dass der Thomanerchor – einer der berühmtesten Knabenchöre der Welt und eine der ältesten Kultureinrichtungen in Sachsen – ein kulturelles Aushängeschild für die Bundesrepublik Deutschland ist. Als Stimmbildner hat Gotthold Schwarz von 1979 an wertvolle pädagogische Aufbauarbeit geleistet. Ab Anfang der 1990er-Jahre ist er immer wieder als Stellvertreter des Thomaskantors eingesprungen und hat dafür oft eigene Engagements als freischaffender Künstler zurückgestellt. Im Jahr 2016 wurde Gotthold Schwarz zum Thomaskantor berufen. Besonders verdient gemacht hat er sich zudem um die Förderung Alter Musik. Gotthold Schwarz zählt zu den herausragenden Sängern der Alten Musik in Deutschland. 1990 rief er die Leipziger Musikgesellschaft ins Leben, die sich Werken der älteren Musikgeschichte widmet und deren künstlerischer Leiter er ist.

Sachsen-Anhalt

Bärbel-Ute Herre, Halberstadt
Verdienstkreuz am Bande

Ihre eigenen Erfahrungen als Mutter eines behinderten Kindes haben die Goldschmiedin besonders dafür sensibilisiert, auf Menschen in Not aufmerksam zu werden und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung Partei zu ergreifen. Seit Anfang der 1990er-Jahre engagiert sich Bärbel-Ute Herre ehrenamtlich im Verein Flüchtlingshilfe Halberstadt. Für viele Familien ist sie die Brücke zur Integration. Sie begleitet Familien bei Behördengängen, vermittelt Hilfsangebote und wird oft zur wichtigen Vertrauensperson. Besonders am Herzen liegen ihr die Flüchtlingskinder, für die sie immer wieder Veranstaltungen organisiert. Ein großes Anliegen ist es ihr dabei, Kinder unterschiedlichster Herkunft bei gemeinsamen Aktivitäten zusammenzubringen. Darüber hinaus ist sie u. a. beim Unabhängigen Frauenverband Landkreis Harz ehrenamtlich aktiv.

Dr. Renate Patz, Merseburg
Verdienstkreuz am Bande

Voller Tatkraft hat die Mathematikerin aus einer Industrieruine ein modernes Industriedenkmal und Kulturzentrum geschaffen. Renate Patz ist es zu verdanken, dass im Geiseltal des Saalekreises – früher eines der bedeutendsten Bergbaugebiete Deutschlands – aus der ehemaligen Zentralwerkstatt Pfännerhall eine über die Region hinaus bekannte Institution entstanden ist, in der die 300-jährige Geschichte der Braunkohleförderung in der Gegend anschaulich vermittelt wird. Im Jahr 1997 hat sie den Förderverein Zentralwerkstatt Pfännerhall mitgegründet, dessen Vorstandsmitglied sie 20 Jahre war. Außerdem war sie in der Zeit auch die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kulturzentrums. Darüber hinaus hat Renate Patz viele Jahre das Zukunftsforum Geiseltal mit organisiert, das Bürgerinnen und Bürger mit Fachleuten zusammenführt, um gemeinsam die Zukunft der Region nach dem Bergbau zu gestalten.

Schleswig-Holstein

Arved Fuchs, Bad Bramstedt
Verdienstkreuz am Bande

Seit 40 Jahren unternimmt Arved Fuchs Expeditionen in entlegene Gebiete. Mit seinen Dokumentarfilmen, Fotoreportagen und Büchern ist er zu einem der herausragenden Umweltschützer der Bundesrepublik geworden. Dabei ist es ihm ein besonderes Anliegen, junge Menschen für Themen wie den Klimawandel, die Überfischung und die zunehmende Vermüllung der Meere zu sensibilisieren. Seit 2007 veranstaltet er jährlich das internationale Jugendcamp Ice – Climate – Education mit dem Ziel, Jugendliche zu Klimaschutzbotschaftern zu qualifizieren. Er selbst ist einer der Botschafter der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Außerdem engagiert sich Arved Fuchs für die Stiftung Klimawald, die neue Wälder anlegt, um mitzuhelfen, den Klimawandel auf natürliche Weise einzudämmen. Er hat bereits zahlreiche Ehrungen erhalten, u. a. die Goldene Blume von Rheydt, einen der ältesten deutschen Umweltschutzpreise.

Ute Schulte-Ostermann, Kiel
Verdienstkreuz am Bande

Die Sozialpädagogin engagiert sich seit vielen Jahren bei ökologischen Projekten für Kinder und Jugendliche. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 unterstützt Ute Schulte-Ostermann tatkräftig den Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland. Seit 2010 vertritt sie den Verband zudem in ihrer Funktion als ehrenamtliche Vorsitzende. Um Kindern die Vielfalt der Natur mit neuen Ansätzen vertraut zu machen, hat sie ein Konzept für die Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften entwickelt, bei dem künstlerische Methoden und Elemente der Theaterpädagogik angewandt werden. Die NaturSpielpädagogik wurde als offizielles UN-Dekadeprojekt Bildung für nachhaltige Entwicklung von der deutschen UNESCO-Kommission im Jahr 2011 ausgezeichnet. Auf Fachtagungen, Fortbildungsveranstaltungen und mit Publikationen setzt sich Ute Schulte-Ostermann im In- und Ausland mit großem Elan dafür ein, den Umweltschutz bereits in die frühkindliche Bildung einfließen zu lassen.

Schweiz

Gidon Kremer, Laufen
Großes Verdienstkreuz mit Stern

Gidon Kremer ist einer der großen Violinisten unserer Zeit. Zahlreiche Komponisten haben ihm eigene Werke gewidmet. Sein erstes Konzert in der Bundesrepublik Deutschland gab er im Jahr 1975. 1980 nahm er hier einen zweiten Wohnsitz, was dazu führte, dass er jahrelang Auftrittsverbot in allen Staaten des Warschauer Pakts hatte. Neben seinem überragenden Wirken als Künstler will Gidon Kremer, so seine eigenen Worte, auch als Zeitgenosse etwas bewegen. In der Musik sucht er eine Sprache des Verständnisses, des Brückenbaus und der Versöhnung. Dies bringt er bei seinen vielen Konzerten in der Bundesrepublik immer wieder zum Ausdruck. Mit dem von ihm vor 20 Jahren gegründeten Kammerorchester Kremerata Baltica fördert er junge Talente und tritt immer wieder für die Ideale eines vereinten Europas ein. Gidon Kremer ist bereits vielfach ausgezeichnet worden. Im Jahr 2016 wurde er als neues Mitglied in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste gewählt.